Tödliche Recherche
war B. in der Nacht, in der Schramm starb?“
Taschen erhob sich von seinem Sessel: „Und dann bist du endgültig geliefert, mein Lieber!“
Bahn spürte, daß es keinen Zweck hatte, weiter mit Taschen zu streiten. Er ging und versteckte sich hinter seinem Schreibtisch. Kein Wunder, dachte er sich, daß der Expreß bestens informiert ist über die Ereignisse in Düren. Schließlich war Taschen vom Kölner Neven-Dumont-Verlag, in dem auch der Expreß erschien, zum Zeitungs- und Zeitschriftenverlag Köln, dem Herausgeber des Dürener Tageblatts, gewechselt. Wie schon andere Kollegen zuvor und auch seinen Vorgänger hatte es ihn vom Rhein an die Rur verschlagen. Sie zogen die Ruhe in der vermeintlichen Provinz der Hektik der Rheinmetropole vor. Alte Seilschaften halten ewig, meinte Bahn bitter. Und garantiert kassierte Taschen für seine Nebentätigkeit auch noch ein sattes Honorar.
Doch durfte auch Bahn über die angenehmen Nebengeräusche des Jobs eigentlich nicht meckern, spielte er dieses Spiel doch auch wie viele andere Kollegen mit. Die Fotohonorare der Bild-Zeitung und die Gegenleistungen für telefonische Tips waren auch nicht von schlechten Eltern. Sein gebraucht gekaufter Porsche war der sichtbare Beweis dafür.
Nur Schramm hatte sich an solchen Dingen nicht aufgehalten. Er hatte nur für das DTB gearbeitet, ließ sich nichts zuschulden kommen und arbeitete zielstrebig an seiner Karriere.
Bahn ging an diesem Morgen den Kollegen aus dem Weg. Er wollte seine Ruhe haben. Am besten wird es wohl sein, Küpper anzurufen, überlegte er sich.
Der Kommissar war schon im Bilde. Taschen habe ihm das fehlende Alibi von Bahn nicht vorenthalten. Er habe es bereits gestern gewußt, wollte da aber noch nicht damit rausrücken.
„Es hat mich allerdings schon überrascht, daß Sie mich gestern belogen haben, Herr Bahn“, warf er dem Journalisten dennoch vor.
Küpper war wohl nicht so harmlos, wie es der Bernhardinerblick glauben machen wollte, stellte Bahn erstaunt fest.
„Aber keine Bange“, beruhigte ihn der Kommissar umgehend. „Das macht Sie nicht zum Täter. Schramm hatte wohl einen Unfall. Das steht für mich einwandfrei fest.“
Trotz dieser Beruhigung blieb bei Bahn ein bitterer Beigeschmack. Er wollte nicht unbedingt preisgeben, daß er in der Nacht fremdgegangen war. Er war noch zum „Markt 30“, der ehemaligen Diskothek Rustica, gefahren und hatte dort eine liebebedürftige Ehefrau aufgegabelt, die ihn mitgenommen hatte. Vor seiner Dauerfreundin Gisela hatte er den Seitensprung verbergen können. Sie hatte nicht bemerkt, daß er erst am Morgen ins Bett gekrabbelt kam.
„Wie wär’s mit einem kleinen Handel, Herr Bahn?“, schlug Küpper jovial vor. „Sie ziehen die Strafanzeige zurück und ich schicke ein Fax an die Medien, in dem ich ausdrücklich erkläre, daß es keinen Verdacht gegen Sie und Ihr Alibi in der Mordnacht zu keinen Zweifeln Anlaß gibt.“
„Okay“, willigte Bahn spontan und erleichtert ein. Damit wäre Taschen und auch dem Expreß der Wind aus den Segeln genommen. „Wir machen es so.“
Völlig zufrieden war Bahn mit diesem Ausgang nicht, aber er schien der sinnvollste zu sein. Auch Küpper konnte mit dieser Regelung gut leben, blieb ihm doch viel Schreibkram erspart.
Taschen hatte der Redaktionssekretärin aufgetragen, den von Schramm benutzten Schreibtisch leer zu räumen und alles wegzuwerfen, was nicht mehr benötigt wurde. Fräulein
Dagmar fühlte sich mit dieser Aufgabe überfordert. Sie bat Bahn, ihr zu helfen und die Berge von Papieren, Fotos und Negativen zu sichten. „Wie soll ich denn wissen, was für euch Redakteure wichtig ist und was nicht.“
Bahn stimmte ihrer Bitte zu. Er verschwieg ihr allerdings, daß er den großen Rheinbraun-Schreibblock schon längst für sich einkassiert hatte. Gemeinsam wühlten sie sich durch den Blätterberg.
„Was meinst du, muß ich kündigen?“, fragte Bahn unvermittelt die altgediente Sekretärin. Vor ihr brauchte er keine Geheimnisse zu haben. Sie hörte in der Redaktion ohnehin alle Flöhe husten. Es hatte keinen Zweck, ihr etwas vorzuspielen. „Hier machst du jedenfalls keine Schnitte mehr. Du bist unten durch, Helmut“, antwortete Fräulein Dagmar. Auch wenn es ihr leid täte, es wäre besser, wenn Bahn gehen würde. Sie hatte in ihren fast dreißig Dienstjahren immer das klare Wort gesprochen und war gut damit gefahren. „Du und Taschen, das ist wie Katze und Hund. Du magst ihn nicht, weil er dir vorgesetzt
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