Tödliche Recherche
anderen Dingen läßt. Das hat ja auch prima geklappt. Du bist uns jedenfalls anschließend nicht mehr aufgefallen. Deine Freundin und Taschen haben dir ja ganz gehörig eingeheizt.“ Bahn sah das zwar anders, aber er schwieg dazu. Der hat nicht gemerkt, daß ich hinter Schramm, Taschen und der SPD her war, freute er sich. Da haben sich die Genossen zu früh zufrieden gegeben.
Dennoch erschreckte es ihn, zu wissen, was alles beobachtet wurde. „Dann laß mal hören, was du über uns alle weißt“, sagte Bahn und nahm einem großen Schluck aus seinem Kölschglas. „Wer ist das eigentlich, euch alle?“
„Ihr Journalisten natürlich. Wir wissen über euch alle Bescheid“, wiederholte sich Kurreck. „Etwa über dich oder Krupp. Da gibt es keine Geheimnisse für mich.“ Es gebe genug Parteifreunde und Freunde der Partei, die haarklein alles berichteten, was die Journalisten in Düren so trieben. Kurreck schien sogar stolz zu sein über sein ausgespitzeltes Wissen. „Oder über Schramm?“ Bahn blickte von seinem Teller auf.
„Auch über Schramm“, gab Kurreck ungeniert zu. „Das war eine komische Type. Immer distanziert und unnahbar. Das
Studium geschmissen, die Frau schwanger und dann noch finanziell total am Krückstock.“
Bahn hörte die Alarmglocken klingeln. Das hatte doch auch Krupp gesagt. Hatte Krupp etwa Kurreck informiert oder Kurreck Krupp? Wahrscheinlich war Krupp auch nur ein Spielball im strategischen Politspiel.
„Und dann strampelt der Schramm sich als freier Mitarbeiter ab in der Hoffnung, später eine Festanstellung bei der Zeitung zu bekommen. Wir haben versucht, ihm zu helfen. Aber er wollte nicht.“ Kurreck zuckte mit den Schultern. „Schließlich gab es dann das Hickhack um das Volontariat. Und jetzt? Jetzt steht die Witwe da mit ihrem dicken Bauch und hat nichts.“
Kurreck zeigte dabei noch nicht einmal eine Andeutung von Anteilnahme. Es war ihm egal, weil es für ihn und seine Partei nichts brachte.
„Und wie habt ihr Schramm helfen wollen?“ Bahn war ärgerlich über diese oberflächliche Art. „Das habt ihr dann im kleinen Kreis mit ihm ausmachen wollen, was?“
Jetzt war Kurreck irritiert. „Wieso?“, fragte er zurück. „Ihr habt euch doch mit ihm getroffen, so vier Wochen vor der Wahl, nach eurer Pressekonferenz. Das kannst du nicht dementieren. Ich weiß es“, betonte Bahn selbstsicher. „Ja. Du hast recht“, gab Kurreck zu. „Walter hat mit ihm gesprochen und ihm eine Perspektive geboten. Ich weiß allerdings nicht genau, was.“ Er sei zu diesem Zeitpunkt nicht mehr bei dem Gespräch dabei gewesen, betonte er.
Bahn ließ es bei dieser Antwort bewenden. Sie reichte ihm vollkommen, um ein weiteres Puzzlesteinchen in seine
Konstruktion einfügen zu können. Kurrecks Antwort genügte ihm und paßte bestens.
„Schön war ja auch die Geschichte mit der CDU“, Kurreck mußte grinsen. „Das war doch Spitze, oder?“
Bahn schüttelte sich ungläubig. „Was habt ihr denn damit zu tun?“
„Wir haben doch die Informationen Taschen gesteckt. Der hat dann den ahnungslosen Schramm auf Breuer angesetzt. Etwas Besseres konnte uns doch gar nicht passieren.“ Fast schon mitleidig blickte er Bahn an. „Der Schramm war doch euer bester Mann, wenn der recherchierte, dann stimmte die Geschichte garantiert.“ Mit Taschen komme er bestens aus. „Was eure Zeitung nicht schreibt, hat auch nicht stattgefunden. Aber wir haben Taschen gesagt, was er schreiben soll“, Kurreck zeigte sich souverän. „So einfach war die Regel, an die sich Taschen gehalten hatte. Und in der Regel hat er sich auch daran gehalten.“
Kurreck suchte sich einen besonderen Leckerbissen auf seinem Grillteller. „Und besonders schön war die Demontage von Breuer vor und noch nach der Wahl. Es gibt keine größere Tratschbörse als die Kneipe.“ Am liebsten hätte sich Kurreck selbst lobend auf die Schulter geklopft.
„Und was ist mit Taschen, was wißt ihr über den?“ Bahn war auf die Antwort gespannt. Er hatte das Besteck zur Seite gelegt und seinen Kopf auf die Hände gestützt.
„Einiges“, blieb Kurreck vage und er fragte zurück: „Was hast du eigentlich gemeint mit der Freundschaft zwischen Walter und Taschen, die auf Geld gewachsen ist?“
„Weißt du es nicht?“ Bahn blieb zurückhaltend.
„Nein, woher sollte ich?“
Jetzt hab’ ich dich, freute sich Bahn. Es war aber noch nicht an der Zeit, vorzupreschen. „Ich dachte nur, weil doch bei euch zehntausend Mark fehlen
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