Tödliche Schatten (Romantik-Thriller / Unheimlich) (German Edition)
komme einmal bei Ihnen vorbei und sehe mir die Stücke an", erwiderte sie.
"Eine gute Idee." Die alte Dame strahlte sie an. "Sie müssen wissen, das Sammeln von Schmuck gehört in meiner Familie zur Tradition." Wie verliebt berührte sie das Kollier, das sie um den Hals trug.
Das Kalte Büfett wurde eröffnet. Cynthia probierte von den Salaten. Sie setzte sich mit ihrem Teller an einen der kleinen Tische, die im Halbkreis um das Büfett aufgebaut worden waren.
Wenige Minuten später steuerte Brian McArthur mit einem vollen Teller auf ihren Tisch zu. "Darf ich mich zu Ihnen setzen?" erkundigte er.
"Ja, warum nicht?" meinte die junge Frau leichthin.
"Der Hühnersalat ist ausgezeichnet", bemerkte er.
"Ich habe ihn bereits probiert." Cynthia lehnte sich zurück. "Stammt Ihre Familie aus Schottland?" fragte sie. "Ich habe einmal von McArthurs im Zusammenhang mit einem alten schottischen Schloß gehört."
"Unser Familiensitz", bestätigte Brian. "Der Grundstein zu ihm wurde bereits im zehnten Jahrhundert gelegt. Noch jetzt gibt es Überreste aus jener Zeit, vor allen Dingen die Verliese sind interessant." Er schmunzelte. "Mein älterer Bruder und ich haben sie als Kinder erkundet. Einmal wollte mir Matthew einen Streich spielen und hat mich dort eingesperrt. Es war schrecklich. Es waren höchstens zwanzig Minuten, aber mir erschienen sie wie eine Ewigkeit. Ich wagte kaum zu atmen. Aus allen Ecken und Enden schienen die Geister der Vergangenheit aufzutauchen." Er schüttelte sich. "Davon abgesehen, liebe ich unseren Besitz. Ich verbringe jedes Jahr einige Wochen dort."
"Es muß schön sein, auf so eine lange Familiengeschichte zurüc kblicken zu können", meinte Cynthia.
Brian nickte. "Auch wenn diese Geschichte oft grausam und schrecklich gewesen ist. Wir McArthurs haben uns nicht immer mit Ruhm bedeckt. Es gab Dinge... Nun, sie gehören der Vergangenheit an." Er blickte auf ihren Teller. "Darf ich Ihnen noch e twas vom Büfett holen?"
"Vielleicht noch ein Lachsbrötchen", sagte sie.
"Gerne." Er nahm ihren Teller und stand auf. Als er zum Büfett ging, schien ihn wieder dieser Schatten zu begleiten. Cynthia blinzelte. Von einer Sekunde zur anderen war der Schatten verschwunden. Sie schaute zum Licht hinauf. Es mußte an der Beleuchtung liegen. Ja, es konnte nur die Beleuchtung sein.
"Wie kamen Sie dazu, Goldschmiedin zu werden, Miß Moore", fragte Brian, als er an den Tisch zurückkehrte.
"Dieser Beruf liegt in meiner Familie", erwiderte die junge Frau und erzählte ihm, daß sich seit über zweihundert Jahren fast alle Moores mit Gold und Edelsteinen beschäftigten. "Mein Bruder Cedric bildet allerdings eine Ausnahme", fuhr sie fort. "Er studiert in Cambridge Jura." Ihre Züge wurden unwillkürlich weich, als sie an Cedric dachte. "Wir sind Zwillinge, müssen Sie wissen." Sie lachte leise. "Cedric kam eine Stunde später als ich auf die Welt, deshalb ist er der Meinung, ich müßte immer für ihn die Kastanien aus dem Feuer holen. Schließlich sei ich älter als er."
"Und wie ich Sie einschätze, tun Sie das gerne."
"Wie man`s nimmt. Unsere Eltern meinten stets, ich sollte Cedric nicht so verwöhnen. Vermutlich haben sie damit recht gehabt, denn Cedric steckt sehr oft in Schwierigkeiten. Meistens handelt er erst und denkt dann. Ich kann ihm nicht beibringen, daß es umgekehrt besser wäre."
"Ist denn dann das Jurastudium das richtige für ihn?"
"Das glaube ich schon. Schon als Cedric noch ein kleiner Junge war, versuchte er, seine Freunde zu verteidigen. Je größer die Schwierigkeiten waren, in denen er steckte, um so stärker auch der Wunsch, anderen zu helfen." Cynthia nickte. "Ich glaube, daß Cedric ein sehr guter Anwalt wird. Gerade, weil er weiß, wie leicht etwas daneben gehen kann."
"Leben Ihre Eltern noch?"
"Neugierig sind Sie gar nicht."
"Ich war schon immer dafür berühmt, Dinge zu fragen, die mich nichts angehen. Vielleicht bin ich deswegen Kunsthistoriker geworden. Da kann ich nach Herzenslust in der Vergangenheit wühlen, und meine Neugier in die richtigen Bahnen lenken."
Cynthia gestand sich ein, daß ihr der junge Mann von Minute zu Minuten sympathischer wurde. "Nein, meine Eltern leben nicht mehr", erwiderte sie. "Vor einigen Jahren verbrachten sie mehrere Wochen in Indien. Nach ihrer Rückkehr starben sie kurz hintereinander an einer Infektionskrankheit, die sie sich dort geholt hatten." Abrupt wechselte sie das Thema. "Wann fahren Sie wieder nach Schottland?" wollte sie
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