Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Tödliche Saturnalien

Titel: Tödliche Saturnalien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roberts John Maddox
Vom Netzwerk:
ist?«
    »Ich habe nicht den leisesten Schimmer.«
    »Hast du schon einmal daran gedacht, die Sibylle von Cumae zu konsultieren?« Seine Stimme klang noch immer staubtrocken, hatte jedoch einen deutlich sarkastischen Unterton angenommen.
    »Nun paß mal auf«, wies ich ihn zurecht, »ich bin mit einer wichtigen Ermittlung betraut …«
    »Für welchen Konsul, Praetor, Tribun, Iudex, Ermittlungsausschuß oder welche sonstwie befugte Körperschaft oder Person? Oder kommst du möglicherweise im Spezialauftrag des Senats?«
    Logisch, daß ein pingeliger Bürokrat wie Ulpius danach fragte. Da ich auf derlei peinliche Nachfragen meistens mit einer Ausrede antwortete, mußte ich einen Augenblick nachdenken, bevor mir einfiel, daß ich in der Tat gewissermaßen offizielle Unterstützung genoß.
    »Ich handle im Auftrag des Tribun Quintus Caecilius Metellus Pius Scipio Nasica und«, mit gewichtiger Miene spielte ich den Trumpf des zweiten großen Mannes aus, »des designierten Tribun Publius Clodius Pulcher.«
    »Ich verstehe«, sagte Ulpius seufzend und offensichtlich enttäuscht, daß er mich nicht mit ein paar vernichtenden Bemerkungen abweisen konnte. »Doch ich habe wenig Hoffnung, dir weiterhelfen zu können, wenn du nicht mehr als einen Namen hast.«
    »Ich wollte gerade sagen, daß einer meiner Informanten in dieser Ermittlung mich auf die Möglichkeit hingewiesen hat, daß Harmodia einem bedauernswerten Schicksal zum Opfer fiel. Und zwar irgendwann im Verlauf der letzten Wochen.«
    »Sonst noch was, was die Möglichkeiten ein wenig weiter einengt?« erkundigte sich Ulpius.
    »Aller Wahrscheinlichkeit nach stammte die Gute vom Land oder aus einem nahe gelegenen Dorf, und möglicherweise hat sie Kräuter verkauft.«
    »Das wird mir bestimmt eine große Hilfe sein«, sagte er düster. »Eine noch größere Hilfe wäre es zu wissen, in welchem Distrikt die Frau lebt oder gelebt hat. Dann wüßten wir wenigstens, ob ihr Fall vor dem Praetor Peregrinus oder einem der anderen Praetoren verhandelt wurde.« Er drehte sich um und schnippte mit dem Finger. Sofort sprangen sechs Männer herbei. Er ratterte seine Instruktionen herunter, als ob das noch nötig gewesen wäre. Natürlich hatten alle sechs gelauscht. Sie begaben sich zu ihren Regalen und begannen die Dokumente in erstaunlichem Tempo durchzusehen.
    Während sie mit Suchen beschäftigt waren, trat ich zu einem der Bögen und betrachtete, an eine Büste des Herodot gelehnt, das geschäftige Treiben auf dem Forum. So grimmig wie der alte Grieche dreinschaute, schien er das Erblühen von Roms Gemeinwesen nicht gutzuheißen. Wahrscheinlich fand er, daß die Athener den Laden hätten schmeißen sollen. Aber das war die verdiente Strafe dafür, daß sie sich politisch und militärisch wie die Idioten aufgeführt hatten.
    Trotz Ulpius’ düsterer Prophezeiung brachte ein junger Sklave schon nach wenigen Minuten ein Papyrus, das noch fast neu aussah.
    »Das ist der morgendliche Bericht, den der Praetor Urbanus am neunten November entgegengenommen hat«, sagte der Junge. »An jenem Morgen wurde eine Frau namens Harmodia ermordet auf dem Marsfeld unweit des Circus Flaminius aufgefunden. Benachbarte Händlerinnen haben sie als eine Kräuterfrau aus Marruvium identifiziert.«
    Ich verspürte jenes Kribbeln, das ich jedesmal empfand, wenn ein Teil des Rätsels sich zum anderen fügte. Die Philosophen haben bestimmt einen griechischen Ausdruck dafür. Marruvium lag im Herzen der marsischen Hochebene.
    »Sonst noch was?« fragte ich.
    »Ich habe die morgendlichen Berichte und Gerichtsakten durchgesehen«, sagte der Junge. »Niemand ist wegen des Mordes verhaftet worden.« Das war nicht weiter überraschend. In Rom waren kriminalistische Erfahrungen günstigenfalls eine Sache des Zufalls, und eine Bäuerin, die nicht einmal aus der Stadt stammte, würde noch weniger behördliche Aufmerksamkeit genießen als die meisten anderen Opfer.
    »Wenn du noch mehr über die Frau in Erfahrung bringen willst«, erklärte Ulpius mit tiefer Befriedigung, »mußt du dich an die Archive der Aedilen wenden.«
    »Das werde ich tun«, erwiderte ich. »Ich danke euch allen.«
    Ich prägte mir das Gesicht des Jungen ein, der den Bericht so schnell gefunden hatte. Wenn ich das nächste Mal etwas im Tabularium suchte, wußte ich, an wen ich mich wenden mußte.
    Ich fand Hermes, der auf dem Forum herumlungerte, und forderte ihn auf mitzukommen.
    »Irgendwelche Marser?« fragte ich ihn.
    »Eine ganze Reihe,

Weitere Kostenlose Bücher