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Tödliche Täuschung

Tödliche Täuschung

Titel: Tödliche Täuschung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry
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ihm mitteilte , dass der Polizeiarzt gekommen sei.
    »Bitten Sie ihn herein«, sagte Rathbone sofort. Der Arzt trat mit ernster Miene ein.
    »Nun?«, fragte Rathbone, nach dem sie sich förmlich begrüßt hatten.
    »Ganz eindeutig Belladonna«, erwiderte der Arzt, während er sich auf den Stuhl gegenüber dem Schreibtisch niederließ.
    »Keine besondere Überraschung. Leicht zu beschaffen.« Er hielt inne.
    »Aber…«, hakte Rathbone nach und setzte sich ein klein wenig aufrechter hin.
    Der Arzt biss sich auf die Lippen, und seine Augen wurden schmal. »Aber was ich einfach nicht verstehe und was mich wieder zu Ihnen führt, statt einfach nur einen Bericht abzuschicken, ist Folgendes: Nach der Menge zu schließen, die sie genommen hat, und der Zeit, zu der sie starb, muss sie das Gift eingenommen haben, als sie sich noch im Gerichtssaal aufhielt.« Er zog die Brauen zusammen. »Was nur bedeuten kann, dass sie es bei sich hatte, wahrscheinlich um gerüstet zu sein, falls… ja, falls was? Was ist an diesem Nachmittag passiert, das plötzlich so unerträglich wurde?«
    Rathbone versuchte, sich zu erinnern. Es war der Tag, an dem Sacheverall die Zeugen aufgerufen hatte, um die scheinbar homosexuelle Affäre zu enthüllen. Hatte Killian Melville gewusst, dass es passieren würde, oder hatte sie es befürchtet? Und wenn ja, warum hatte sie Rathbone nicht angewiesen, auf schuldig zu plädieren und eine außergerichtliche Einigung anzustreben? Auf diese Weise hätte sie zumindest Wolff s Ruf gerettet. Und wenn sie ihn liebte, dann hätte sie das doch getan?
    Hatte sie die ganze Zeit über Belladonna bei sich gehabt, nur für den Fall des Falles?
    »Wissen Sie irgendetwas?«, fragte der Arzt neugierig.
    »Meiner Schätzung nach hat sie es nach zwei Uhr nachmittags genommen und deutlich vor fünf, wahrscheinlich sogar vor vier Uhr.«
    »Ja, das ergibt wahrscheinlich so viel Sinn, wie man es von einem Selbstmord überhaupt erwarten darf«, antwortete Rathbone müde.
    »Sie klingen nicht ganz überzeugt.« Der Arzt sah ihn mit einem leichten Kopf schütteln an. »Gibt es da irgendeine Tatsache, von der ich etwas wissen sollte?«
    »Nein. Nein… Ich fürchte, es war eine Tragödie, die vielleicht von dem Augenblick an unvermeidbar war, in dem Sacheverall Isaac Wolff in den Zeugenstand rief, ganz zu schweigen von dieser elenden Prostituierten. Ich danke Ihnen aber, dass Sie persönlich hergekommen sind, um es mich wissen zu lassen.«
    Der Arzt stand auf und gab ihm die Hand. Rathbone ergriff sie und brachte ihn dann zur Tür. Er kehrte zu seinem Stuhl zurück, immer noch erfüllt von einem vagen Unbehagen, als sei etwas unerklärt oder unvollständig geblieben, obwohl er nicht sagen konnte, was das hätte sein sollen. Wahrscheinlich hatte sein Vater Recht, und es waren einfach seine eigenen Schuldgefühle.
    Nichtsdestoweniger suchte er am Abend Monk in dessen Wohnung in der Fitzroy Street auf. Er fand ihn über eine Hand voll Briefe gebeugt und hatte den Eindruck, dass ihm die Störung nicht unwillkommen war.
    »Ein unbedeutender Auftrag«, sagte er bei Rathbones Eintritt. Dann schob er die Briefe beiseite und erhob sich. »Sie sehen schrecklich aus. Sind Sie in Gedanken immer noch bei Killian Melville?«
    »Sie nicht?« Rathbone ließ sich auf den bequemen Stuhl fallen, der für Mandanten reserviert war. »Der Polizeiarzt war heute bei mir. Sie hat tatsächlich Belladonna genommen. Irgendwann am Nachmittag.«
    »Aber sie hielt sich den ganzen Nachmittag im Gerichtssaal auf«, wandte Monk überrascht ein. »Sie waren mit ihr zusammen!«
    »Nun, der Arzt war sich ganz sicher«, wiederholte Rathbone.
    »Er sagte, es müsse zwischen zwei und spätestens fünf gewesen sein, wahrscheinlich aber schon vor vier Uhr.«
    »Um wie viel Uhr hat sie das Gericht verlassen?«, hakte Monk nach. Er saß sehr gerade auf seinem Stuhl. »Geht man davon aus, dass sie das Zeug geschluckt hat?«
    »Ja, natürlich! Was sonst? Meinen Sie, sie hätte eine Spritze aus der Tasche ziehen und sich eine Nadel in den Arm stechen sollen?«, sagte Rathbone gereizt, aber seine Gedanken konzentrierten sich plötzlich auf einen and eren Punkt.
    »In welcher Form?«, fragte Monk.
    »Was?«
    »In welcher Form hat sie das Belladonna genommen?« erläuterte Monk seine Frage. »Tabletten? Tropfen? Pulver? Eine Mixtur?«
    »Ich habe keine Ahnung. Ich habe nicht danach gefragt. Was spielt das jetzt noch für eine Rolle?«
    Monk runzelte die Stirn. »Nun, hätten Sie es

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