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Tödliche Täuschung

Tödliche Täuschung

Titel: Tödliche Täuschung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry
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Melvilles Arbeit?«, fragte er frei heraus.
    Mr. Burnham legte den Kopf zur Seite, und in seinen blauen Augen leuchtete echtes Interesse auf.
    »Grandios«, sagte er. »Der beste Architekt dieses Jahrhunderts.« Er fragte nicht, warum Monk das wissen wollte , ließ ihn aber nicht aus den Augen.
    »Wo hat er studiert?« Monk runzelte die Stirn.
    »Keine Ahnung!«, antwortete Mr. Burnham prompt. »Das weiß niemand. Zumindest niemand, den ich kenne. Der Mann ist vor ungefähr fünf Jahren von Gott weiß wo nach London gekommen. Ich kann seinen Akzent nicht einordnen, obwohl ich’s versucht habe. Aber ich glaube nicht, dass es wichtig ist. Der Mann ist ein Genie. Er könnte seine eigenen Regeln aufstellen. Verstehen Sie mich nicht falsch«, fügte er ernsthaft hinzu. »Er ist ein sehr angenehmer Bursche, ohne Allüren oder Arroganz. So weit ich weiß, hat er keine Temperamentsausbrüche, hält sich keine Mätresse und ist auch sonst keinerlei Lastern verfallen.« Er hatte Monk noch immer nicht nach dem Grund seiner Erkundigungen gefragt.
    »Könnte er auf dem Kontinent studiert haben?«, fragte Monk.
    Florence sprang auf Mr. Burnhams Schoß, drehte sich mehrere Male um sich selbst und ließ sich dann nieder.
    »Natürlich könnte er das!«, antwortete Mr. Burnham.
    »Wahrscheinlich wird es so gewesen sein. Er ist viel zu originell, um auf all seine Inspirationen hier gestoßen zu sein.
    Aber wenn Sie an seinen technischen Fähigkeiten zweifeln, machen Sie sich umsonst Sorgen. Ich kenne Barton Lambert gut genug, um darauf zu wetten, dass er Erkundigungen über Melville eingeholt hat. Mit Sicherheit sind Melvilles Entwürfe in statischer Hinsicht perfekt, sonst hätte er nicht einen Penny in seine Projekte investiert.« Er streichelte Florence geistesabwesend über den Rücken. »Sie können darauf genauso fest bauen wie auf die Bank von England. Die Häuser werden so lange stehen wie der Tower von London, das versichere ich Ihnen.« Er sprach mit absoluter Überzeugung und begleitete seine Worte mit einem Lächeln.
    Die Tür wurde geöffnet, und eine stämmige und sehr freundlich wirkende Frau trat ein. Mr. Burnham stellte sie als Mrs. Shipton, seine Haushälterin, vor und bat darum, dass man ihnen ein Abendessen für zwei servieren möge. Sie schien sich über den Gast zu freuen und machte sich rasch wieder an die Arbeit.
    »Ein Mann, auf dessen Wort Sie bauen würden?«, fragte Monk. »Auch auf sein Urteil?«
    »Absolut!«, antwortete Mr. Burnham sofort. »Da können Sie jeden fragen.«
    Monk lächelte. »Ich bin mir nicht sicher, ob ›jeder‹ mir die Wahrheit sagen würde.«
    »Ah!« Mr. Burnham lächelte und ließ sich ein wenig tiefer in den Sessel sinken. Florence schnurrte laut.
    »Sie sind ein Skeptiker. Das müssen Sie ja sein. Wie dumm von mir, das zu vergessen.«
    Monk musste unwillkürlich daran denken, wie sympathisch ihm Mr. Burnham während der Zeit ihrer Bekanntschaft gewesen war. Es hatte ihm beinahe Leid getan, als der Fall zum Ende kam.
    Mr. Burnham schichtete weitere Kohlen auf das Feuer. Die Flammen loderten hoch, und Burnham verfolgte das Spektakel ein wenig besorgt, bis er zu dem Schluss kam, dass keine Brandgefahr bestand. Dann lehnte er sich wieder in seinen Stuhl zurück, nahm die Katze wieder auf den Schoß und verschränkte die Arme über dem Bauch.
    »Ich möchte Ihnen eine kleine Geschichte über Barton Lambert erzählen«, begann er vergnügt, denn er erzählte nur zu gern Geschichten. »Dann werden Sie verstehen, was ich meine.«
    Monk lächelte amüsiert.
    »Bitte, tun Sie das.« Es war durchaus möglich, dass Burnhams Geschichte etwas Licht in die Sache bringen würde , außerdem durfte er sich auf ein vorzügliches Abendessen freuen, denn er hatte Mrs. Shiptons Küche schon zweimal gekostet.
    Mr. Burnham ließ sich noch tiefer in seinen Sessel sinken und begann mit seinen Ausführungen.
    »Eines müssen Sie über Barton Lambert wissen. Er liebt die Schönheit in all ihren Erscheinungsformen. Trotz seines wenig kultivierten Äußeren und seiner - offen gesagt - eher plebejischen Herkunft«, fuhr er mit einem keineswegs unfreundlichen Lächeln fort, »hat er die Seele eines Künstlers, obwohl er Geschäftsmann ist. Er besitzt zwar selbst kein künstlerisches Talent, unterstützt es aber bei anderen. Das ist seine Art, an den Dingen, die sie schaffen, Anteil zu nehmen.«
    Ein Stückchen Kohle fiel aus dem Feuer, Monk packte es mit der Zange und legte es in den Kamin zurück.
    »Er ist

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