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Tödliche Therapie

Tödliche Therapie

Titel: Tödliche Therapie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Paretzky
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hat.“
    Tessa warf mir einen arroganten und drohenden Blick
zu. „Was willst du unternehmen? Jammern und seufzen?“
    „Was in meiner Macht steht. Das heißt, mit der Polizei
sprechen, Sergio wegen Körperverletzung hinter Gitter bringen. Aber wir haben
nicht den kleinsten Beweis, daß er je in Malcolms Nähe gekommen ist. Und im
Grunde meines Herzens glaube ich es auch nicht.“
    Tessas Augen funkelten wieder. „Also bleibst du
faul auf deinem Hintern sitzen? Ich schäme mich für dich, Vic. Ich hätte nicht
gedacht, daß du so ein Feigling bist.“
    Das Blut schoß mir in den Kopf. „Verdammt noch mal,
Tessa, schau mich nicht so an. Feigling? Ich hab neulich Nacht einiges
riskiert. Mein Gesicht wurde mit dreißig Stichen genäht, und du nennst mich
einen Feigling. Ich bin nicht Sylvester Stallone. Ich stelle zuerst die Fragen
und schieße später.“ Ich stand auf und ging zur Tür.
    „Vic?“ Tessas kleinlaute Stimme ließ mich
stehenbleiben. Ich drehte mich um, noch immer wütend. Tränen liefen ihr übers
Gesicht.
    „Vic, es tut mir leid. Wirklich. Ich bin nicht ganz
zurechnungsfähig wegen Malcolm. Ich weiß nicht, warum ich dachte, er würde
wieder lebendig, wenn ich dich anschreie.“
    Ich ging zu ihr und umarmte sie eine Weile. „Tessa,
ich will wirklich tun, was ich kann, um Malcolms Tod aufzuklären. Aber es wird
nicht leicht sein. Vielleicht sollte ich mir mal das Band aus seinem
Anrufbeantworter anhören - wenn es noch da ist -, dann wüßten wir wenigstens,
ob ihn jemand bedroht hat. Wer hat seine persönlichen Sachen?“
    Sie schüttelte den Kopf. „Ich glaube, es ist alles
noch in seiner Wohnung. Lotty hat wahrscheinlich die Schlüssel, sie ist sein
Testamentsvollstrecker.“ Sie lächelte. „Nach dem Tod seiner Mutter war sie die
Hexe. Ich hab mich immer gefragt, ob er sich deshalb so zu ihr hingezogen
gefühlt hat.“
    „Das würde mich nicht überraschen.“ Ich machte mich
los. „Ich hab heute abend eine Verabredung mit einem reichen Arzt - dem Mann,
der sich gemeinsam mit Malcolm in Schaumburg um Consuelo gekümmert hat.“
    Sie kniff die Augen zusammen und lächelte kläglich.
„Ich nehm's zurück, Vic. Du bleibst am Ball.“ Sie zögerte, sagte dann aber
ernst: „Sei vorsichtig mit diesen Typen. Du hast nur ein Gesicht.“
     
    12 Hausbesuch
     
    Burgoyne lud mich in ein kleines spanisches
Restaurant ein, in dem er oft als Student gewesen war. Er wurde wie der
verloren geglaubte Sohn von dem Besitzer und seiner Frau begrüßt -
    „Sie waren ja schon so lange nicht mehr hier, Senor
Burgoyne, wir haben geglaubt, Sie sind fortgezogen.“ Sie stellten uns selbst
das Abendessen zusammen, dessen geschmackliche Mängel durch ihre freundliche
Art, es zu servieren, wettgemacht wurden. Als wir bei Kaffee und spanischem
Brandy angelangt waren, kümmerten sie sich mehr um die anderen Gäste, und wir
konnten uns endlich unterhalten.
    Burgoyne war entspannter als am Nachmittag. Er
entschuldigte sich für seine Zerstreutheit und verkündete, daß medizinische
Themen für den Abend tabu seien. Ich fragte ihn nach seinem Leben in der
Vorstadt.
    „Es ist genau so, wie es immer geschildert wird.“
Er lächelte. „Sauber, ruhig und langweilig. Wenn das Pendeln nicht so ein
Alptraum wäre, würde ich sofort wieder in die Stadt ziehen. Da ich nicht
verheiratet bin, sind mir auch Schulen, Parks und so weiter egal. Und für die
dortigen gesellschaftlichen Aktivitäten scheine ich auch nicht der Richtige zu
sein. Aerobics und Golf sind zur Zeit angesagt, und ich interessiere mich weder
für das eine noch für das andere.“
    „Klingt nicht gerade vielversprechend. Warum geben
Sie nicht Ihre Privilegien auf und arbeiten in einem städtischen Krankenhaus?“
    Er verzog das Gesicht. „Mein Vater sagte immer:
Niemand wird als König geboren, aber man kann sich daran gewöhnen, einer zu
sein. Nachdem ich im Friendship angefangen habe, habe ich sehr schnell gemerkt,
daß es leichter ist, sich an einen gewissen Lebensstandard zu gewöhnen, als ihn
wieder herunterzuschrauben. „
    „Ob Sie fünfhunderttausend im Jahr verdienen oder
zweihunderttausend macht keinen großen Unterschied. Sie würden den Gürtel
nicht enger schnallen müssen, und ich wette, die Damenwelt wird sie trotzdem
attraktiv finden.“
    Er trank seinen Brandy aus. „Wahrscheinlich haben
Sie recht - bis auf Ihre übertriebene Vorstellung davon, was ich Friendship
wert bin.“ Er grinste gewinnend. „Fertig zum Gehen? Wie wär's mit

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