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Toedliche Spiele

Toedliche Spiele

Titel: Toedliche Spiele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suzanne Collins
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Zug ins Vergessen schaukeln.
    Graues Licht sickert durch die Vorhänge, als ein Klopfen mich weckt. Ich höre Effie Trinkets Stimme, die sagt, ich solle aufstehen. »Auf, auf, auf! Das wird ein ganz, ganz großer Tag heute!« Einen Augenblick lang versuche ich mir vorzustellen, wie es im Kopf dieser Frau aussieht. Welche Gedanken füllen ihre wachen Stunden? Welche Träume kommen nachts zu ihr? Ich habe keine Ahnung.
    Ich ziehe die grünen Sachen wieder an, weil sie noch nicht schmutzig sind, nur ein wenig verknittert nach der Nacht auf dem Fußboden. Meine Finger fahren den Kreis um den kleinen Spotttölpel nach und ich denke an den Wald und an meinen Vater und an meine Mutter und an Prim, wie sie aufwacht und mit alldem zurechtkommen muss. Ich habe mit der Flechtfrisur geschlafen, die meine Mutter mir für die Ernte gemacht hat, sie sieht noch passabel aus, also lasse ich sie so. Spielt sowieso keine Rolle. Es kann jetzt nicht mehr weit sein bis zum Kapitol. Und wenn wir die Stadt erst einmal erreicht haben, wird sowieso ein Stylist bestimmen, welchen Look ich bei der Eröffnungsfeier heute Abend trage. Ich hoffe nur, er denkt nicht, nackte Haut wäre der letzte Schrei.
    Als ich den Speisewagen betrete, hastet Effie Trinket mit einer Tasse schwarzem Kaffee an mir vorbei. Sie flucht leise vor sich hin. Haymitch sitzt mit rotem, aufgedunsenem Gesicht von der gestrigen Sauferei da und kichert vor sich hin. Peeta hat ein Brötchen in der Hand und wirkt peinlich berührt.
    »Setz dich! Setz dich!«, sagt Haymitch und winkt mich herbei. Kaum sitze ich auf meinem Stuhl, bekomme ich eine riesige Platte mit Essen serviert. Eier, Schinken, haufenweise Bratkartoffeln. Eine Schale mit Obst steht in Eis, damit die Früchte schön kühl bleiben. Der Brötchenkorb vor mir könnte meine Familie eine Woche lang ernähren. Ein edles Glas mit Orangensaft steht auch da. Zumindest nehme ich an, dass es Orangensaft ist. Ich habe erst einmal eine Orange probiert, an Silvester, als mein Vater als besondere Leckerei eine mitbrachte. Eine Tasse Kaffee. Meine Mutter liebt Kaffee, den wir uns fast nie leisten konnten, aber ich finde, er schmeckt nur bitter und dünn. Und eine Tasse mit einem tiefbraunen Getränk, das ich noch nie gesehen habe.
    »Das ist heiße Schokolade«, sagt Peeta. »Ist lecker.«
    Ich trinke ein Schlückchen von der heißen, süßen, cremigen Flüssigkeit, und ein Schauer durchfährt mich. Obwohl das übrige Essen lockt, rühre ich es nicht an, bis ich die Tasse ausgetrunken habe. Dann schlinge ich so viel in mich hinein, wie ich bei mir behalten kann, was eine ordentliche Menge ist, und achte darauf, es mit den schweren Speisen nicht zu übertreiben. Meine Mutter hat mal zu mir gesagt, ich äße immer, als ob ich nie mehr etwas bekommen würde. Und ich habe gesagt: »Bekomme ich ja auch nicht, wenn ich es nicht selbst besorge.« Da fiel ihr nichts mehr ein.
    Als ich kurz vorm Platzen bin, lehne ich mich zurück und betrachte meine Frühstücksgefährten. Peeta isst immer noch; er bricht Stücke von seinem Brötchen ab und tunkt sie in die heiße Schokolade. Haymitch hat seine Platte kaum angerührt, aber er kippt ein Glas mit rotem Saft hinunter, den er mit einer klaren Flüssigkeit aus einer Flasche verdünnt hat. Den Dünsten nach zu urteilen, ist es irgendein Alkohol. Ich kenne Haymitch nicht, aber ich habe ihn oft genug auf dem Hob gesehen, wo er händeweise Geld auf den Tresen der Frau warf, die klaren Schnaps verkauft. Wenn er so weitermacht, ist er weggetreten, ehe wir das Kapitol erreichen.
    Ich merke, dass ich Haymitch verabscheue. Kein Wunder, dass die Tribute aus Distrikt 12 nie eine Chance hatten. Es liegt nicht nur daran, dass wir unterernährt und untrainiert sind. Einige unserer Tribute waren trotzdem stark genug, um erfolgreich zu sein. Aber wir bekommen selten Sponsoren und das liegt zum großen Teil an ihm. Die Reichen, die die Tribute unterstützen - entweder, weil sie auf sie wetten, oder schlicht, um sich hinterher damit brüsten zu können, dass sie auf einen Sieger gesetzt haben -, möchten nichts mit so einer heruntergekommenen Type wie Haymitch zu tun haben.
    »Sie sollen uns also mit Rat und Tat zur Seite stehen«, sage ich zu Haymitch.
    »Hier hast du einen Rat: Bleib am Leben«, sagt Haymitch und prustet los. Ich tausche einen Blick mit Peeta, doch dann fällt mir wieder ein, dass ich ja nichts mehr mit ihm zu tun habe. Die Härte in seinen Augen überrascht mich. Sonst wirkt er immer so

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