Toedliche Traeume
dass du glücklich bist wie ein Honigkuchenpferd und ich mich zum Kotzen fühle. Ich warte unten auf dich.«
Er knallte die Tür hinter sich zu.
Zivilisiert und artig? Der Mistkerl wusste ja noch nicht mal, was diese Worte bedeuteten. Er war grob und ruppig, und mit ihm zusammen zu sein war ungefähr so, als klammerte man sich mitten in einem Tornado an umherfliegende Trümmer.
Und doch hatte sie während der letzten vierundzwanzig Stunden nichts anderes gewollt. Er mochte vielleicht grob und ruppig sein, aber er hatte ihr nicht weh getan, und er war ein hervorragender Liebhaber. Seine Unberechenbarkeit und seine latente Gewaltbereitschaft hätten sie eigentlich einschüchtern müssen, stattdessen hatte sie diese Eigenschaften als erregend empfunden. Zu keinem Zeitpunkt hatte sie sich von ihm bedroht gefühlt. Er war nicht einfach im Umgang, aber sie hatte gewusst, dass er ihr nicht weh tun würde. Zwar hatte sie ihm vor wenigen Minuten vorgeworfen, er würde sie bedrohen, aber das war eher eine Art Selbstverteidigung gewesen.
Selbstverteidigung? Hatte sie sich nicht gerade erst eingestanden, dass sie keine Angst vor Royd hatte?
Kontrolle.
Plötzlich fiel es ihr wie Schuppen von den Augen. Seit sie erwachsen war, hatte sie immer und überall die Kontrolle gehabt, in ihrer Ehe, in ihrem Beruf, bei Michael. Aber mit Royd im Bett war von Kontrolle keine Rede gewesen. Sie hatte den Sex mit Royd so genossen, dass sie freiwillig ihr Bedürfnis nach Kontrolle aufgegeben hatte. Gott, sie kam sich fast vor wie eine Domina. Bei Dave hatte sie die Kontrolle übernommen, weil er sie ihr bereitwillig überlassen hatte. Als Ärztin musste sie diszipliniert und selbstsicher sein, und im Umgang mit Michael war sie halt eine Mutter, da ergab sich das von selbst.
Aber bei Royd war das etwas ganz anderes. Er würde vielleicht Kompromisse machen, mehr aber bestimmt nicht. Er hatte gesagt, er würde sie respektieren, aber diesen Respekt würde sie sich jeden Tag neu verdienen müssen.
Sie schloss die Badezimmertür und lehnte sich dagegen. Sie musste aufhören, sich über Royd den Kopf zu zerbrechen, wahrscheinlich war es ein großer Fehler gewesen, mit ihm ins Bett zu gehen, aber das war nicht mehr rückgängig zu machen. Es hatte ihr verdammt gut gefallen, aber das bedeutete nicht, dass sie weiterhin mit ihm schlafen musste. Sie brauchte ja nicht sofort damit aufzuhören, aber sie musste sich auf ihre Aufgabe konzen–
Himmelherrgott. Plötzlich sah sie Royd wieder vor sich. Nackt, muskulös, fordernd und absolut erotisch.
Ja, am besten, sie hörte auf, an ihn zu denken.
Zwecklos.
16
ALS SOPHIE EINE halbe Stunde später die Treppe hinunterging, klingelte ihr Handy.
MacDuff?
Royd kam aus der Küche und sah zu ihr hoch.
Ihre Hand zitterte, als sie das Gespräch entgegennahm.
»Wie geht es Ihnen, Sophie?«, fragte Sanborne. »Gut, wie ich hoffe.«
Sie erstarrte. »Was wollen Sie, Sanborne?«
Royd zuckte zusammen.
»Dasselbe, was ich immer gewollt habe«, antwortete Sanborne. »Eine Partnerschaft mit jemandem, den ich respektiere und dem ich vertraue. Sie müssen doch längst eingesehen haben, wie sinnlos Ihr Rachefeldzug ist. Sie können nicht gewinnen, und Menschen, die Sie lieben, kommen zu Schaden.«
»So wie Dave?«
»Ich weiß nicht, wovon Sie reden. Die Polizei ist davon überzeugt, dass Sie Edmunds umgebracht haben.« Er ließ einen Augenblick verstreichen. »Ich dachte eigentlich eher an Ihren Sohn.«
»Sie Dreckskerl.«
»Wie ich höre, hat es in Schottland einen grausigen Vorfall gegeben. Ich bin ja so erleichtert, dass Ihrem Sohn nichts zugestoßen ist.«
»Und ihm wird auch nichts zustoßen«, erwiderte Sophie mit zusammengebissenen Zähnen. »An Michael kommen Sie nicht ran, Sanborne.«
»Weil Sie sich mit Royd zusammengetan haben? Das war ein Fehler. Der Mann ist unberechenbar, und er wird Sie mit ins Verderben ziehen.«
»Wenn es um Sie geht, bin ich auch unberechenbar.«
»Dann wird es Zeit, dass Sie sich eines Besseren besinnen. Ich habe ein Angebot für Sie, das Sie nicht ausschlagen können.«
»Von wegen.«
»Sie stecken inzwischen viel tiefer in Schwierigkeiten als bei unserem letzten Telefonat. Die Polizei ist hinter Ihnen her. Die DNA-Spuren, die am Tatort von Edmunds’ Mord gefunden wurden, verweisen eindeutig auf Sie als Täterin. Sie haben keinen Job mehr, und Ihr Sohn ist in Gefahr – das garantiere ich Ihnen. Kommen Sie und arbeiten Sie mit mir zusammen, Sophie. Dann werden Sie
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