Tödliche SMS (German Edition)
nichts gefunden. Ihre Freundin hat mehrere geschrieben. Eine an Sie … die Einladung … fand ich übrigens sehr originell.“
„Das war typisch Silke.“ Andrea zwang sich zu einem Lächeln.
„Sie haben telefonisch zugesagt und sonst hatte sie nur noch einige Male mit Max Berger telefoniert. Sonst nichts. Auch ist mir im Moment kein Fall bekannt, bei dem Opfer vorher durch eine SMS bedroht wurden, was wiederum einen Serientäter ausschließt.“
„Aber darüber, dass mich dieser Wahnsinnige zur Leiche Silkes geführt hat, sind wir uns einig.“
„Das ja, aber die SMS kamen alle ausschließlich vom Handy Ihrer Freundin. Und das hat er ja bekanntlich im Papierkorb entsorgt. Also, wer … vor allem warum sollte er Ihnen jetzt noch Nachrichten schicken?“
Sie zuckte mit den Achseln. „Vielleicht, weil ich sein nächstes Opfer bin?“
Er überlegte. „Möglich. Aber vielleicht auch nicht.“
„Verdammt! Sie sind der Polizist … finden Sie’s raus!“, blaffte sie ihn an.
Remo Bauer blieb ruhig. „Vielleicht hängt sich hier jemand an, weiß, dass Sie im Moment ängstlich sind, kennt Ihre Schwächen … Hat Sie schon mal jemand verfolgt? Stalking nennt man das.“
Blut schoss ihr in den Kopf. Sie blickte zu Boden, schwitzte, versuchte die Nachdenkliche zu mimen, stand auf, ging in die Küche, holte ein Taschentuch aus einer Lade, schnäuzte sich umständlich. Sie brauchte Zeit. Keine Angst, keine Panik, keine Übelkeit.
Es geht mir gut. „Stalking?“, fragte sie übertrieben laut durch die offene Tür zum Wohnzimmer.
„Ja“, rief er zurück. Er kannte sie nicht, denn sonst wäre ihm ihr Verhalten auffällig erschienen.
„Sie meinen diese Irren, die ihren Opfern nachstellen und sie belästigen?“, fragte Andrea. Sie trat durch die offene Tür, ließ sich wieder neben ihn fallen. Jetzt war sie bereit zu lügen … oder, besser, zu verschweigen.
„Genau die meine ich. Denken Sie nach!“, forderte er sie auf. „Sie arbeiten doch auch in dieser Branche. Wer, glauben Sie, käme hier als SMS-Schreiber in Frage? Wer will, dass Sie sich zu Tode fürchten? Wen stört es, dass Sie in Wien sind? Und wer wusste von der SMS, die Sie zu Silke König führte?“
Einatmen. Ausatmen.
Was geht das die Polizei an? Nur Silke kannte ihr Geheimnis. Nicht einmal ihren Eltern hatte sie davon erzählt. Ihre Mutter war sowieso gegen ihre Arbeit und ihr Leben in Wien gewesen. „Was hast du dort, was du in München nicht hast?“, hatte sie vorwurfsvoll gefragt, als Andrea ihr mitgeteilt hatte, für längere Zeit nach Wien zu gehen.
„Neue Perspektiven. Neue Möglichkeiten“, hatte sie geantwortet. Heute fügte sie dem Ganzen hinzu: und ein Erlebnis, das mich und mein Leben verändert hat.
Ihr Mund wurde trocken. Instinktiv winkelte sie die Beinewieder an, so als würde ihr diese Stellung Schutz bieten. Schutz vor diesem Mann, Schutz vor den Alpträumen und den Gefühlen in ihrem Kopf.
„Erstens arbeite ich schon lange nicht mehr, wie Sie sagen, in dieser Branche und … es weiß doch niemand, dass ich in Wien bin.“ Dann fiel ihr doch noch etwas ein. Niemand, außer Max. Das erwähnte sie aber mit keinem Wort.
„Denken Sie trotzdem noch einmal darüber nach. Vielleicht fällt Ihnen doch noch jemand ein. Vielleicht jemand aus München, der Ihnen gefolgt ist und dem die ganze Sache hier nur recht ist, oder …“
„Nein! Niemand“, unterbrach sie ihn forsch.
Er glaubte ihr nicht, beließ es aber dabei und wechselte das Thema.
„Ach ja! Da war noch eine Nachricht auf der Sprachbox. Der Anruf kam aus der BELLA Film. Eine männliche Stimme, stellte sich aber nur mit ,Ich bin’s‘ vor. Er bat Ihre Freundin um einen Rückruf. Sagte aber nicht warum. Wir haben versucht herauszufinden, wer angerufen hat. Angeblich führte niemand in der Filmproduktion dieses Telefonat. Wissen Sie etwas darüber?“
Andrea schüttelte den Kopf. „Vielleicht Max? Er hat Silke sicher mal aus dem Büro angerufen. Fragen Sie ihn!“
„Haben wir. Er war’s nicht.“
„Woher soll ich wissen, wer vom BELLA-Team Silke angerufen hat. Ich hab Ihnen doch erzählt, dass die Blonde hinter dem Empfang Silkes Namen nicht einmal gefunden hat. Ihr Name war nicht in der Mitarbeiterkartei. Normalerweise werden Mitarbeiter eingetragen, wenn sie fix bei einem Projekt mitarbeiten oder zumindest dafür vorgesehen sind.“
„Heißt es nicht immer, die Filmbranche in Österreich ist klein? So klein, dass jeder jeden kennt?“
„So klein
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