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Tödliche Täuschung

Tödliche Täuschung

Titel: Tödliche Täuschung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry
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könnte sie sich beschaffen. Alle Teile davon sind giftig. Man kann verschiedene medizinische Pulver zur Behandlung sehr unterschiedlicher Leiden daraus herstellen. Sogar um den Glanz der Augen zu erhöhen. Es vergrößert die Pupillen, daher auch der Name - ›schöne Frau‹ - bella donna. «
    »Vielen Dank.« Der Coroner nickte. »Ich habe keine weiteren Fragen an Sie, aber können Sie uns vielleicht sagen, ob es irgendwelche Beweise dafür gibt, ob die Verblichene das Gift selbst eingenommen hat oder nicht.«
    »Das kann ich unmöglich feststellen. Das ist Sache der Polizei. Ich kann nur sagen, dass es in keinem Fall ein Unfall war.«
    Der Coroner nickte. Er entließ den Arzt aus dem Zeugenstand und nippte an einem Glas mit kaltem Wasser, bevor er Rathbone aufrief. Selbst als er sich anschließend wieder auf seinem Platz zurücklehnte, war offenkundig, dass die Umstände und die Einzelheiten dieses Todesfalls ihn außerordentlich erregten.
    »Sir Oliver«, begann er. »Sie waren Killian Melvilles Anwalt während des Prozesses, den Barton Lambert um seiner Tochter, Miss Zillah Lambert, willen geführt hat.« Seine Worte waren eine Feststellung, aber er wartete dennoch auf eine Antwort.
    »Ja, Sir, so ist es«, pflichtete Rathbone ihm bei.
    »Wann wurde Ihnen klar, dass Miss Melville in Wirklichkeit eine Frau war und kein Mann, Sir Oliver?«
    »Nach ihrem Tod, zum selben Zeitpunkt wie allen anderen auch«, antwortete Rathbone. Er konnte den Blick der Zuschauer von der kleinen Galerie auf sich spüren.
    »Sie sind Ihrem Mandanten gegenüber jetzt nicht mehr zum Schweigen verpflichtet, sondern zur Wahrheit«, sagte der Coroner leise. »Welchen Grund hat Miss Melville Ihnen dafür genannt, dass sie ihr Gelöbnis Miss Lambert gegenüber gebrochen hatte?«
    »Sie schwor, dass sie nie die Absicht hatte, sich mit ihr zu verloben«, antwortete Rathbone. Er sah den Coroner direkt an und vermied es, irgendjemandem sonst in die Augen zu schauen.
    »Sie sagte, das Ganze sei ein Missverständnis gewesen. Ich hatte damals einige Mühe, das zu glauben, aber jetzt erscheint mir die Erklärung dafür sehr einfach. Ich denke, sie hatte Miss Lambert wirklich gern, auf die Art, wie eine Frau mit einer anderen befreundet sein kann. Sie muss sehr einsam gewesen sein.« Es fiel ihm schwer, das auszusprechen. »Isaac Wolff war der einzige Mensch, dem sie vertrauen konnte. Vielleicht war es ihr durch Miss Lamberts Freundschaft möglich, all den hübschen weiblichen Dingen näher zu sein, die sie selbst gern besessen hätte, von denen sie aber wusste, dass sie ihr für immer verwehrt bleiben würden. Möglicherweise hat sie bisweilen ihre übliche Vorsicht vergessen und auf diese Weise, ohne sich dessen bewusst zu sein, einen falschen Eindruck erweckt.«
    Auf der Galerie wurde ein leises Murmeln hörbar. Er drehte sich nicht um, obwohl er sich Zillahs Gesicht sehr gut vorstellen konnte. Vielleicht bedeutete es einen gewissen Trost für sie, dass der Verrat an ihr nicht auf Absieht beruhte.
    Der Coroner nickte, den Blick immer noch fest auf Rathbone geheftet, und wartete darauf, dass er weitersprach.
    »Sie war entsetzt, als sie es erfuhr«, fuhr er fort und erinnerte sich mit schmerzlicher Klarheit an den Ausdruck in ihren Augen. Sie war einer Panik nahe gewesen. Damals hatte er kein Verständnis für sie gehabt.
    »Aber sie hat ihre Gründe nicht näher erklärt?« In den Zügen des Coroners lag ehrliche Anteilnahme.
    »Nein.«
    »Ich nehme an, Sie haben sie gefragt?«
    »Selbstverständlich. Ich habe sie eindringlich gebeten, es mir unter dem Siegel der Verschwiegenheit zu sagen, ob sie etwas Nachteiliges über Miss Lambert wisse oder ob es etwas in ihrem Leben gab, das eine Hochzeit für sie unmöglich machte…«
    Er hörte leises Rascheln, aber niemand lachte.
    »… Sie antwortete mir, dass es nichts dergleichen gebe.« Er holte tief Luft. »Ich habe ihr nicht geglaubt. Ich habe einen Ermittler beauftragt, sowohl Miss Lamberts Vergangenheit als auch die Ihre zu untersuchen. Er hat nichts gefunden.« Er war Monk etwas mehr schuldig als diesen nackten Tatbestand.
    »Wenn wir mehr Zeit gehabt hätten, hätte er wahrscheinlich die Wahrheit herausgefunden, aber die Ereignisse haben uns überrollt. Es schien, als sei Killian Melvilles Beziehung zu Mr.
    Wolff Grund genug gewesen, das Verhalten Miss Lambert gegenüber zu erklären. Natürlich wissen wir jetzt, dass es sich um… eine Liebe zwischen Mann und Frau handelte, die nicht

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