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Tödliche Therapie

Tödliche Therapie

Titel: Tödliche Therapie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Paretzky
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wären. Und die alte Platte von den Doors, die
mit >Light My Fire<, oder Abbey Road.“
    „Also, Baby, was glaubt man, haben Sie hier
Besonderes?“
    Ich sah mich um. „Mit wem sprechen Sie?“
    „Mit Ihnen, Ms. Warshawski.“
    „Kann nicht sein, ich heiße nicht Baby.“
    Er machte eine knappe Verbeugung. „Entschuldigen
Sie, Ms. Warshawski. Madam. Gestatten Sie, daß ich die Frage wiederhole.
Wonach haben die hier bei Ihnen gesucht, Ms. Warshawski?“
    Ich zuckte die Achseln. „Seitdem ich hier bin, habe
ich über nichts anderes nachgedacht. Mir fällt nur Sergio ein. Vor ein paar
Tagen hab ich noch mal mit Fabiano gesprochen. Der Kerl weiß was und sagt es
nicht. Er wurde wütend über meine Fragen und begann zu heulen. Gestern hat er
unter fadenscheinigen Vorwänden Dr. Herschel wegen Vernachlässigung der beruflichen
Sorgfaltspflicht angezeigt. Deshalb war ich letzte Nacht bei ihr, um sie etwas
aufzumuntern. Vielleicht wollten die Löwen Fabianos angebliche Männlichkeit rächen.“
    Rawlings zog eine Zigarre aus der Jackentasche und
sah mich an.
    „Ja, es stört mich, wenn Sie die hier drin rauchen.
Außerdem würden Sie ein schlechtes Beispiel für Ihre Leute abgeben.“
    Er sah die Zigarre sehnsüchtig an und steckte sie
weg. „Sie haben den Kerl nicht vermöbelt, oder?“
    „Nicht so, daß man's gesehen hätte. Behauptet er,
ich hätte?“
    „Er behauptet gar nichts. Aber wir haben sein
blau-schwarzes Gesicht nach der Beerdigung seiner Frau gesehen. Wir haben
gehört, es sei bei einem Autounfall passiert, aber wenn der Wagen ihn nicht
unter sich begraben hat, scheint es wenig glaubwürdig.“
    „Ehrenwort, Detective, damit habe ich nichts zu
tun. Ich hab mich auch gewundert. „
    „Na gut, Schwester - Entschuldigung, Ms. Warshawski
-, hoffentlich erholt sich Ihr Nachbar. Wenn es wirklich Sergio war, dann ist
das unsere einzige Chance, ihn festzunageln.“
    Dieser Hoffnung konnte ich mich nur anschließen,
nicht nur, weil auch mir daran lag, Sergio hinter Gitter zu bringen. Armer Mr. Contreras. Vor zwei Tagen erst waren ihm die Fäden, die er den
Fötusanbetern verdankte, gezogen worden. Und jetzt das. Hoffentlich war sein
Kopf so hart, wie er immer behauptete.
    Nachdem die Spurensicherung mit der Arbeit fertig
war und ich unzählige Formulare unterschrieben hatte, rief ich den Hausmeister
an, damit er sich um die Wohnungstür kümmerte. Ich überlegte, ob ich Lotty
benachrichtigen sollte, aber sie hatte genug eigene Sorgen. Ich wanderte
ziellos durch die Zimmer. Der Schaden war wiedergutzumachen. Ein paar Klaviersaiten
waren gerissen, aber ansonsten war das Instrument nicht beschädigt. Die Sachen
auf dem Boden mußten nur aufgeräumt werden, sie waren nicht wie in Malcolms
Wohnung in Stücke zerschlagen. Trotzdem war hier Gewalt angewendet worden, und
das ging mir an die Nieren. Wenn ich hier gewesen wäre... Das Einschlagen der
Tür hätte mich aufgeweckt. Wahrscheinlich hätte ich sie erschießen können.
Schade, daß ich nicht zu Hause gewesen war. Zu deprimiert, um aufzuräumen,
legte ich mich ins Bett, konnte aber nicht schlafen wegen des Aufruhrs in
meinem Kopf.
    Nehmen wir mal an, Dieter entdeckt in dem
allgemeinen Chaos in seinem Büro, daß der Karteikasten mit den Mitgliedernamen
verschwunden ist. Und er glaubt, wie er dem Herald-Star gegenüber
zum Ausdruck gebracht hat, daß die bösen Kindermörder hinter der Sache stecken.
Und er heuert jemanden an - sagen wir mal die netten Studenten, die schon in
Lottys Praxis die Fenster eingeworfen haben -, um meine Tür einschlagen und ein
wüstes Durcheinander anrichten zu lassen, damit es wie ein Einbruch aussieht.
Und auf diese Weise hat er die Ordner und den Karteikasten wieder zurück. Das
klang plausibel. Sogar wahrscheinlich. Aber woher wußte er, daß tatsächlich
ich die Akten hatte? Die einzige Person, die es mit Sicherheit wußte, war Peter
Burgoyne. Wen hatte er vom Restaurant aus angerufen? Er hatte gesagt, es sei
etwas Persönliches - vielleicht hielt er irgendwo in einem Speicher eine Ex-Frau
versteckt. Und er hatte mich für den gestrigen Tag aus der Stadt geschafft.
Aber wenn er hinter dem Einbruch steckte, warum? Und wie war es ihm möglich
gewesen, diesen Einbruch so schnell zu organisieren? Ich überlegte hin und
her, physisch und geistig erschöpft. Die Narbe in meinem Gesicht schmerzte
unter der Anspannung. Ich könnte ihn anrufen; besser wäre es, ihn zu treffen.
Am Telefon könnte er alles abstreiten. Er hatte eine so

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