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Tödliche Saturnalien

Titel: Tödliche Saturnalien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roberts John Maddox
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stehen und zu kämpfen.
    Als wir uns meinem Haus näherten, wurden die beiden ›Betrunkenen‹ schneller, wobei sie jede Taumeligkeit ganz plötzlich ablegten. Als wir den Schrein an der Ecke passiert hatten, rannte Hermes los, und ich setzte ihm nach, durch meine Toga beträchtlich behindert. Ich hätte sie beiseite geworfen, wenn eine gute Toga nicht so ruinös teuer gewesen wäre. Außerdem kann das lästige Gewand bei einer Schlägerei durchaus nützlich sein. Ich hatte es fast bis zum Tor geschafft, als sie mich einholten. Als ich sie auf Armlänge hinter mir spürte, fuhr ich herum, weil ich nicht riskieren wollte, noch im Tor ein Messer in den Rücken zu bekommen.
    Meine Bewegung kam unerwartet und brachte ihre Verfolgungsjagd zu einem so abrupten Halt, daß sie fast über das Pflaster schlidderten. Einer der beiden entging nur knapp dem Schicksal, von meinem gezückten Dolch aufgespießt zu werden. Auch die beiden Männer hatten Messer in den Händen, kurze Sicas, geschwungen wie der Stoßzahn eines Wildschweines. Während sie noch verunsichert dastanden, riß ich mir meine Toga vom Leib und umwickelte damit meinen linken Unterarm, wobei ich den Stoff ein gutes Stück herabhängen ließ.
    »Was ist jetzt, Bürger?« fuhr ich sie an. »Wollen wir ein bißchen spielen oder wollt ihr lieber unversehrt nach Hause gehen?« Wie gewöhnlich hatten mich Frustration und Verwirrung in genau die richtige Stimmung für eine kleine Rauferei versetzt. Heute erstaunt es mich bisweilen selbst, daß ich jene Tage überlebt habe.
    Damit hatten sie nicht gerechnet, was bedeutete, daß sie meinen Ruf nicht kannten. Beide Männer trugen kurze Tuniken, sogenannte Exomis, die eine Schulter und die halbe Brust frei lassen. Beide hatten zerzauste Bärte und spitze Filzmützen auf dem Kopf, mit einem Wort, Bauern.
    »Laß das Rumschnüffeln, Metellus«, sagte der rechts von mir Stehende und fuchtelte mit seiner Klinge vor meinem Gesicht herum.
    »Verschwinde aus Rom und laß es gut sein«, sagte der andere. Sie sprachen einen Akzent, den ich schon einmal gehört hatte, jedoch nicht genau einzuordnen wußte. Andererseits sprach man in jedem Dorf in Latium, und sei es nur ein paar Meilen von Rom entfernt, einen eigenen Dialekt.
    »Wer hat euch geschickt?« fragte ich. Der Linke versuchte sich von der Seite heranzupirschen, aber ich schlug mit dem Zipfel meiner Toga nach seinen Augen, und nutzte seine momentane Verwirrung, um dem anderen einen kleinen Schnitt in die Hand zu verpassen. Der Linke hatte seine Überraschung überwunden und stach zu. Er war zwar sehr geschickt im Umgang mit einem Dolch, aber nicht schnell genug. Ich wehrte den Stoß mit meinem improvisierten Schild ab und versetzte ihm mit meiner umwickelten Faust einen Hieb auf die Nase. Der andere versuchte einen Angriff von der Seite anzusetzen, doch ich machte einen Satz zurück und wich dem Stoß aus. Ganz so unerfahren wie ihr Aussehen vermuten ließ, waren sie offenbar nicht. Wenn sie ihre Angriffsbemühungen koordinierten, würden sie mich bald erwischen.
    »Verschwindet, ihr Flegel!« Der Schrei kam von irgendwo hinter mir, und im nächsten Augenblick stand Hermes an meiner Seite, in der rechten Hand meinen Gladius, auf dessen tödlicher Klinge ein Widerschein des Mondlichts tanzte. »In eurem Dorf seid ihr vielleicht der Schrecken der Nachbarschaft, aber wir sind hier in der Stadt!« Er grinste und ließ das Schwert in seiner Hand herumwirbeln, eine beeindruckende Vorstellung, wenn man bedachte, daß er nicht die leiseste Ahnung vom Fechten hatte. Aber er liebte es, mit Milos Schlägern rumzuhängen, und hatte sich ein paar ihrer Tricks abgeguckt.
    Die beiden Angreifer wichen, jetzt gründlich verblüfft, zurück. »Hör auf, deine Nase in Dinge zu stecken, die dich nichts angehen, Metellus«, sagte einer der bäuerlichen Gemini. »Wenn nicht, kommen wir mit Verstärkung wieder. Wenn dir dein Leben lieb ist, solltest du Rom unverzüglich verlassen.« Mit diesen Worten zogen sie sich bis zur nächsten Straßenecke zurück, drehten sich um und verschwanden in der Dunkelheit.
    »Das hast du gut gemacht, Hermes«, lobte ich ihn, als wir die paar Schritte bis zu meinem Tor gingen. »Ich muß dich wirklich bald in der Ludus anmelden. Du wirst dich dort bestimmt gut machen.«
    »Als ich gesehen habe, daß es nur ein paar Dorftrottel waren, die mit dem Rübenkarren in die Stadt gekommen sind, bin ich ins Haus gerannt, um dein Schwert zu holen«, erklärte Hermes stolz.

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