Tödliche Täuschung
Pläne und Entwürfe mit nach Hause und brütete über ihnen wie ein Mann, der die Heilige Schrift studierte. Er war Feuer und Flamme für das Projekt. Immerhin ist doch auch das eine Möglichkeit, Unsterblichkeit zu erlangen, nicht wahr? Ein Kunststück, das tausend Jahre oder länger überdauern kann!« Er sah Monk in die Augen.
Monk nickte. Worte waren unnötig.
»Abend für Abend saß er über diesen Plänen«, sagte Mr. Burnham, dessen Stimme kaum mehr war als ein Flüstern. »Und er entdeckte einen Fehler… einen fatalen Fehler! Zuerst konnte er es nicht glauben - er konnte die Vorstellung nicht ertragen! Es war das Ende seiner Träume. Und nicht nur seiner, sondern auch das der Träume seiner Frau und möglicherweise auch das Ende des zukünftigen Glücks für seine Tochter, obwohl das natürlich weniger problematisch war; denn sie würde zweifellos andere Verehrer finden.«
»Aber Lambert entschied sich dafür, den Bau abzulehnen?«, nahm Monk den Schluss der Geschichte vorweg, während er sich den letzten Bissen seiner Siruptorte in den Mund schob. Burnhams Bericht war sehr interessant, aber wenig hilfreich, was diesen Fall betraf. Die Geschichte sagte viel aus über Barton Lambert, warf aber kein Licht auf die Frage, warum Melville Zillah sitzen gelassen hatte.
»Ja… sehr zu Mylords Ärger«, pflichtete Mr. Burnham ihm bei. »Lamberts Rückzug warf Fragen auf, der Fehler in dem Plan wurde bekannt. Der eine oder andere Ruf hat dadurch schwer gelitten.«
»Lambert machte sich also mächtige Feinde?« Das war kaum ein Motiv für Melvilles Tat, aber er musste jeder Möglichkeit nachgehen.
»O nein, mein lieber Monk«, sagte Mr. Burnham mit einem breiten Lächeln. »Ganz im Gegenteil, er kam recht gut aus der Sache heraus. Wir mögen in unserer Gesellschaft zwar eine Menge Speichellecker und Heuchler haben, aber es gibt immer noch viele, die einen ehrlichen Mann bewundern. Es war Mylord, der den Schaden davontrug.«
»Ich verstehe.«
»Sie scheinen enttäuscht zu sein«, sagte Mr. Burnham, der Monk forschend ins Gesicht sah. »Was hatten Sie sich denn erhofft?«
»Eine Erklärung, warum es einem jungen Mann widerstreben könnte, Miss Lambert zu heiraten«, gestand Monk. »Ich nehme an, ihr Ruf ist so untadelig, wie es den Anschein hat?« Florence strich um seine Beine und hinterließ zweifellos lange, seidenweiche Haare auf seiner Hose.
Mr. Burnham hob seine schütteren Augenbrauen. »So weit ich weiß, hat sie ein lebhaftes Wesen, das jedoch das Maß des Normalen nicht übersteigt, und wie alle jungen und hübschen Mädchen neigt sie dazu, eine Spur mehr zu kokettieren, als die Regeln des Anstands es zulassen. Das ist nur natürlich.«
Monk musste lachen. Der Abend war überaus angenehm verlaufen, aber soweit er es beurteilen konnte, ohne jeden Nutzen für Rathbone gewesen. Er sprach Mr. Burnham seinen aufrichtigen Dank aus, blieb noch eine halbe Stunde, um sich belanglose Geschichten anzuhören, und ging dann nach Hause. Vor dem Zubettgehen legte er sich noch einen Plan für den kommenden Tag zurecht.
Der Sonntagmorgen brachte auch keine Fortschritte. Monk suchte zwei oder drei Bekannte auf, die lediglich das bereits Gehörte bestätigten. Einer von ihnen besaß eine Spielhalle in einem weniger reputablen Teil des West Ends und verlieh gelegentlich Geld an Herren, die vorübergehende finanzielle Engpässe zu überbrücken hatten. Er wusste für gewöhnlich, wer bereits Schulden hatte und bei wem. Er verstand sich meisterlich darauf, das Vermögen einer Person, die man ihm nannte, genau zu schätzen. Er hatte nie von Killian Melville gehört, und Barton Lambert kannte er nur vom Hörensagen. Keiner der beiden schuldete, so weit er wusste, irgendjemandem auch nur einen halben Penny. Und gewiss waren beide keine Spieler.
Ein anderer Bekannter, dem einige Bordelle in Haymarket gehörten und der über die Vorlieben und Schwächen vieler Gentlemen bestens im Bilde war, hatte ebenfalls von keinem der beiden Männer gehört.
Am frühen Nachmittag war Monk schließlich von dem beharrlich fallenden Regen durchnässt und durchgefroren, absolut entmutigt. Killian Melville schien einfach nur ein junger Mann zu sein, der einer Frau vielleicht in einem Augenblick fleischlicher Lust einen überstürzten Heiratsantrag gemacht hatte und dies nun bereute. Vielleicht hatte er sie verführt und verachtete sie nun dafür, weil er sich fragte, ob er der Erste gewesen war. Es war ein schändliches Benehmen, und Monk
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