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Toedliche Spiele

Toedliche Spiele

Titel: Toedliche Spiele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suzanne Collins
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um sie zu bewundern, obwohl wir uns noch nie eine leisten konnten. Aber in Distrikt 12 gibt es so wenig Schönes, dass ich es ihr kaum verweigern kann.
    Ich betrachte die Tarnzeichnung auf Peetas Arm eingehender. Das Muster, in dem sich Hell und Dunkel abwechseln, erinnert an Sonnenlicht, das im Wald durchs Laub fällt. Ich frage mich, woher er das kennt, denn ich bezweifele, dass er jemals hinter dem Zaun war. Ist es möglich, dass er das allein bei dem verwachsenen alten Apfelbaum im Hinterhof der Bäckerei abgeschaut hat? Irgendwie ärgert mich all das - seine Fähigkeiten, die unerreichbaren Torten, das Lob des Tarnexperten.
    »Wie schön. Jetzt müsste man nur noch jemanden zu Tode verzieren können«, sage ich.
    »Sei nicht so überheblich. Keiner weiß im Voraus, was uns in der Arena erwartet. Angenommen, es wäre eine riesige Torte ...«, sagt Peeta.
    »Angenommen, wir gehen weiter«, unterbreche ich ihn.
    Die folgenden drei Tage verbringen Peeta und ich damit, still von Station zu Station zu wandern. Wir erlernen verschiedene Künste, Feuermachen, Messerwerfen, Hüttenbauen. Trotz Haymitchs Anweisung, sich nicht hervorzutun, ist Peeta im Kampf Mann gegen Mann überragend und ich bringe die Prüfung mit den essbaren Pflanzen hinter mich, ohne mit der Wimper zu zucken. Aber Bogenschießen und Gewichtheben meiden wir, das wollen wir uns fürs Privattraining aufheben.
    Die Spielmacher haben sich am ersten Tag früh blicken lassen. Etwa zwanzig Männer und Frauen in tiefvioletten Gewändern. Sie setzen sich auf die erhöhten Tribünen rings um die Turnhalle. Manchmal gehen sie herum, schauen uns zu und machen sich Notizen, manchmal essen sie von dem endlosen Bankett, das für sie aufgetragen wurde, und beachten uns gar nicht. Aber es scheint, als behielten sie die Tribute aus Distrikt 12 im Auge. Mehrmals schaue ich auf und bemerke, wie einer von ihnen mich anstarrt. Und während wir essen, befragen sie auch die Trainer. Als wir zurückkommen, stehen sie beisammen.
    Frühstück und Abendessen werden auf unserer Etage serviert, aber mittags essen wir alle gemeinsam in einem Speisesaal neben der Turnhalle. Das Essen steht auf Wagen rings an den Wänden und man bedient sich selbst. Die Karrieretribute versammeln sich meist mit rüpelhaftem Benehmen um einen Tisch, als wollten sie ihre Überlegenheit zur Schau stellen und beweisen, dass sie keine Angst voreinander haben und uns Übrigen keinerlei Beachtung schenken. Die meisten anderen Tribute sitzen allein da, wie verlorene Schafe. Keiner spricht uns an. Peeta und ich essen gemeinsam, und da Haymitch so viel Wert darauflegt, versuchen wir während des Essens ein freundliches Gespräch in Gang zu halten.
    Es ist gar nicht so einfach, ein Thema zu finden. Über zu Hause zu sprechen ist schmerzlich. Über die Gegenwart zu sprechen ist unerträglich. Am ersten Tag leert Peeta unseren Brotkorb und macht mich darauf aufmerksam, dass neben dem feinen Brot aus dem Kapitol auch ein paar Brotsorten aus verschiedenen Distrikten hineingelegt wurden. Der mit Algen grün gefärbte, fischförmige Laib aus Distrikt 4. Das mit Körnern bestreute Mondsichelbrötchen aus Distrikt 11. Obwohl es aus den gleichen Zutaten besteht, sieht es sehr viel appetitlicher aus als die hässlichen, unförmigen Dinger, die wir von zu Hause gewohnt sind.
    »Das wär's«, sagt Peeta und schaufelt das Brot zurück in den Korb.
    »Du kennst dich aber gut aus«, sage ich.
    »Nur mit Brot«, sagt er. »Okay, und jetzt lach mal, als ob ich etwas Witziges gesagt hätte.«
    Wir ringen uns ein überzeugendes Lachen ab und ignorieren die Blicke der anderen.
    »So, jetzt werde ich nett lächeln und du redest«, sagt Peeta. Ganz schön anstrengend, Haymitchs Anweisung, freundlich zueinander zu sein. Denn seit ich meine Tür zugeknallt habe, ist die Stimmung zwischen uns frostig. Aber wir haben unsere Befehle.
    »Habe ich dir schon erzählt, wie ich mal von einem Bären verfolgt worden bin?«, frage ich.
    »Nein, klingt aber faszinierend«, sagt Peeta.
    Ich versuche, Leben in mein Gesicht zu bringen, während ich mich an das Ereignis erinnere, eine wahre Geschichte, als ich einem Schwarzbären verrückterweise die Rechte an einem Bienenkorb streitig gemacht habe. Peeta lacht und stellt wie auf Kommando Fragen. Er kann das viel besser als ich.
    Am zweiten Tag, als wir es mit Speerwerfen versuchen, flüstert er mir zu: »Sieht so aus, als hätten wir einen Schatten.«
    Ich werfe meinen Speer, was mir gar nicht mal

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