Tödliche Panne: Ein Las-Vegas-Krimi
unter Nachbarn. Sie wissen schon, man winkt sich zu, wenn man sich im Garten sieht, und man macht Smalltalk am Briefkasten. Er und Karen haben mich vor ein paar Jahren mal zu sich zum Grillen eingeladen. Ich hab ein Mädchen mitgebracht, eine, die ich im Supermarkt kennengelernt hatte, und wir hatten einen netten Abend. Aber richtig angefreundet hab ich mich nie mit dem Mann. Der Altersunterschied war zwar nicht so groß, aber er hat mich irgendwie an Archie Bunker aus der Fernsehserie
All in the Family
erinnert, und in seinerGegenwart hab ich mich wie sein Schwiegersohn Meathead gefühlt.«
»Mir kommen Sie nicht wie Meathead vor«, sagte Snow.
Helm grinste. »Danke, das ist nett von Ihnen.«
»Was ist mit Karen? Wie ist Ihr Verhältnis zu ihr?«
Helm hob die Hände. In seiner Rechten hielt er die Bierflasche. Er hob die Augenbrauen und starrte auf die Stelle vor der Couch, wo normalerweise ein Kaffeetisch stehen würde. »Oh … Karen? Wir hatten immer ein freundschaftliches Verhältnis zueinander. Ist ’ne nette Frau.«
»Also ein besseres Verhältnis, als Sie zu Bob hatten?«
Er sah Snow an. »Aber klar. Mit Karen kommt man gut aus, sie hat echt was im Kopf und es macht Spaß, sich mit ihr zu unterhalten. Wir sind manchmal in der Einfahrt gestanden und haben stundenlang miteinander geredet.«
»Haben Sie jemals bei sich oder bei ihr zu Hause miteinander geplaudert?«
»Manchmal hat sie mich zu Kaffee und Kuchen eingeladen oder ich hab sie zu mir reingebeten, wenn ich ihr was Interessantes zeigen wollte.«
»Aha.«
»Zum Beispiel ein neues Küchengerät oder so was in der Art«, fügte er als Erklärung hinzu.
»Wie haben Sie von dem Wohnwagen erfahren, den Bob verkaufen wollte?«
Er rutschte erneut im Sessel hin und her und das Kunstleder quietschte wieder. »Karen hat mir davon erzählt. Bob war zu dieser Zeit natürlich schon ausgezogen, und Karen hat bei mir vorbeigeschaut und mir die näheren Einzelheiten berichtet. Sie dachte, ich hätte vielleicht Interesse, weil ich von ihren Ausflügen damit gehört hatte. Ich hatte mehrmals erwähnt, dass ich mir überlegte, mir einen anzuschaffen. Motelzimmer kosten ein Vermögen und außerdem nervt es, das ganze Gepäck mit sichherumzuschleppen. Mit ’nem Wohnwagen fährt man einfach los, parkt irgendwo am Strand oder wo man gerade Lust hat und man schläft nachts immer in seinem eigenen Bett. Das hat mir gefallen und da hab ich ihr erzählt, dass ich an so was interessiert bin. Der Rest ist Geschichte.«
Snow nickte. »Bob leider auch«, sagte er.
Helm verzog das Gesicht. »Ja. Der arme Kerl.«
»Was den Schraubenzieher angeht, der im Reifen gesteckt hat …«
»Ja.«
»Was können Sie mir dazu sagen?«
»Also«, sagte er, »ich hatte den Wohnwagen an meinen Truck angehängt und bin schon mal losgefahren. Bob hatte gerade mal etwa eineinhalb Meter zurückgelegt, als er auch schon wieder anhielt. Dann ist er ausgestiegen und ich hab dasselbe gemacht, um nachzusehen, was los war. Und dann hat er mir erzählt, an seinem Reifen hätte es gewaltig Wumm gemacht.«
»Wumm.«
»So hat er es genannt. Hat gesagt, es hätte sich angefühlt, als wäre er über ’nen Stein oder so was ähnliches gefahren, aber irgendwie kam es ihm komisch vor. Also haben wir hinten bei seinem Truck nachgesehen und festgestellt, dass ein Schraubenziehergriff im rechten Hinterreifen steckt, mitten im Profil. Aber er hat irgendwie nach oben gezeigt. Ist wahrscheinlich ein bisschen verbogen worden, weil der Reifen drübergefahren ist. Und die Luft ist aus dem Reifen gezischt. Man konnte es deutlich hören.«
»Wie sah der Schraubenzieher aus?«
»Alles, was ich sehen konnte, war der Griff, der rausgeragt hat; die Klinge steckte ja im Reifen. Aber der Griff war aus Kunststoff. Er hatte ’nen blauen Streifen rundherum. Und ich würde sagen, er war zwischen sieben und zehn Zentimeter lang.«
Snow ließ sich die Information durch den Kopf gehen. Er hob seine Bierflasche, trank ein paar Schluck und ließ dann dieHand, in der er sie hielt, auf der Armlehne des Sofas ruhen. »Haben Sie viel Geld auf der Bank?«
Helm schüttelte den Kopf. »Nicht besonders. Ein paar tausend. Bei den Zinsen heutzutage lohnt es sich nicht. Ich hab immer mindestens Fünfzehntausend im Haus versteckt – Sie wissen schon, hauptsächlich zum Craps spielen.«
»Sonst noch Vermögenswerte, außer Ihrem Haus? Aktien, Wertpapiere?«
»Keine einzigen.«
»Irgendwelche hohen Schulden?«
»Auf meinen
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