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Tödliche SMS (German Edition)

Tödliche SMS (German Edition)

Titel: Tödliche SMS (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beate Maxian
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verlassen, aber spätestens um neun Uhr werde ich zurück sein. Wir wollen doch gemeinsam meinen Geburtstag feiern.“
    Dann ging er in den kleinen Vorraum. Andrea hörte den Wasserhahn in der Toilette, dann kam er zurück. Er hielt ihr das Glas Wasser an die Lippen.
    „Trinken Sie das!“
    „Ich habe keinen Durst“, sagte Andrea. Obwohl das Gegenteil der Fall war. Sie brauchte dringend Flüssigkeit, ihre Zunge klebte am Gaumen. Es fiel ihr schwer zu reden.
    „Das war keine Bitte.“ Wieder führte er das Glas an die Lippen. Sie trank gierig, hoffte, dass der Großteil der Flüssigkeit an ihren Mundwinkeln herabsickern würde. Aber schließlich trank sie das Wasser bis zur Neige, obwohl sie wusste, dass er irgendetwas hineingegeben hatte. Aber das spielte jetzt keine Rolle mehr.
    Noch bevor sie etwas sagen konnte, fischte er eine Rolle Klebeband aus seiner Jackentasche, riss ein Stück ab und klebte damit Andreas Mund wieder zu.
    Kurz darauf schlief sie wie eine Tote. Keine Träume, keine Erinnerungen, nur schwarze endlose Leere.

20.
    Vor den Fenstern war schon lange die Dunkelheit hereingebrochen.
    Andreas Sinneswahrnehmungen waren wieder gestört, so wie vorhin, als sie zum ersten Mal aufgewacht war. Was hatte dieses Monster ihr da gegeben? War das diese Droge, von der Remo Bauer gesprochen hatte, oder etwas anderes? Sie hatte keinerlei Erfahrung mit diesen Dingen, wusste nichts von Wirkung oder Nebenwirkungen. Jedenfalls nichts Genaues, nur das, was sie den Internetseiten entnommen hatte. Aber das war nicht genug.
    Eine Stehlampe tauchte das Zimmer in oranges Licht. Er musste sie hereingebracht haben, während sie weggetreten war.
    Sie lauschte.
    Kein Geräusch.
    Sie war allein.
    Die Angst vor dem zu erwartenden, unerträglichen Schmerz ließ sie fast den Verstand verlieren.
    Remo, wo bist du? Um Gottes willen, hilf mir! Bitte, bitte, hilf mir!
    Ihr war furchtbar schlecht.
    Nein, auf gar keinen Fall, nein … Wenn sie sich jetzt übergab, würde sie an ihrem eigenen Erbrochenen ersticken. Mit dem Klebeband über dem Mund hatte sie keine Chance.
    Unterdrück es! Du musst es unterdrücken!
    Sie spürte, wie es hochkam, ein säuerlicher Geschmack sich in ihrem Mund ausbreitete. Nur jetzt keine Panik!
    Atme! Verdammte Scheiße, du musst atmen!
    Einatmen – ausatmen – einatmen – ausatmen und das alles durch die Nase.
    Sie war einer Ohnmacht nahe.
    Einatmen – ausatmen – einatmen – ausatmen.
    So ist es gut.
    Sie spürte, wie die Übelkeit nachließ.
    Die Schatten vor ihren Augen hoben sich allmählich wieder, trotzdem hatte sie das Gefühl, mit Höchstgeschwindigkeit durch einen Tunnel zu rasen.
    In diesem Moment hörte sie, wie sich wieder ein Schlüssel im Schloss herumdrehte.
    Er kam zurück.
    Sie schloss die Augen.
    Er sollte denken, dass sie noch immer ohne Bewusstsein war.
    Vielleicht würde er wieder gehen.
    Sie hörte Schritte näher kommen.
    „Sie müssen sich nicht schlafend stellen. Ich weiß, dass Sie wach sind.“
    Andrea öffnete die Augen.
    „Wie geht es Ihnen, meine Liebe?“, fragte er mit sanfter Stimme.
    Er war wie immer höflich, zog die Fesseln, die ihre Gelenke einschnürten, fester und wandte sich von ihr ab. Er hatte sich umgezogen, weißes Hemd, schwarze Hose. Er war glatt rasiert und ein Hauch Aftershave strömte durchs Atelier. All dies war Teil seines Geburtstagsfestes, seiner letzten großen, grausamen Inszenierung. Er war kein Schauspieler, vielmehr war er ein Regisseur.
    Michael Kogler, der freundliche Nachbar. Er, der garantiert mit seinem guten Benehmen und höflichen Manieren die alte Frau Meinrad um den Finger wickeln würde. „Ja, Frau Meinrad. Natürlich, Frau Meinrad. Eine schreckliche Sache. Dass aber auch beide Frauen auf die gleiche Weise ums Leben kommen mussten. Da glaubt man, Wien sei eine sichere Stadt. Und dann das. Schreckliche Geschichte.“
    So, oder so ähnlich, würde er mit der alten Nachbarin sprechen, während er bei ihr im Wohnzimmer Kaffee trank. Wahrscheinlich würde er ihr aus lauter Höflichkeit auch die Post mit nach oben nehmen.
    Kogler, der Paketzusteller und Briefeschreiber. Er hatte einen guten Job bei der Post, kam ohne Probleme an alle Adressen heran und Kuverts und Postpakete stapelten sich wahrscheinlich im Überfluss in seinem Büro. Er selbst hatte ja noch Werbung gemacht dafür. Er, der fleißige Mitarbeiter in der Marketingabteilung.
    „Grüß Gott“, „Auf Wiedersehen“ und „Würden Sie das bitte ausfüllen.“
    Verdammt!

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