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Tödliche Pralinen

Tödliche Pralinen

Titel: Tödliche Pralinen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Léo Malet
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zauberhafte Erscheinung.
Catherine Larcher war groß, schlank und ungefähr dreißig. Das rosa-schwarze
Kostüm stammte aus einem der bekannten Modehäuser und betonte raffiniert ihre
Figur. Hinter einem rosa Hutschleier erblickte ich das schönste Gesicht, was
ich je zu sehen bekommen hatte. Meine Bewunderung wurde durch das Bedauern, daß
nicht ich es war, dem sie vorgestellt werden wollte, nicht beeinträchtigt. Zu
dumm aber auch, daß dieses reizende Geschöpf es sich in den Kopf gesetzt hatte,
Galzat zu verführen. Na ja, schließlich war er der Held des Tages — aber nur
dieses einen, schwor ich mir. Im Augenblick jedenfalls stand ich dumm da mit
meiner Idee, ihm eine Spionin ins Bett zu legen. Bevor ich eine finden würde,
die Catherine Larcher ausstechen konnte, müßte ich wohl erst mal eine
Schönheitskonkurrenz veranstalten.
    „Sehr erfreut, Monsieur Galzat“, sagte die junge
Frau mit melodiöser Stimme und hielt dem Journalisten anmutig ihre Hand hin.
    Galzat ergriff sie und stammelte so was wie „Ganz
meinerseits“. Diesmal glaubte ich ihm aufs Wort. Er hatte Mühe, den staunenden
Mund wieder zuzuklappen. Nein, er bereute es nicht, gekommen zu sein!
    „Ich habe Ihre Artikel gelesen“, hauchte
Catherine. „Dann wollen Sie also das Geheimnis k. o. schlagen?“
    Ich verzog das Gesicht, Covet hüstelte. Der
Maler mischte sich ein:
    „Ich möchte Ihnen noch zwei weitere Freunde
vorstellen, Catherine. Marc Covet, ein Kollege von Monsieur Galzat und
ebenfalls beim Crépu, und... äh... Nestor Burma, Privatdetektiv...“
    Das Lächeln verschwand von ihren Lippen. Bevor
sie ihre Hand automatisch zurückziehen konnte, ergriff ich sie. Es war eine
zarte und kühle Hand. Ebenso kühl sah Mademoiselle Larcher mich mit ihren
nußbraunen Augen an. Ich kapierte schlagartig, warum Théron nicht übermäßig
begeistert gewesen war, daß ich ebenfalls zu seiner Party kommen wollte.
    „Sie mögen Flics nicht?“ lachte ich. „Aber keine
Angst, ich bin nur Privatflic.“
    Sie zog ihre Hand zurück und erklärte in
feindseligem Ton, daß das schon möglich sei, aber nichts an ihrer Einstellung
ändere. Flic oder Privatflic, die Arbeit sei dieselbe, und es komme aufs
gleiche raus. Sie war wohl auf eine kritische Zeitschrift abonniert, in der es
vor Worten wie Unsicherheit, Unfähigkeit und Korruption nur so wimmelte.
Vielleicht hatte aber die Serie ungeklärter Verbrechen in der letzten Zeit die
schöne, reiche Frau nervös gemacht. Während sie ihren Hut absetzte, gab ich mir
Mühe, ihrer Meinung über Flics beizupflichten. Ich erzählte eine Anekdote über
einen Kommissar, der mit einem Erpresser gemeinsame Sache gemacht hatte.
Catherine Larcher warf sich mir zwar nicht direkt an den Hals, aber ich
glaubte, in ihrer Achtung gestiegen zu sein. Ihre Prinzipien schienen alles
andere als unerschütterlich zu sein. Allein die Tatsache, daß sie Galzat hatte
kennenlernen wollen, bewies doch wohl ihre Inkonsequenz. Hatte der Journalist
sich nicht auf ähnlich krumme Wege begeben wie ein gewöhnlicher Privatdetektiv?
Auch wenn man mich steinigen wird: Ich kam zu der Überzeugung, daß Mademoiselle
Larcher wie alle hübschen Frauen — alle sehr hübschen Frauen, meine Sekretärin
ausgenommen — kein Ausbund an Intelligenz war. Ich konnte Hoffnung schöpfen.
    Um uns abzulenken, goß der Gastgeber unsere
Gläser voll und stellte das Radio an. Die laute Tanzmusik ließ keine
Unterhaltung zu, was ja auch wohl im Sinne des Malers war.
    Die schöne Polizistenfeindin tanzte unermüdlich
und ausschließlich mit Galzat. Ich hatte eine Stinklaune. Meine Tanzkünste
erlaubten es mir nicht, Catherine in die Arme zu nehmen. Ich hätte ihre Füßchen
plattgetreten und beweisen können, daß ich dem Journalisten unterlegen war. Im
Moment blieb mir als Trost nur der Alkohol. Ich tröstete mich ausgiebig.
Endlich setzte die Hitze dem Gezapple ein Ende. Théron drehte die Musik leiser,
und es entwickelte sich eine ungezwungene Unterhaltung. Mein Konkurrent saß
dicht neben Catherine auf dem Ateliersofa und besprach mit ihr sicher schon die
Farbe ihres zukünftigen gemeinsamen Schlafzimmers.
    Ich glaube, daß es der Dichter war, der die
Polizei wieder ins Spiel brachte. Er interessiere sich leidenschaftlich für
Kriminalfilme, gestand er uns.
    „Stimmt es“, fragte er den Amerikaner, „daß in
New York 97% der Verbrechen nicht aufgeklärt werden?“
    Der Angesprochene antwortete mit schwerer Zunge,
er sei nicht aus New York, sondern aus

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