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Tödliche Täuschung

Tödliche Täuschung

Titel: Tödliche Täuschung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry
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nicht bemerkt , wenn sie Tabletten genommen oder Wasser getrunken oder eine Flasche dabei gehabt hätte? Irgendjemand muss doch etwas gesehen haben. Einen öffentlicheren Ort kann man sich doch nun wirklich nicht vorstellen, verdammt! Warum um alles in der Welt sollte sie es überhaupt dort tun? Warum hat sie nicht gewartet, bis sie nach Hause kam und ungestört war?«
    »Ich weiß es nicht.« Rathbones Gedanken überschlugen sich jetzt. »Ich kann mir nicht vorstellen, was in ihr vorgegangen ist.
    Sie geriet in Panik, als Sacheverall diese Prostituierte in den Zeugenstand rief. Ihr war klar, dass die Aussage der Frau unwiderlegbar sein würde und dass man sie nur in einer Richtung deuten konnte.«
    »Dann wusste sie nicht, dass Sacheverall die Prostituierte aufrufen würde, bis sie sie im Zeugenstand sah?«, fragte Monk schnell.
    Rathbone überlegte. »Nein. Ich glaube nicht, dass sie etwas gewusst hat. Ich kann mir natürlich nicht sicher sein, aber so weit ich das zu beurteilen vermag, hatte sie keine Ahnung.«
    »Warum sollte sie dann das Belladonna mitgenommen haben… noch dazu in einer tödlichen Dosis?« Monk beugte sich noch weiter vor, den Blick fest auf Rathbones Gesicht geheftet.
    »Und wenn sie es wusste, warum hat sie das Gift nicht schon vorher genommen, um wenigstens Wolffs Ruf zu retten? Wenn sie ihn wirklich liebte, hätte sie sich doch sicher dafür entschieden. Er ergibt einfach keinen Sinn, nicht so, wie die Dinge sich entwickelt haben.«
    »Dann suchen Sie nach dem Sinn!«, bedrängte Rathbone ihn.
    »Ich beauftrage Sie damit - in meinem Namen!« Er schob seine persönlichen Gefühle beiseite, sogar den Gedanken, dass Monk ihn für unfähig halten musste, nachdem er es zugelassen hatte, dass der Fall ein so tragisches Ende nahm. Er weigerte sich, darüber nachzudenken, was Hester von ihm halten würde. Er hasste es, jemanden um einen Gefallen zu bitten. Seiner Stimme war deutlich anzuhören, wie viel es ihn kostete und wie sehr es ihm widerstrebte, sich ausgerechnet Monk gegenüber diese Blöße zu geben. »Ich möchte wissen, was sie dazu getrieben hat, sich das Leben zu nehmen, statt weiter zu kämpfen. Hätte sie nicht England verlassen und nach Italien oder meinetwegen in den Mittleren Osten gehen können oder sonst wohin? Mit einer solchen Begabung wie der ihren hätte sie doch sicher woanders neu beginnen können. Alles wäre besser gewesen als der Tod! Und was ist mit Wolff? Sie hat ihn geliebt…«
    Monk sah ihn ausnahmsweise einmal ohne jeden Hohn an. Nur ganz hinten in seinen Augen schien ein winziger Funke davon aufzublitzen.
    »Ich werde herausfinden, was ich kann.« Dann lächelte er.
    »Meine Honorare sind sehr zivil.«
    »Vielen Dank«, erwiderte Rathbone steif. Die ganze Angelegenheit war ihm jetzt peinlich. Er stand auf und zog seine Jacke zurecht. Es war fast Mitternacht. Ihm war gar nicht bewusst gewesen, wie lange er für die Fahrt nach Primrose Hill und zurück gebraucht hatte. »Es tut mir Leid, dass ich Sie so lange aufgehalten habe.«
    Monk erhob sich ebenfalls. Er zögerte, als wolle er dem anderen die Hand geben. Es war eine seltsam förmliche Geste, und im letzten Augenblick änderte er seine Meinung. »Ich werde es Sie wissen lassen, sobald ich etwas herausfinde«, versprach er ihm stattdessen, und sein Gesicht war sehr ernst.
    Am Morgen wandte Monk sich von den ziemlich langweiligen Briefen ab, in denen er für eine Frau, die der Meinung war, dass ihre Schwägerin sich unmoralisch benehme, Beweise dafür finden sollte. Er machte sich auf den Weg zum Old Bailey.
    Er kam an mehreren Zeitungsjunge n vorbei. Killian Melvilles Tod war bereits aus den Schlagzeilen verschwunden. Ein neues politisches Ereignis in Frankreich hatte sie verdrängt, und in der Stadt tuschelte man von einem Finanzskandal.
    Am Gerichtsgebäude angekommen, nahm er immer zwei Stufen auf einmal, um sich vor dem scharfen Wind in Sicherheit zu bringen. Das Wetter hatte gewechselt, und es lag ein Hauch von Frost in der Luft. Er war oft genug in diesem Haus gewesen, um mit verschiedenen Schreibern und Gerichtsdienern so gut bekannt zu sein, dass er sie entweder in Bezug auf seine Identität noch im Hinblick auf den Grund seines Besuchs hätte täuschen können.
    »Guten Morgen, Mr. Monk«, begrüßte ihn ein älterer Gerichtsdiener.
    »Guten Morgen, Mr. Pearson«, erwiderte Monk und blieb stehen. »Sie sind genau der Mann, den ich zu sehen gehofft hatte.«
    Pearson sah ihn interessiert an. »Ach ja, Sir?

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