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Tödliche Recherche

Tödliche Recherche

Titel: Tödliche Recherche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kurt Lehmkuhl
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wurde, obwohl du auf den Chefposten gehofft hattest und Nachfolger vom Schmahl werden solltest. Und Taschen mag dich nicht, weil er stets befürchten muß, du wolltest an seinem Chefsessel sägen. Das gibt nie was mit euch beiden.“
    Nachdenklich stöberte Bahn durch Schramms Unterlagen. Es fanden sich zum Teil Notizen von Terminen, die bereits Monate zurücklagen.
    „Hier.“ Die Sekretärin hielt Bahn einen dicken Schnellhefter hin, den sie aus dem Tisch geholt hatte. „Ich habe für Konrad alle Artikel über die CDU und die SPD im Wahlkampf ausgeschnitten. Er hatte mich darum gebeten. Was er damit wollte? Keine Ahnung.“
    Bahn nahm die Mappe an sich und legte sie in seine Schublade. Zu Archivzwecken waren die Artikel allemal zu gebrauchen, dachte er sich.
    Ein kleiner Zettel war aus dem Schnellhefter zu Boden gefallen. Bahn hob ihn auf. Schramm hatte in der ihm typischen Art darauf lediglich notiert: „4.11.20.L.24.1.“
    Aus Schramms Notizen war für Uneingeweihte wahrlich nur schwer etwas heraus zu lesen. Seine geheimnisvolle Art hatte schon für manchen Lacher in der Redaktion gesorgt, etwa als ein Kollege einmal einen Zettel mit der Notiz „1KT“ gefunden hatte. Das hatte ganz einfach „ein Paket Kaffee bei Tchibo kaufen“ geheißen, hatte Schramm die rätselnden Redakteure wie selbstverständlich aufgeklärt.
    Den Zettel, den Bahn in der Hand hielt, konnte er zum größten Teil leicht entziffern: „Am vierten November um zwanzig Uhr Treffen bei Laufenberg“, das war für Bahn offensichtlich, „um 24 Uhr…“ Aber dann?
    Was bedeutet bloß die Eins?, fragte sich Bahn. Jedenfalls ließ sich daraus schließen, daß Schramm nach dem Redaktionsstammtisch noch einen weiteren Termin hatte, sich noch mit irgend jemanden verabredet hatte. Das stand für Bahn nach dieser Notiz einwandfrei fest.
    Zunächst wollte Bahn Küpper über seinen Fund unterrichten. Doch ließ er davon ab und wählte die Telefonnummer von Thea Schramm. Sie hob tatsächlich ab.
    „Ja“, bestätigte sie auf seine Frage. „Konrad wollte sich um Mitternacht nach eurem Treffen noch mit einem Typen treffen.“ Aber sie wisse nicht, mit wem und warum. Es sei nicht so wichtig gewesen und nur eine Sache von ein paar wenigen Minuten, habe Konrad ihr versichert.
    Bahn legte auch den Notizzettel beiseite.
    Den restlichen Papierhaufen entsorgte er gemeinsam mit Fräulein Dagmar in einem Altpapiercontainer.
    Einige Papierabzüge gab Bahn der Sekretärin für das Bilderarchiv der Redaktion. Die Fotonegative, die Schramm belichtet und entwickelt hatte, warf er weg. Sie waren nach Bahns Auffassung fast alle unbrauchbar, einfach stümperhaft, viel zu blaß in den Konturen. Schramm konnte einfach nicht fotografieren, urteilte Bahn, der selbst ein ausgesprochener Fotofanatiker war.
    In aller Regel hatte er die Bilder und Schramm die Texte gemacht, wenn sie zusammen auf Story-Jagd gewesen waren. Er erinnerte sich an so manche Geschichte, wie etwa die von dem Pferd, das auf einer Rurbrücke bei Lendersdorf eingebrochen war, oder die von dem vermeintlichen Fund eines ausgesetzten Säuglings in einem Pappkarton bei Girbelsrath. Aber auch die Berichterstattung über die große Annakirmes in Düren Ende Juli war eine schöne Co-Produktion gewesen.
    Schramm hatte besser schreiben können als er, gestand sich Bahn unumwunden ein. Er hingegen war der bessere Organisator und Fotograf gewesen. Darauf hatte sich Schramm auch immer verlassen.
    Es hatte dem sympathischen Kollegen die Hochachtung eingebracht, als er, von Bahn einmal auf den besseren Schreibstil aufmerksam gemacht, nur bescheiden erwiderte: „Ein Bild sagt mehr als tausend Worte. Und deine Bilder sagen noch mehr.“
    Bahn konnte und wollte es einfach nicht glauben, daß dieser Kollege es darauf abgesehen haben sollte, ihn in der Redaktion zu wippen. Bei aller Klüngelei, dem Lieblingsspiel vieler Rheinländer, das auch er als gebürtiger Dürener in Reinkultur beherrschte, war allein der Gedanke daran für Bahn absurd.
    Schramm war einfach nicht der Typ für Intrigantentum gewesen. Dafür hätte Bahn jederzeit eine Hand ins Feuer gelegt.
    Freitag, 8. November
    Bevor Bahn über Mariaweiler am Morgen zu Schramms Beerdigung nach Birkesdorf fuhr, kaufte er sich an einem Kiosk in Rölsdorf noch einen Expreß, den er schnell in seinem Porsche durchblätterte. Küpper hatte seine Zusage eingehalten. Das Fax der Dürener Kriminalpolizei hatte offensichtlich gewirkt, wie Bahn aufatmend feststellte. Das

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