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Tödliche Täuschung

Tödliche Täuschung

Titel: Tödliche Täuschung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry
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Pearson.
    »Ich erinnere mich an ihr Gesicht. Sie sah aus wie ein Mensch , dessen Welt in Scherben geht… Der Schmerz war größer, als sie ertragen konnte.« Seine Stimme wurde traurig. Er trat in einen breiten Korridor und blieb zweimal stehen, um sich bei jemandem zu erkundigen, wo sich Mr. Sutton befinde, und in einem der Nebenräume fand er schließlich einen kleinen, mageren Mann mit leuchtenden dunklen Augen.
    »Oh… Mr. Sutton«, sagte er schnell. »Das ist Mr. Monk. Er möchte gern wissen, wie es der armen Miss Melville gelungen ist, Gift einzunehmen, ohne dass jemand es bemerkt hat. Es sieht so aus, als wäre es hier passiert. Irgendwann am Nachmittag. Da alle im Gericht waren bis auf die Unterbrechung, muss es wohl zu der Zeit geschehen sein.«
    »Ist es aber nicht«, sagte Sutton sofort. Er schürzte die Lippen und sah über Pearson hinweg zu Monk hinüber. »Tut mir Leid, Sir, aber ich war die ganze Zeit draußen vorm Saal, und Miss Melville hat den Korridor nicht verlassen.«
    »Hat jemand ihr ein Glas Wasser gebracht oder vielleicht eine Flasche angeboten?«, fragte Monk.
    »Nein, Sir.« Sutton war sich seiner Sache vollkommen sicher.
    »Sie hat ganz allein dagesessen, bis Mrs. Lambert auf sie zuging und ihr die Sachen zurückgab, die sie Miss Lambert geschenkt hatte. Es waren ein Paar Ohrringe, ein goldener Uhrenanhänger und ein hübsches Miniaturbild von Bäumen und solche Dinge. Sie hatte die Sachen in einem kleinen Päckchen. Hat es einfach aufgemacht und den ganzen Inhalt in Miss Melvilles Hände gekippt. Ich glaube, Miss Melville wusste kaum, wie ihr geschah, so geistesabwesend, wie sie war.«
    »Sind Sie sich sicher, dass Miss Melville nichts gegessen oder getrunken hat?«, bedrängte Monk den Mann.
    »Was ich nicht verstehe«, sagte Pearson und kratzte sich dabei den Nacken, »ist, warum sie es ausgerechnet da getan hat. Ich an ihrer Stelle, ich hätt’s am Tag davor gemacht, als Mr. Sacheverall Mr. Wolff ins Spiel brachte, das heißt, wenn ic h’s überhaupt hätte tun wollen… was ich nicht glaube. Obwohl ich das natürlich nicht wissen kann, bevor ich so was durchgemacht habe.«
    »Nein«, pflichtete Monk ihm bei und wandte sich dann wieder an Sutton. »Aber Sie haben Miss Melville die ganze Zeit im Auge gehabt, und sie hat nichts gegessen oder getrunken? Das wissen Sie mit Bestimmtheit?«
    »Wenn sie etwas zu sich genommen hat, dann nicht während dieser Unterbrechung, Sir. Das würde ich auf meinen Eid nehmen. Sie muss das Gift auf eine andere Weise eingenommen haben oder eher wohl zu einem anderen Zeitpunkt. Ich möchte nicht anmaßend klingen, Sir, aber vielleicht hat der Doktor sich geirrt?«
    »Vielleicht…«, sagte Monk, obwohl er es nicht glaubte.
    »Vielen Dank, Mr. Sutton. Sie haben mir sehr geholfen.« Dann bedankte er sich auch noch einmal bei Pearson und ging durch den Flur zurück zum Eingang.
    Anschließend verwandte er mehrere Stunden darauf, eine Bestätigung für die Aussagen der beiden Saaldiener zu finden, aber es gab niemanden, der etwas anderes zu beric hten wusste. Keelin Melville hatte nur mit wenigen Personen gesprochen. Sie war bleich und wie erstarrt gewesen, und ihre Augen hatten ihren Schmerz widergespiegelt, aber sie hatte weder etwas gegessen noch getrunken.
    Wie hatte sie dann das Belladonna eingenommen, an dem sie gestorben war? Und warum hatte sie sich ausgerechnet für einen solchen Zeitpunkt entschieden, statt es entweder am Abend zuvor zu tun, nachdem Wolff ausgesagt hatte, oder erst am Abend, als die Prostituierte Sacheveralls Behauptungen bestätigt hatte?
    Jede Antwort, die ihm darauf einfiel, war unbefriedigend und warf weitere Fragen auf. Er hatte ein seltsam dumpfes Gefühl, dass der Fall noch nicht zu Ende war.

10
    Monk fand den ganzen Abend keine Ruhe. Es war lächerlich zu glauben, man könne jeden Fall so lösen, dass nicht irgendwelche Zweifel zurückblieben. Aber dieser Fall machte ihm mehr zu schaffen als die meisten anderen. Es war nicht nur die Tragödie dahinter, sondern das fast an Sicherheit grenzende Gefühl, dass Keelin Melville ein letztes Geheimnis mit ins Grab genommen hatte, das ihr Verhalten irgendwie erklären würde.
    Er lief im Wohnzimmer auf und ab und ignorierte sowohl das heruntergebrannte Feuer als auch den Regen, der lauter als gewöhnlich gegen die Fenster trommelte, weil er vergessen hatte, die Vorhänge zuzuziehen.
    Er konnte verstehen, warum Melville Zillah nicht gesagt hatte, dass sie in Wirklichkeit kein Mann

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