Toedliche Traeume
dem Finger auf den Bericht. »Aber das hier macht mich ziemlich nervös. Ich werde meine Pläne womöglich ändern müssen. Wenn unsere verpennten Wachleute nicht effizienter arbeiten, landet diese Verrückte vielleicht irgendwann einen Glückstreffer. Ich habe mein Projekt nicht marktreif gemacht, um mich dann von Sophie Dunston aus dem Rennen werfen zu lassen.«
Kennett hob die Brauen. »Ja, das stelle ich mir äußerst unerquicklich vor.«
Sanbornes Augen wurden schmal. »Werden Sie jetzt sarkastisch, Gerald?«
»Nein, keineswegs«, erwiderte Gerald schnell. »Ich weiß nur nicht, wie –«
»Natürlich wissen Sie das nicht. Das ist nicht Ihre Kragenweite. Sie wollen bei unserer Abmachung den Profit einstreichen, ohne sich die Hände schmutzig zu machen«, schnaubte Sanborne verächtlich. »Aber ich wette, sie würden bereitwillig wegsehen, wenn Caprio sich die Hände schmutzig macht.«
Caprio. Seit Gerald angefangen hatte, für Sanborne zu arbeiten, war er dem Mann nur ein einziges Mal begegnet, aber allein die Erwähnung seines Namens reichte aus, um ihm einen kalten Schauer über den Rücken zu jagen. Wahrscheinlich reagierten die meisten Leute so auf Caprio, dachte er. »Möglich.«
»Caprio hat jedenfalls kein Problem mit ein wenig Dreck. Ganz im Gegenteil.« Dann fügte Sanborne selbstgefällig hinzu: »Und Sie haben sich die Hände doch auch längst schmutzig gemacht. Sie haben an Ihrer letzten Arbeitsstelle fünfhunderttausend Dollar unterschlagen und säßen jetzt im Knast, wenn ich Ihnen nicht geholfen hätte, das Geld zurückzuzahlen.«
»Ich hätte das Geld auch ohne Sie aufgetrieben.«
»Wo hätten Sie denn danach gesucht? Unterm Weihnachtsbaum?«
»Ich habe meine Kontakte.« Kennett befeuchtete sich die Lippen. »Ich hatte keine Angst, erwischt zu werden, das war nicht mein Problem. Ich habe mich nur auf Sie eingelassen, weil Sie mir ein Angebot gemacht haben, das ich nicht ausschlagen konnte.«
»Das Angebot gilt nach wie vor. Ich könnte mich sogar dazu hinreißen lassen, noch etwas draufzulegen, falls es Ihnen gelingt, mir Sophie Dunston innerhalb der nächsten Woche zu liefern. In der Zwischenzeit werde ich auf meine Weise aktiv werden.« Er griff nach dem Telefon und wählte eine Nummer. »Lawrence, es wird brenzlig. Wir werden vielleicht schnell handeln müssen.« Er schürzte die Lippen. »Sagen Sie Caprio, dass ich ihn brauche.«
Ketten, die in seine Schultern schnitten.
Er musste sich bewegen. Er musste sich befreien.
O Gott.
Blut!
Royd fuhr aus dem Schlaf und riss die Augen auf. Sein Herz raste, und er war schweißgebadet.
Er setzte sich auf und schüttelte sich, um einen klaren Kopf zu bekommen. Schon wieder so ein verdammter Alptraum. Er musste die Bilder loswerden. Sie würden ihm Todd nicht zurückbringen, sie brachten ihn nur um den Verstand.
Er stand auf, nahm seine Wasserflasche und verließ das Zelt. Draußen goss er sich Wasser übers Gesicht und atmete tief durch. Es war kurz vor Morgengrauen, Zeit, sich um Fredericks zu kümmern. Falls die Rebellen nicht inzwischen an ihm ein Exempel statuiert und ihm eine Kugel in den Kopf gejagt hatten.
Royd hoffte inständig, dass das nicht passiert war. Nach allem, was Soldono, sein Kontaktmann bei der CIA, ihm gesagt hatte, war Fredericks für einen Topmanager ein ziemlich anständiger Kerl. Was in dieser Welt natürlich nicht viel bedeutete. Es ging immer nur um Macht, und anständige Leute blieben auf der Strecke, wenn sie nicht genug Durchsetzungsvermögen besaßen, um sich zu schützen. Fredericks war durchsetzungsfähig genug, was bedeutete, dass seine Leibwächter entweder Pfeifen waren oder bestochen …
Royds Handy klingelte. War das womöglich Soldono, der ihm mitteilen wollte, dass die Rettungsaktion abgeblasen war?
»Royd.«
»Nate Kelly. Entschuldigen Sie, dass ich Sie schon so früh belästige, aber ich komme gerade aus der Fabrik. Ich glaube, ich hab’s. Haben Sie einen Moment Zeit?«
Royd hielt den Atem an. »Reden Sie, und zwar schnell. Ich muss in ein paar Minuten los.«
»Ein paar Minuten werden reichen. Ich habe die Unterlagen über das erste experimentelle REM-4 entdeckt. Keine Formeln. Die müssen irgendwo anders aufbewahrt werden. Aber drei Namen. Ihr Favorit Sanborne, General Boch und noch jemand.«
»Wer?«
»Dr. Sophie Dunston.«
»Eine Frau? Wer zum Teufel ist sie?«
»Weiß ich noch nicht. Ich wollte Sie sofort benachrichtigen. Ich habe in einer Akte einen Querverweis zu der Akte
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