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Tödliche Pralinen

Tödliche Pralinen

Titel: Tödliche Pralinen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Léo Malet
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‘ne
Papiertüte. War aber weder Geld noch Diamanten drin, deshalb geb ich Tanneur
die Tüte. Er steckt sie ein.
    ,Besser als nichts“, sagt er noch. Hatte schon
so leicht einen in der Krone. Wollte mit mir teilen, aber Schokolade macht mir
die letzten Zähne kaputt, die ich noch im Maul hab... Außerdem, Fred hat einen
Sohn... äh... hatte
    Ich bedankte mich bei Pradines und ging zu
meinem Journalistenfreund zurück.
    „War heute schon jemand hier, um mit Pradines zu
sprechen?“ erkundigte ich mich.
    „Das ist hier kein Empfangssalon“, erwiderte der
Pförtner, dem keiner was vormachen konnte. „Sie sind der einzige von draußen,
der seinen Fuß in den Schuppen gesetzt hat.“
    Also hatte Jannet Tanneurs Kollegen nicht zur
Zeugenaussage bewegen wollen. Aber was war diese Aussage wert? Tanneur hatte
den ganzen Tag Zeit gehabt, die Schokolade zu kaufen und auf den Rücksitz zu
legen, damit Pradines sie finden würde. Er wußte ja, daß sein Kollege seit
fünfzehn Jahren auf der Jagd nach der Million war. Doch warum hatte er bei
seiner Verhaftung Inspektor Faroux nicht sofort von der Fundsache berichtet?
Warum hatte er einen ganzen Tag damit gewartet? Einen Tag, an dem er auf
geheimnisvolle Weise verschwunden war! Entweder war die Sache mit der Tüte
inszeniert; dann hätte er sie nicht vergessen, auch nicht nach einer Sauftour.
Oder aber er hatte die Schokolade tatsächlich gefunden; dann wäre es immerhin
möglich gewesen, daß diese unwichtige Tatsache vom Alkohol fortgespült worden
war.
    Ich wurde durch ein Gebrüll aus meinen Gedanken
gerissen, ein Gebrüll, das dem Volumen des Pförtners angemessen war.
    „Schlag sie tot!“ schrie er einem Jungen zu, der
einer Ratte, so dick wie eine Katze, hinterherjagte und in einem der Schuppen
verschwand.
    „Sie sollten in Ihrer Zeitung mal der
Stadtverwaltung auf die Füße treten“, brummte der Pförtner. „Die tun absolut
nichts gegen die Ratten! Büros und Schuppen sind voll von den verdammten
Biestern.“
    „Lassen Sie doch die Gangster aus Marseille
kommen“, schlug ich lachend vor. „Die gehen einmal mit ihren Maschinenpistolen
hier durch, und das ganze Gelände ist rattenfrei!“
    „Prima Idee! Jedenfalls besser als das Arsen.“
    „Was? Arsen?“
    Der Mann in dem Glaskasten sah mich an, erstaunt
über meinen Tonfall.
    „Sind Sie auch dagegen?“ fragte er, erfreut,
einen Verbündeten gefunden zu haben. „Also, ich bin gegen Arsen...“ Er zählte
mir ein gutes Dutzend wirksamerer Gifte auf. „Aber hier schwören sie auf Arsen.
Wenn sie’s wenigstens noch pur streuen würden... Nein, sie vermischen’s mit
weiß der Teufel was.“
    „Ich bin von Berufs wegen neugierig“, sagte ich
mit klopfendem Herzen. „Sagen Sie, wird das direkt hier vermischt?“
    „Ja.“
    „Und Sie verwahren das reine Arsen?“
    „Um Gottes willen, nein! Das Zeug steht in einem
kleinen Schränkchen, im Schuppen C.“
    „Es ist wirklich ein Vergnügen, mit Ihnen zu
plaudern!“ rief ich und drückte dem Pförtner etwas Geld in seine Bärentatze. „Werd
Ihnen ein Monatsabonnement des Crépu schenken! Doch, ich halte es für
immer wahrscheinlicher, daß Ihr Foto auf der Titelseite erscheint... Und jetzt
sagen Sie mir nur noch eins: Ist der Giftschrank verschlossen, oder kann da
jeder ohne weiteres dran?“
    Er pfiff leise durch die Zähne, seine Augen
funkelten, und sein unverwechselbarer Humor schimmerte wieder durch: „Ich
glaube immer weniger, daß Sie hier sind, um Tanneurs Mütze zu holen. War doch
die Mütze, oder?“
    „Nein, seine Brille“, antwortete ich
geistesgegenwärtig.
    „Ach ja, stimmt! Seine Brille... Entschuldigen
Sie, aber Ihre Fragen sind so interessant... Sehen Sie, bei mir herrscht
Ordnung.“ Er ließ mich einen Blick in seinen Glaskasten werfen. „Sonst herrscht
hier in dem Laden nämlich das reinste Chaos. Zum Beispiel der Schrank mit dem
Arsen! Nein, der ist nicht verschlossen. Da kann jeder dran... Hören Sie...“ Er
zwinkerte mir komplizenhaft zu. „Wenn durch meine Tips jemand in den Bau kommt
— oder wieder rauskommt — , dann vergessen Sie nicht das Foto auf der
Titelseite, ja?“

Der
unfaire Monsieur Galzat
     
    Es wurde Zeit, in ein Restaurant zu gehen und
über den Fall in Ruhe nachzudenken. Als ich mich zum x-ten Male fragte, ob
Frédéric Tanneur nun der Mörder seines Sohnes war oder nicht, kam ein Kellner
mit schmieriger Schürze an meinen Tisch und verlangte eine bestimmte Summe von
mir. Der liebenswürdige Schmutzfink

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