Tödliche Täuschung
die Gelegenheit betrifft.«
»Ich nehme an, wir sollten froh darüber sein… denke ich« , sagte Hester. Sie sah Monk in die Augen, um herauszufinden, ob er den Sinn hinter ihren Worten verstand. »Aber ich weiß nicht, ob ich wirklich froh darüber bin. Es ist mir schrecklich, mir vorzustellen, dass sie… so…« Sie brachte den Satz nicht zu Ende.
Gabriel warf ihr über Perditas Kopf hinweg einen Blick zu , aber Perdita drehte sich nun ebenfalls um.
»Ich weiß, was Sie meinen«, pflichtete sie ihr bei. »Aber was können wir schon tun? Wenn Sie Mr. Monk gern einen Moment allein sprechen würden, bleibe ich hier und leiste Gabriel Gesellschaft.« Sie lächelte scheu. »Ausnahmsweise haben wir einmal nicht über Indien gesprochen. Ich habe Pläne, den Garten ein wenig zu verändern, und habe ihm gerade davon erzählt. Ich werde eine Zeichnung anfertigen, sobald er zugestimmt hat.«
Monk verabschiedete sich von den beiden, und Hester ging mit ihm in den Salon, wo ihnen das Stubenmädchen Tee und warme, gebutterte Hörnchen servierte. Monk war überrascht, wie gut sie ihm schmeckten.
»Gibt es also wirklich nichts, was Sie für Killian Melville noch tun können?«, fragte Hester. Sie biss in ihr Hörnchen und gab sich große Mühe, sich nicht mit Butter zu bekleckern.
»Nein, die Sache scheint abgeschlossen«, erwiderte er.
»Gabriel hat Recht: Es gibt Dinge, die wir nie erfahren werden, und wir haben auch kein Recht dazu.« Er nahm sich ein zweites Hörnchen.
»Was werden Sie Mr. Lambert sagen?«
Er sah sie über das Tablett hinweg an. Was erwartete sie von ihm? Es gab keine Spur, der er hätte nachgehen können, nichts, was ihnen weitere Anhaltspunkte gegeben hätte.
Sie wartete ab, als käme es tatsächlich auf seine Antwort an.
»Nichts!«, sagte er ein wenig gereizt.
»An welchen anderen Fällen arbeiten Sie denn im Augenblick?« Sie blickte interessiert auf, ohne auf die Butter zu achten, die auf den Teller tropfte.
»An nichts Interessantem«, antwortete er kleinlaut.
»Nichtigkeiten, die ohne Bedeutung sind, Klienten, die nach Fehlern suchen, wo in Wirklichkeit nur ein Irrtum oder eine Ungenauigkeit vorliegt.« Die Aussicht darauf war nicht sehr erfreulich. Es war ein Teil der täglichen Routine, und es half ihm, seinen Lebensunterhalt zu verdienen, sodass er ohne Callandra Daviots gütige Hilfe auskam. Ihre ursprüngliche Übereinkunft, dass er sie, als Gegenleistung für ihre Unterstützung in schweren Zeiten, in alle interessanten Fälle einweihen würde, hatte bisher gut zu ihrer beider Nutzen funktioniert.
»Das ist schön.« Hester lächelte und schob sich den Rest des Hörnchens in den Mund. »Dann haben Sie ja Zeit, noch ein wenig weiter nach Marthas Nichten zu suchen.«
Er hätte wissen müssen, worauf sie hinauswollte! Er hätte es vorhersehen und vermeiden müssen. Wie einfältig von ihm!
Sie lächelte noch immer, aber weniger selbstbewusst jetzt, und ihre Augen blickten ihn sehr direkt an.
»Bitte!« Sie sprach ihn nicht mit seinem Namen an und streckte auch nicht die Hand nach ihm aus, um ihn zu berühren. Wenn sie es getan hätte, wäre es ihm leichter gefallen, nein zu sagen.
»Die Sache hat kaum Aussicht auf Erfolg!«, wandte er ein.
»Ist Ihnen eigentlich klar, worum Sie mich da bitten?«
»Ich denke schon.« Jetzt sah sie ihn entschuldigend an. »Es wird wirklich nicht einfach sein. Niemand wird Ihnen Vorwürfe machen, wenn Sie die beiden nicht finden. Aber bitte, versuchen Sie es noch einmal…«
»Sie sind wahrscheinlich tot!«
»Wenn Sie das herausfinden würden, dann könnte Martha wenigstens um die beiden trauern und aufhören, sich um sie Sorgen zu machen.«
»Hester!«, rief er verärgert.
»Ja?« Sie sah ihn an, als hätte sie keine Ahnung, was er sagen wollte.
Es hatte keinen Sinn, mit ihr zu streiten. Sie würde nicht nachgeben.
»Ich werde es versuchen!«, erwiderte er warnend. »Aber es wird nicht viel dabei herauskommen.«
»Ich danke Ihnen…« Ihre Augen strahlten, und in ihrem Blick lag unendliches Vertrauen. Er hätte nie geglaubt, dass dieses Vertrauen ihm so teuer sein konnte.
Monk machte sich am nächsten Morgen und ohne die geringste Hoffnung auf Erfolg auf den Weg. Möglich, dass er ihre Spur von Putney aus weiterverfolgen konnte, wenn er geschickt zu Werke ging und das Glück ihm hold war. Vielleicht konnte er etwas über die ersten Jahre ihres unglückseligen Lebens in Erfahrung bringen. Würde es Martha Jackson wirklich helfen zu wissen,
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