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Tödliche Therapie

Tödliche Therapie

Titel: Tödliche Therapie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Paretzky
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leblos wirkte
ohne Mr. Contreras, wie er seinen Kopf zur Tür rausstreckte. Ich ging auf den
Küchenbalkon und beobachtete die koreanischen Kinder beim Ballspielen. Jetzt,
da niemand aufpaßte, rannten sie die Tomaten über den Haufen. Ich nahm die
geborstenen Bretter, die einmal meine Wohnungstür gewesen waren, und trug sie
hinunter in den kleinen Garten. Unter den ernsten Blicken der Kinder baute ich einen
provisorischen Zaun um die Pflanzen.
    „Ihr spielt nur außerhalb des Zauns. Verstanden?“
    Sie nickten schweigend. Ich ging wieder hinauf und
fühlte mich schon besser, weil ich etwas getan hatte, etwas Ordnung geschaffen
hatte. Ich begann wieder nachzudenken.
     
    21   Gute Beziehungen
     
    Mr. Contreras kam spät am Sonntagabend wieder zu
Bewußtsein. Da sie ihn noch vierundzwanzig Stunden auf der Intensivstation
behalten wollten, konnte ich ihn nicht sofort besuchen, aber Lotty erzählte
mir, daß er sich an den Einbruch nur vage erinnerte. Er wußte noch, daß er sich
Abendessen gemacht hatte und die Ergebnisse der Pferderennen akribisch durchgegangen
war - sein allabendliches Ritual -, aber er erinnerte sich nicht daran, die
Treppe hinaufgestiegen zu sein. Weder sie noch der Neurologe machten der
Polizei Hoffnung, daß er sich an seine Angreifer erinnern würde - diese Art
traumatischer Erfahrung wird im Gedächtnis oft blockiert. Detective Rawlings,
dem ich im Krankenhaus begegnete, war enttäuscht. Ich war nur dankbar, daß sich
der alte Mann wieder erholen würde.
    Am Montagmorgen meldete sich mein Freund, der Fabrikbesitzer,
und erklärte sich bereit, auf meine Geldforderungen einzugehen; jemand hatte
am Samstagmorgen mit einem Gabelstapler die Mauer des Fabrikgebäudes gerammt
und einen Schaden von fünftausend Dollar angerichtet. Man vermutete, daß der
Fahrer dank Crack nicht mehr Herr seiner Sinne gewesen war. Der Mann stutzte,
als ich ihm klarmachte, daß ich in der nächsten Woche nicht persönlich anwesend
sein könnte, aber schließlich gab er sich geschlagen und war damit
einverstanden, daß erst mal die Streeter-Brüder in Aktion treten würden. Zwei
von ihnen bezogen am nächsten Tag Stellung.
    Versorgt mit einem zahlenden Kunden wandte ich mich
wieder meinen eigenen Problemen zu. Mein Verdacht bezüglich Peter war mir
peinlich, und wenn ich an unser letztes Telefongespräch dachte, war mir nicht
ganz wohl. Aber die Fragen blieben bestehen. Ich mußte mir selbst klipp und
klar beweisen, daß er nichts mit dem Verschwinden der IckPiff-Akten aus meiner
Wohnung zu tun hatte.
    Dicks Sekretärin. Ich lag auf dem Wohnzimmerboden
zwischen Büchern und Schallplatten und schloß die Augen. Sie war über vierzig.
Verheiratet. Schlank, elegant, effizient, braune Augen. Regina? Nein. Regner.
Harriet Regner.
    Um neun rief ich in Schaumburg an und ließ mich mit
Alan Humphries verbinden. Eine weibliche Stimme meldete sich als Mr. Humphries
Vorzimmer.
    „Guten Morgen“, sagte ich mit einer - wie ich
hoffte - freundlichen, ernsthaften, geschäftigen Stimme. „Hier spricht Harriet
Regner, Mr. Yarboroughs Sekretärin, Crawford, Meade.“
    „Oh, hallo, Harriet. Hier ist Jackie. Wie war das
Wochenende? Du klingst etwas erkältet?“
    „Nur Heuschnupfen, Jackie - um diese Jahreszeit.“
Ich hielt mir ein Taschentuch vor die Nase, damit ich richtig verschnupft
klang. „Mr. Yarborough braucht eine winzige Information von Mr. Humphries...
Nein, du brauchst mich nicht durchzustellen - wahrscheinlich kannst du es mir
sagen. Wir waren nicht sicher, ob Dieter Monkfishs Rechnung vom
Friendship-Konto abgebucht werden oder direkt an Mr. Burgoyne gesandt werden
soll.“
    „Einen Augenblick.“ Ich lag auf dem Rücken, starrte
an die Decke und wünschte, ich könnte dabei sein, wenn Dick von diesem
Telefongespräch erfuhr.
    „Harriet? Mr. Humphries sagt, er hätte alles mit
Mr. Yarborough besprochen - daß die Rechnung direkt an ihn geschickt werden
soll, aber hierher ins Krankenhaus. Er möchte mit dir sprechen.“
    „Natürlich, Jackie - oh, einen Augenblick, Mr.
Yarborough hat nach mir gerufen - kann ich dich gleich zurückrufen? Großartig.“
    Ich legte auf. Jetzt wußte ich es. Oder vielmehr,
es war mir bestätigt worden. Friendship kam für Dieter Monkfishs Rechnung auf.
Aber warum in Gottes Namen? Vielleicht war Alan Humphries ein fanatisches
Mitglied der Recht-auf-Leben-Bewegung. Und im Friendship wurden Abtreibungen
aufgrund medizinischer und sozialer Indikationen vorgenommen, zumindest
während der

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