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Toedliche Spiele

Toedliche Spiele

Titel: Toedliche Spiele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suzanne Collins
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schlecht gelingt, solange ich nicht allzu weit werfen muss, und sehe das kleine Mädchen aus Distrikt 11, das ein Stück entfernt steht und uns zuschaut. Sie ist die Zwölfjährige, die mich von der Statur her so an Prim erinnert hat. Von Nahem sieht sie aus wie zehn. Sie hat glänzende dunkle Augen und samtbraune Haut und steht auf den Zehen, die Arme leicht abgespreizt, als wollte sie beim leisesten Geräusch wegfliegen. Unwillkürlich muss ich an einen Vogel denken.
    Während Peeta wirft, nehme ich einen neuen Speer in die Hand. »Ich glaube, sie heißt Rue«, sagt er sanft.
    Ich beiße mir auf die Lippe. Rue ist der Name einer kleinen gelben Blume, die bei uns auf der Weide wächst. Rue, Raute. Primrose, Primel. Keine von beiden wiegt mehr als fünfunddreißig Kilo.
    »Was können wir dagegen tun?«, frage ich schroffer, als ich eigentlich wollte.
    »Nichts«, erwidert er. »Nur ein bisschen Konversation machen.«
    Seitdem ich weiß, dass sie hier ist, fällt es mir schwer, die Kleine zu ignorieren. Sie schleicht hinter uns her und begleitet uns zu verschiedenen Stationen. Wie ich kennt sie sich mit Pflanzen aus, sie klettert geschwind und ist zielsicher. Mit der Schleuder trifft sie jedes Mal. Aber was ist eine Schleuder gegen einen Hundertkilomann mit Schwert?
    Beim Frühstück und beim Abendessen auf der Etage von Distrikt 12 quetschen Haymitch und Effie uns über jeden Augenblick des Tages aus. Was wir gemacht haben, wer uns zugeschaut hat, wie wir die anderen Tribute einschätzen. Cinna und Portia lassen sich nicht blicken, sodass keiner da ist, der etwas Vernünftiges beisteuern könnte. Immerhin streiten Haymitch und Effie sich nicht mehr. Ja, sie scheinen ein Herz und eine Seele zu sein und wirken fest entschlossen, uns auf Höchstform zu trimmen. Mit endlosen Anweisungen, was wir beim Training zu tun und zu lassen haben. Peeta ist ganz geduldig, aber ich habe die Nase voll und werde mürrisch.
    Als wir am zweiten Abend endlich ins Bett kommen, murmelt Peeta: »Jemand sollte Haymitch einen Drink besorgen.«
    Ich gebe einen Laut von mir, halb Schnauben, halb Lachen. Dann habe ich mich wieder in der Gewalt. Es verwirrt mich zu sehr, auseinanderzuhalten, wann wir angeblich Freunde sind und wann nicht. Spätestens wenn es in die Arena geht, werde ich wissen, wie es steht. »Lass das. Lass uns nicht heucheln, wenn keiner in der Nähe ist.«
    »In Ordnung, Katniss«, sagt er müde. Von nun an sprechen wir nur noch miteinander, wenn Leute dabei sind.
    Am dritten Trainingstag werden wir nacheinander vom Mittagstisch zu unseren Einzelstunden vor den Spielmachern gerufen. Ein Distrikt nach dem anderen, erst der Junge, dann das Mädchen. Wie üblich ist Distrikt 12 als letzter vorgesehen. Wir anderen bleiben im Esszimmer, weil wir nicht wissen, wohin wir sonst gehen sollen. Wer fort ist, kommt nicht wieder. Je mehr sich der Raum leert, desto geringer wird der Druck, freundlich zu wirken. Als Rue aufgerufen wird, bleiben wir allein zurück. Wir sitzen still da, bis Peeta an der Reihe ist. Er steht auf.
    »Denk dran, was Haymitch gesagt hat - dass du Gewichte werfen sollst.« Die Worte kommen ohne Erlaubnis aus meinem Mund.
    »Danke. Ich werde dran denken«, sagt er. »Und du ... gut zielen.«
    Ich nicke. Ich weiß nicht, warum ich überhaupt etwas gesagt habe. Obwohl, falls ich ausscheide, dann soll wenigstens Peeta gewinnen. Es wäre besser für unseren Distrikt, für meine Mutter und Prim.
    Nach etwa fünfzehn Minuten wird mein Name aufgerufen. Ich streiche mein Haar glatt, straffe die Schultern und gehe in die Turnhalle. Sofort merke ich, dass es nicht gut für mich aussieht. Sie sind schon zu lange hier, die Spielmacher. Haben dreiundzwanzig andere Vorführungen hinter sich. Und die meisten haben zu viel Wein getrunken. Sie wollen nur noch nach Hause.
    Mir bleibt nichts anderes übrig, als alles so zu machen wie geplant. Ich gehe zum Bogenschießstand. Ah, die Waffen! Seit Tagen hat es mich gejuckt, sie in die Hände zu bekommen! Bogen aus Holz und Kunststoff und Metall und Materialien, die ich nicht kenne. Pfeile mit akkurat zugeschnittenen Federn. Ich wähle einen Bogen aus, spanne ihn probehalber und werfe mir den dazugehörigen Köcher mit Pfeilen über die Schulter. Es gibt einen Schießstand, aber er ist viel zu klein. Gewöhnliche Zielscheiben und menschliche Umrisse. Ich gehe in die Mitte der Turnhalle und wähle mein erstes Ziel aus. Die Puppe für den Messerkampf. Schon als ich die Sehne zurückziehe,

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