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Tödliche Täuschung

Tödliche Täuschung

Titel: Tödliche Täuschung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry
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keine Fragen mehr zu stellen. Es spielte keine Rolle mehr, ob Zillah Lambert so unbescholten war, wie es den Anschein hatte.
    Aber Monk hatte bereits alles in seinen Kräften Stehende getan, um einen Makel an ihr zu entdecken - und hatte nichts gefunden. Außerdem glaubte er nicht, dass sie Keelin mit Absicht Schaden zugefügt oder gar getötet hätte.
    Sie hatte auch keine Gelegenheit dazu gehabt und auch sonst niemand, oder? Melville hatte nichts gegessen und nichts getrunken, sie hatte nichts von jemandem angenommen und auch selbst nichts dabei.
    Gab es eine andere Möglichkeit, ihr das Gift zu verabreichen? Nein. In der Frage, ob das Gift über den Magen oder durch eine Injektion in den Körper gelangt war, konnte der Arzt sich unmöglich irren.
    Nur dass er von Selbstmord ausging und diese Frage deshalb kaum von Bedeutung war.
    Aber warum Mord? Für wen stellte Keelin Melville eine Bedrohung dar, mit Ausnahme von Wolff vielleicht? Wenn der Prozess weitergegangen wäre, hätten nur Keelin selbst und Wolff darunter gelitten.
    Und hätte nicht jemand, der sie fürchtete, dem Gericht nur mitzuteilen brauchen, dass sie eine Frau war? Schon eine oberflächliche medizinische Untersuchung hätte ihm Recht gegeben, und Keelin hätte sich nicht gegen eine Untersuchung gewehrt.
    Das Feuer erlosch langsam. Er hatte sich nicht mehr darum gekümmert. Jetzt bückte er sich und legte mit der Zange ein halbes Dutzend Kohlen nach. Allerdings schien er das Feuer damit endgültig erstickt zu haben. Verdammt! Es wurde kalt, und er hatte noch keine Lust, schlafen zu gehen. Außerdem ärgerte er sich über seine eigene Nachlässigkeit. Er legte die Zange beiseite und griff nach dem Blasebalg, der, obwohl er ihn sehr behutsam bediente, eine Wolke weißer Asche aufwirbelte. Er fluchte und versuchte es noch einmal behutsamer.
    Der Grund musste in dem liegen, was hätte geschehe n können, wenn der Fall weiterverfolgt worden wäre. Jemand hatte Angst.
    Was wäre passiert? Monk hätte weiter in der Vergangenheit Zillah Lamberts und ihrer Familie gegraben, hätte sich aber wahrscheinlich vor allem Zillahs frühere Romanzen vorgenommen. Wenn er mit seiner typischen Skrupellosigkeit weitergemacht hätte, was hätte er dann entdeckt? Und wer konnte, abgesehen von Zillah, selbst davon wissen? Ihr Vater?
    Hester schien zu glauben, dass es am ehesten ihre Mutter wäre, die perfekte Delphine Lambert!
    Und natürlich der Mann, der in die Affäre verwickelt gewesen war… und wahrscheinlich seine Familie.
    Aber Mord! Wegen eines angeschlagenen Rufs! Das konnte er nicht glauben.
    Seine Bemühungen mit dem Feuer fanden nun ihren Lohn im Aufzüngeln der Flammen, und sofort wurde es wärmer. Er lächelte zufrieden. Ein kleiner Sieg - ein sehr kleiner.
    Morgen würde er noch einmal Zillah Lamberts Vergangenheit unter die Lupe nehmen. Diesmal wollte er unerbittlicher zu Werke gehen und keine Ausflüchte akzeptieren. Er würde den Fall so behandeln, als sei es Mord gewesen.
    Er saß am Feuer, bis die Kohlen vollends aufgezehrt waren , und ging noch einmal die Notizen durch, die er sich während seiner ersten Nachforschungen gemacht hatte. Er wusste, wo er am nächsten Tag beginnen würde.
    Er brauchte dann doch zwei ganze Tage, um auf den Zwischenfall zu stoßen, den er beim ersten Mal übersehen hatte, oder, genauer, der ihm zu unbedeutend und normal erschienen war, als dass er ihm Bedeutung beigemessen hätte. Er glaubte noch immer nicht, dass die Angelegenheit wirklich wichtig war. Aber andererseits gehörte er nicht demselben Bereich der Gesellschaft an wie die Lamberts und auch nicht dem, in den sie einheiraten wollten.
    Er hatte Hesters Rat befolgt und sich mit dem Alltag der Lamberts beschäftigt, um eine plötzliche Abweichung zu entdecken, etwas, das vielleicht nur Zillah und ihre Mutter betraf, etwas ungeplant Eingetretenes oder hastig Arrangiertes oder auf andere Weise Ungewöhnliches.
    Diesmal ging er erheblich rücksichtsloser vor und bedrängte etliche Leute, denen er oft nur einen Teil der Wahrheit sagte.
    Manchmal schüchterte er jemanden so ein, dass derjenige eine Tatsache preisgab, die er unter normalen Umständen für sich behalten hätte.
    Besagter Zwischenfall hatte sich ereignet, als Zillah knapp sechzehn Jahre alt gewesen war und eine Reise ohne Vorbereitung und entgegen allen persönlichen Plänen unternommen wurde. Ein Gartenfest, ein Ball, an dem Delphine unbedingt hatte teilnehmen wollen und zu dem sie nur unter großen Mühen

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