Tödliche SMS (German Edition)
fürchtete: „Wie ist sie gestorben?“
Diesmal schüttelte Remo Bauer seinen Kopf und sagte: „Es ist noch zu früh, um das genau beantworten zu können.“
Sie setzte sich wieder aufs Sofa, nur diesmal etwas näher an ihn heran, schloss die Augen und legte ihren Kopf in den Nacken. Dicke Tränen liefen über ihre Wangen. Auch ohne Antwort wusste sie, dass Silkes Tod qualvoll und unmenschlich gewesen war. Sie hätte gerne gewusst, wie und warum. Nur um zu verstehen. Trotzdem war sie dem Inspektor dankbar, dass er ihr nicht antwortete. Einige Minuten schwiegen sie beide, dann wischte sich Andrea mit dem Handrücken die Tränen aus dem Gesicht.
„Max hat mir von einem angeblichen Liebhaber Silkes erzählt. Ist aber schon über ein Jahr her. Max hat mir erzählt, dass er Fotos erhalten habe. Anonym natürlich. So wie das Restaurant. Keine Unterschrift, kein Absender, Computerausdruck. Leider hat er alles weggeworfen.“
Sie schenkte den Wein ein.
„Sind Sie jetzt eigentlich im Dienst?“
„Eigentlich nicht“, antwortete er und griff nach dem Glas, das sie ihm reichte. Dabei streifte sie versehentlich seine Hand,so wie er zuvor ihre Brüste. Es war nur ein kurzer Augenblick, aber es schien, als würde sie ein Stromstoß durchzucken. Er sah sie mit der gleichen Intensität an wie sie ihn.
Sekunden.
Dann wich er ihrem Blick aus und sagte: „Wie lange ist die Sache mit dem Liebhaber her, sagten Sie? Über ein Jahr?“ Wieder schüttelte er den Kopf. „Dann können wir ihn wohl ausschließen. Lassen Sie uns nur unsere Arbeit machen, wir sind ganz gut darin. Wir finden den Mörder Ihrer Freundin, das verspreche ich Ihnen. Und machen Sie keine Sachen, die Sie später bereuen.“
Andrea musterte ihn. Er war attraktiv, sehr attraktiv sogar und er roch so verdammt gut. Das war ihr schon bei ihrem letzten Gespräch aufgefallen. Wenn sie beide jetzt in einem Kinofilm mitgespielt hätten, wären die Lichter ausgegangen, er hätte sich zu ihr nach vorne gebeugt und sie sanft geküsst. Danach hätten sie sich wie von Sinnen die Kleider vom Leib gerissen und wunderbaren Sex auf dem Teppich vor dem offenen Kamin gehabt.
Aber in dieser Wohnung gab es weder einen offenen Kamin, noch war diese Sache mit dem Die-Kleider-vom-Leib-Reißen erotisch. Das kam nur im Film gut. Andrea hatte es einmal probiert. Das Ganze war dann relativ schnell gestorben. Die Jeans ihres Liebsten wollte nicht so recht mitmachen. Erst wollte der Knopf sich nicht öffnen lassen, dann verhedderte sich das Hemd an der Gürtelschnalle, danach wollte dieses Ding einfach nicht von seinen Beinen. Und zuletzt hatte sich sein Uhrarmband in ihren Haaren verhakt. So viel zu romantischen Filmszenen.
Er seufzte schwer, was sie freute und gleichzeitig aus ihren Gedanken riss. Ihr Unterleib arbeitete. „Sind Sie verheiratet?“ Sie schluckte. Scheiße. Der Anlauf war zu heftig. Ihre Wangen glühten.
Er lächelte, schielte zu ihr hinüber. „Nein. Warum interessiert Sie das?“
Jetzt nur nichts Falsches sagen. „Nur so.“ Großartige Antwort.
Themenwechsel.
„Was, wenn …“ Sie brach ab.
Remo Bauer ergriff instinktiv ihre Hand. Sie ließ es widerstandslos geschehen.
„Ich pass auf Sie auf.“
8.
Dienstag, 31. Oktober
Gegen drei Uhr morgens hatte Remo Bauer sich von ihr verabschiedet, ohne vorher noch eine zweite Flasche Wein mit ihr zu leeren. Möglicherweise hatte er Angst vor dem, was passiert wäre, wenn sie beide, leicht betrunken, mitten in der Nacht auf dem Sofa im dunklen Wohnzimmer sitzen geblieben wären.
In Gedanken hatte Andrea bereits damit begonnen, seine Haare an den Schläfen um ihre Finger zu wickeln, als er plötzlich etwas von „muss gehen“ murmelte und verschwand.
Danach war Andrea in einen unruhigen Schlaf gefallen. Sie träumte von Silke. Ihre Freundin lag auf dem Tisch im Atelier und hielt eine Flasche Rotwein in ihrer rechten Hand, prostete Andrea zu. Sie starb nicht, weil ihr jemand die Kehle durchgeschnitten hatte. Es war nur Rotwein, den sie sich über den Hals und die Haare gegossen hatte. Silke setzte sich auf, sprang vom Tisch, lachte, tanzte, goss sich Wein über den ganzen Körper. Dabei lachte sie laut und schrill, wollte Andrea erschrecken. Und Andrea war erschrocken und hatte sich im Halbschlaf aufgesetzt. Davon war sie wach geworden und Silke und die Flasche Rotwein waren fort. Das war um sieben Uhr gewesen, nach nur vier Stunden Schlaf. Sie wusste, dass sie nicht mehr einschlafen können würde.
Nach
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