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Tödliche Option

Tödliche Option

Titel: Tödliche Option Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette Meyers
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einfach aufzugeben.
    Wenn er ein unabhängiges Einkommen gehabt hätte,
hätte er sich vermutlich nicht bei Goodspeed abgerackert, denn sie waren dafür
bekannt, daß ihre Leute bis zum letzten schuften mußten. Er mußte geglaubt
haben, daß er mit seiner Entdeckung für den Rest seines Lebens ausgesorgt
hätte.
    Verdammte Smith. Verdammt jeder einzelne der
glorreichen sieben. Es mußte einer von ihnen sein. Sie war ziemlich sicher, daß
weder Ellie noch David in Smith’ Bericht für Luwisher Brothers eingeweiht
waren. Ergo konnten sie, falls jemand versuchte, Smith und Wetzon umzubringen,
die Verdächtigen auf fünf beschränken. Sehr komisch, Wetzon, dachte sie.
    Mit Bedauern ging sie in den Stand und machte
einige Pliés. Ihre Haut kribbelte. Wo war Silvestri? Sie wollte nicht ausgehen,
ohne mit ihm zu sprechen, ohne ihm zu berichten, wie Smith sie zu Lockvögeln gemacht
hatte.
    »Ach, quak, quak, Zuckerstück«, machte sie Smith
nach und tanzte ins Schlafzimmer. Sie zog einen langen weißen Hosenrock und ein
kurzärmliges Baumwollhemd mit V-Ausschnitt an und schlupfte mit bloßen Füßen in
Sandalen. Dann kämmte sie ihr Haar zu einem Pferdeschwanz zurück und verdeckte
das Band mit einem Baumwollschal in Violett und Weiß.
    Wie mutig du bist, Wetzon, dachte sie, indem sie sich selbst verspottete.
Sie war nicht ängstlich, einfach ein bißchen überdreht. Verhielt sie sich dumm?
Ihre Uhr zeigte Viertel vor sieben an. Sie ging in die Küche, riß ein Blatt von
dem Notizwürfel neben dem Telefon und steckte ihn an der Außenseite der Tür
unter den Spion. Dann schrieb sie darauf: S — Treffe Smith um 7 bei Baci‘s.
Dringende Nachricht. Komm bitte. L.
    Es kam ihr selbst alles melodramatisch vor, und
er würde wahrscheinlich zurückrufen und diese Nachricht erst vorfinden, wenn er
nach Hause käme, und wer weiß, ob er überhaupt kommen würde. Merde. Sie
ging nach drinnen, packte die Handtasche, ging hinaus, schloß die Tür und
drehte den Schlüssel zweimal herum.
    Ein Telefon läutete. Sie legte ein Ohr an die
Tür. Ihr Telefon. Verflixt. Sie fummelte am Schloß herum, bekam es auf, stürzte
zum Telefon und war vor dem fünften Läuten, bei dem sich der Anrufbeantworter
einschaltete, dort. »Hallo«, keuchte sie.
    »Wetzon?«
    »Hier ist Wetzon. Ich verstehe Sie kaum.
Sprechen Sie bitte lauter. Wer ist dort?«
    »Wetzon«, flüsterte die Stimme. »Sie sagten, Sie
sind meine Freundin. Jetzt brauche ich eine Freundin.«
    »Ellie? Sind Sie das? Was ist los?«
    »Wetzon... helfen Sie mir... bitte. Alles ist
irgendwie schiefgegangen... ich...« Ein schepperndes Geräusch, als habe Ellie
das Telefon fallen gelassen.
    »Ellie, sprechen Sie deutlich. Ich komme nicht
mit.« Keine Antwort.
    »Ellie? Ellie!«
    Sie hörte einen leisen Schrei, wie das Miauen
einer Katze, dann war die Leitung tot.

  Wetzon legte den Hörer auf. Ellie trank.
Ellie war bewußtlos geworden und hatte das Telefon fallen lassen. Ellie steckte
in Schwierigkeiten. Ob sie die 911 anrufen sollte? Nein, das wäre übertrieben.
»Okay, denken wir in aller Ruhe darüber nach«, sagte sie laut. Wo wohnte Ellie?
Wetzon versuchte, sich zu erinnern. Irgendwo an der West Side... Lincoln
Towers?
    Das New Yorker Telefonbuch führte dreißig E.
Kaplans auf, davon sieben an der West Side, und eine Ellie im falschen
Stadtteil. Was nun? Sie erinnerte sich nicht, Ellies Privatadresse für den
»Fahndungsbogen« aufgenommen zu haben — was immer schlecht war, wie sie Harold
und B. B. häufig vorgehalten hatte — , aber die private Telefonnummer war
vermutlich ordentlich eingetragen, und das Blatt lag auf ihrem Schreibtisch im
Büro.
    Sie setzte sich auf den Boden, kreuzte die Beine
nach Yoga-Art und schloß die Augen. Nachdenken. Vielleicht würde ihr etwas
einfallen. Das Telefon läutete, und sie nahm erleichtert ab. Silvestri würde
wissen, was zu tun war. »Bin ich froh, daß du anrufst<«, sagte sie, ohne sich
zu melden oder zu warten.
    »Na na, la-di-da, Häschen«, sagte Carlos. »Ich
bin auch froh, daß ich es bin.«
    »Oh, Carlos, ich kann jetzt nicht reden«,
jammerte sie. »Eben rief mich eine Mäklerin an, die in Schwierigkeiten steckt,
ich weiß nicht, wo sie wohnt, und im Telefonbuch stehen dreißig E. Kaplans, und
Smith wartet vermutlich schon bei Bad auf mich, und ich komme zu
spät...«
    »Ts, ts, das letzte Problem ist das kleinste.
Laß den Barrakuda warten. Sie hat dich oft genug warten lassen.«
    »Wiedersehen, Carlos.«
    »Es geht mir gut,

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