Tödliche Täuschung
als Frau mit diesen neuen architektonisch ungewöhnlichen Entwürfen zu Ihnen gekommen wäre, hätten Sie dann Geld in die Sache investiert?«
»Ich… ich…« Lambert hielt inne, sein Gesicht war kreidebleich. Er war ein so durch und durch ehrlicher Mann, dass er jetzt, da die Wahrheit offen zu Tage lag, nicht einmal sich selbst belügen möchte. »Nein… ich bezweifle es… nein, nein, wahrscheinlich nicht. Ich habe auch so schon meine Bedenken gehabt. Die Pläne waren so… so revolutionär, aber auch so unglaublich schön!«, sagte er mit Leidenschaft in der Stimme. Seine Augen leuchteten, sein Gesicht war wie verwandelt.
»Das sind sie immer noch«, erwiderte Rathbone ruhig.
»Bei Gott, Sie haben Recht!«, stieß Lambert hervor. »Der Himmel möge uns allen beistehen… Was für ein bigotter, kurzsichtiger, engstirniger, selbstsüchtiger Haufen wir doch sind!« Er stand mit hochgezogenen Schultern und geballten Fäusten da.
»Manchmal«, stimmte Rathbone zu. »Aber so lange wir das noch einzusehen vermögen, gibt es Hoffnung für uns.«
»Aber es gibt keine Hoffnung für Melville, verdammt noch mal! Dafür haben wir gesorgt!« fuhr Lambert ihn an.
»Ich weiß.« Rathbone versuchte nicht seinen eigenen Anteil an der Schuld zu bestreiten. Die Tatsache, dass Lambert eine noch größere Schuld traf, sprach ihn selbst nicht frei. »Wenn Sie mich jetzt bitte entschuldigen würden, Mr. Lambert, es gibt einige Personen, die ich informieren möchte, und bedauerlicherweise habe ich auch noch andere Fälle.« Er ließ Lambert stehen und eilte auf den Ausgang zu, um Monk aufzusuchen und ihn persönlich von dieser neuen Wendung der Ereignisse in Kenntnis zu setzen, bevor er es aus der Zeitung erfuhr.
Monk reagierte mit großer Erschütterung auf die Neuigkeit, obwohl auch er das Gefühl hatte, er hätte zumindest die Möglichkeit in Erwägung ziehen sollen, aber ihm war wie allen anderen niemals etwas Derartiges in den Sinn gekommen. Er erging sich weder in Banalitäten noch in kritischen Bemerkungen, denn es war offensichtlich, dass Rathbone sich bereits die schwersten Vorwürfe machte. Und ausnahmsweise einmal hatte Monk tiefes Mitgefühl für ihn. Er wusste nur allzu gut, was Schuldgefühle waren.
Als Rathbone gegangen war, nahm Monk einen Hansom und fuhr zum Tavistock Square, um Hester über den Ausgang der Dinge zu informieren und - falls er Interesse hatte - auch Gabriel Sheldon.
Martha Jackson begrüßte ihn an der Tür und erinnerte ihn an die unmögliche Aufgabe, die in Angriff zu nehmen er ihr versprochen hatte.
»Guten Abend, Miss Jackson«, sagte er mit erzwungener Munterkeit. »Es geht um den Fall Mr. Melvilles. Die Angelegenheit hat ein sehr tragisches Ende genommen, auf eine Weise, wie wir es nicht vorhersehen konnten. Ich würde gern Miss Latterly darüber berichten und auch Lieutenant Sheldon, falls es ihn interessiert.«
Sie sah ihn verstört an und schien nicht recht zu wissen, was sie antworten sollte.
»Stimmt etwas nicht, Miss Jackson?« Eine jähe Angst stieg in ihm auf, und er stellte zu seiner eigenen Überraschung fest, wie nahe Melvilles Tod ihm gegangen war.
»Nein!«, erwiderte sie eine Spur zu entschieden. Sie zwang sich zu einem Lächeln, das jedoch so schmerzlich war, dass er sich nur umso mehr Sorgen machte. »Nein…«, fuhr sie fort.
»Lieutenant Sheldon geht es heute nicht besonders gut. Er hatte eine schlechte Nacht, das ist alles. Bitte, kommen Sie doch herein, Mr. Monk, ich werde Miss Latterly Bescheid sagen, dass Sie hier sind. Ich hoffe, Sie haben nichts dagegen, wenn Sie ein Weilchen warten müssen? Im Salon ist es angenehm warm.«
»Es macht mir nichts aus, natürlich nicht«, antwortete er, da er unmöglich etwas anderes hätte sagen können. Er war unangemeldet aufgetaucht, und niemand hatte ihn eingeladen. Er folgte Martha in den freundlichen Salon, wo sie ihn allein ließ. Er versuchte sich in Geduld zu fassen.
Er musste tatsächlich relativ lange warten, etwa eine halbe Stunde, und als Hester endlich kam, sah sie müde und ein wenig abgehetzt aus. In Gedanken schien sie noch immer mit anderen Dingen beschäftigt zu sein.
»Martha berichtete mir, der Fall Melville sei zu Ende«, sagte sie, während sie die Tür hinter sich schloss. Sie blickte ihm in die Augen und wusste, dass etwas Schreckliches geschehen war. Ihre Miene veränderte sich. Jetzt war sie plötzlich voller Sorge.
»Ist er ruiniert? Konnte Oliver nichts für ihn tun? Was ist passiert? Hat er
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