Tödliche Panne: Ein Las-Vegas-Krimi
soll.«
»Aber er hat gesagt, du hast ihn dasselbe gefragt wie die Detectives, nur schlimmer. Er sagt, du hast was gegen ihn.«
»Ich hab über den Typen weder einen gute noch eine schlechte Meinung«, murmelte Snow. »Aber es gibt etwas, das du wissen solltest.«
»Was?«
»Er hat fünf Jahre im Staatsgefängnis von Arizona wegen mehrerer bewaffneter Raubüberfälle gesessen.«
Schweigen am anderen Ende.
»Karen?«
»Ich muss jetzt Schluss machen«, sagte sie. Dann legte sie auf.
9
Unter den zweistöckigen Häusern auf der Duit Avenue, auf der anderen Seite des ausgetrockneten Flussbetts direkt gegenüber von dem Hollywood-Wohnmobil-Stellplatz, waren acht, von denen Snow glaubte, dass ihre Bewohner vielleicht etwas gesehen haben könnten. Bei den ersten zwei Haustüren, an denen er klingelte, war er erfolglos; niemand machte auf oder vermutlich war niemand zu Hause. Beim dritten und vierten Versuch traf er zwar jemanden an, aber niemand konnte sich erinnern, auf der anderen Seite des Flussbetts etwas Verdächtiges bemerkt zu haben. Wie zu erwarten war, lagen die Schlafzimmer dieser Leute im Obergeschoss. In der Regel sahen sie nur dann aus den oberen Fenstern, wenn sie die Jalousien oder Fenster öffneten und schlossen. Und zu diesen Zeiten sahen sie nichts weiter als den gelegentlichen Jogger, der auf der Zugangsstraße für die Feuerwehr, die neben dem Zaun verlief, seine Runden drehte.
Beim fünften Haus, das Snow aufsuchte, lief es anders ab. Der Mann, der an die Tür kam, war Mitte dreißig. Er war etwas kleiner als Snow, hatte einen rasierten Schädel und trug Bermuda-Shorts und ein T-Shirt, dessen Aufdruck Werbung für die Weltmeisterschaft im Poker machte. Snow erkannte ihn in dem Augenblick, als er die Tür öffnete.
Der Mann machte den Mund auf und starrte seinen Besucher eine Sekunde lang an. Dann zeigte er auf Snow. »Kartenzimmer im Treasure Island Hotel«, sagte er.
Snow lächelte und nickte. Sie gaben sich die Hand.
»Chuck Sharar«, sagte der Mann.
Snow stellte sich vor und trat ein.
»Sie spielen wohl meistens mit begrenztem Einsatz?«, fragte Sharar. »Ich kann mich nicht erinnern, Sie jemals an einem Tisch gesehen zu haben, wo ohne Limit gespielt wird.«
»Ja«, sagte Snow. »Ich fühl mich einfach wohler dabei. Ich wollte noch nie das Risiko eingehen, bei einem Spiel alles zu verlieren.«
Sharar deutete auf einen Sessel mit dicken Polstern. »Setzen Sie sich. Möchten Sie ein Bier?«
Snow hakte die Daumen in seinen Hosentaschen ein. »Danke, aber ich kann nicht lange bleiben. Ich bin nur vorbeigekommen, um Ihnen ein paar Fragen zu stellen. Und es tut mir wirklich leid, wenn ich Sie störe …«
»Kein Problem.« Er machte eine Pause. »Aber wie haben Sie herausgefunden, wo ich wohne?«
»Oh, mein Besuch hat nichts mit Poker zu tun«, sagte Snow. »Schön wär’s. Es geht eigentlich um den Wohnmobil-Stellplatz auf der anderen Seite von dem Flussbett. Gestern Nacht wurde dort ein Mord begangen und ich helfe bei den Ermittlungen.«
Sharars Augenbrauen schossen nach oben. »Ein Mord? Darüber weiß ich nichts. Na ja, ich hab mir auch noch nicht die Nachrichten angehört. Was genau ist passiert?«
Snow gab ihm eine kurze Zusammenfassung dessen, was die Polizei herausgefunden hatte, und fragte ihn, ob er irgendetwas gesehen hatte.
»Ich war gestern Nacht nicht zu Hause. Bin erst um vier heute Morgen heimgekommen. Ich hab gespielt.«
Snow nickte. »Im Treasure Island?«
»Nein, ich war im Bellagio. Dort spiel ich schon seit ein paar Wochen.«
»Gefällt es Ihnen dort besser?«, fragte Snow.
»Ziemlich nobel, der Laden«, sagte Sharar. »Bis jetzt hatte ich ’ne Glückssträhne. Spielen Sie auch dort?«
»Meistens dort, im Treasure Island oder im Wynn. In diesen dreien.«
»Spielen Sie hauptberuflich?«, fragte Sharar.
»Seit etwa drei Jahren. Ich bin aus dem Polizeidienst ausgeschieden und hab seitdem hauptberuflich gespielt – bis vor etwa einem Monat.«
Sharar kniff die Augen zusammen und neigte den Kopf nach vorne. »Was ist passiert?«
Snow sah Sharar geradewegs in die Augen. »Nichts Gutes, das kann ich Ihnen sagen. Ich hab ein halbes Jahr lang andauernd verloren, praktisch bei jedem Spiel. Es war, als wäre ich auf einmal an meine Grenzen gestoßen. Jedes Mal, wenn ich Pocket Kings in der Hand hielt, habe ich verloren, selbst wenn ich ein Set gefloppt hatte. Irgendwann war ich sogar so weit, dass ich Angst vor Pocket Kings hatte – selbst in einer hinteren
Weitere Kostenlose Bücher