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Toedliche Traeume

Toedliche Traeume

Titel: Toedliche Traeume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iris Johansen
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schüttelte skeptisch den Kopf. »Ich weiß nicht. Sanborne ist vollkommen skrupellos. Für ihn gibt es nur Schwarz oder Weiß. Wenn er wirklich davon überzeugt ist, dass Gorshank ihn hinhält, dann wird er ihm keine zweite Chance geben.«
    »Dann ist diese Fahrt nach Charlotte vielleicht ein zweckloser Versuch.« Royd trat das Gaspedal durch. »Aber egal, wie gering die Chance ist, ich werde mir keine Möglichkeit entgehen lassen, Gorshank zu kriegen. Er weiß garantiert, wo die Insel liegt, und vielleicht weiß er sogar, wie der Zugang zu dieser Insel geschützt ist.« Seine Lippen spannten sich. »Wenn er noch lebt, werde ich ihn zum Reden bringen.«
     
    Das Haus Nummer 321, ein kleines, graues Holzhaus mit Veranda, stand von der Straße zurückgesetzt im Schatten von hohen Pappeln. Alle Fenster waren dunkel, aber in dem links von der Eingangstür gelegenen Raum war ein Flackern auszumachen, was darauf schließen ließ, dass dort ein Fernseher lief. Seit er in den Staaten lebte, war Gorshank regelrecht fernsehsüchtig. Wenn er nicht an seinem Schreibtisch saß oder im Labor zu tun hatte, hockte er pausenlos vor der Glotze und sah sich die Simpsons oder CSI oder weiß der Teufel was an.
    Devlin hatte die Berichte über Gorshank gelesen, die Sanborne ihm gegeben hatte, aber eigentlich war das gar nicht nötig gewesen. Der Chemiker war ein Gewohnheitstier und reichlich genusssüchtig, und damit machte er sich angreifbar. Viel zu angreifbar. Anfangs hatte Devlin sich geärgert, als Sanborne ihn hierher geschickt hatte, anstatt ihn auf Royd anzusetzen. Das wäre wenigstens eine Herausforderung gewesen.
    Doch nach dem herrlichen Blutbad, das er in Schottland angerichtet hatte, musste er sich bedeckt halten. Im Moment hatte es keinen Zweck, mit Sanborne zu streiten, ihn zu manipulieren. Außerdem würde es ihm ein besonderes Vergnügen bereiten, so einen Vollidioten wie Gorshank zu toten. Idioten gingen ihm fürchterlich auf die Nerven.
    Als Erstes würde er die Türen inspizieren und feststellen, wie er in das Haus gelangen konnte. Wahrscheinlich saß Gorshank mit einer Dose Bier in seinem Fernsehsessel, und Devlin würde ihn überwältigen, ehe der Trottel wusste, wie ihm geschah. Wenn Gorshank ihm erst einmal hilflos ausgeliefert war, würde er entscheiden, ob er ihn schnell töten oder sich Zeit lassen würde.
    Jedenfalls würde es ein Kinderspiel werden.
     
    »Warte hier.« Royd hielt am Straßenrand. »Ich seh mich erst mal um.«
    Sophie betrachtete das flackernde Licht im Fenster neben der Haustür. Ein ganz normaler Anblick in so einer Siedlung. Kein Grund zur Besorgnis.
    Warum erschauderte sie dann, als wäre das Flackern eine Art böses Omen? »Nein, ich komme mit.« Sie hob eine Hand, als Royd etwas entgegnen wollte. »Ich werde dir nicht in die Quere kommen. Jock hat mir oft genug eingeschärft, dass das keine gute Idee wäre. Wenn du willst, dass ich draußen warte, dann werde ich das tun. Aber ich habe die Pistole, die Jock mir gegeben hat, und ich kann damit umgehen. Ich werde mich in Rufweite halten.«
    Nach kurzem Zögern zuckte er die Achseln. »Also gut, dann komm mit.« Er öffnete die Fahrertür. »Aber warte wenigstens so lange, bis ich mich auf dem Grundstück umgesehen habe.« Er verschwand in der Dunkelheit.
    Nach knapp fünf Minuten kam er zurück und öffnete die Beifahrertür. »Die Luft ist rein, aber du bleibst draußen, okay?«
    »Es sei denn, du rufst nach mir.« Sie stieg aus. »Das könnte passieren, Royd. Auch du bist nicht unverwundbar.«
    »Ich arbeite dran.« Er ging um das Haus herum. »Die Hintertür.«
    »Wir könnten einfach an der Haustür klopfen. Er kennt uns doch gar nicht. Oder ist dir das zu simpel?«
    »Womöglich hat man ihm Fotos von dir gezeigt, als er deine Arbeit übernommen hat.« Royd bewegte sich schnell und geschmeidig. »Aber du hast recht. Simple Methoden kommen mir nicht in den Sinn. Das hat man mir nicht beigebracht.« Er blieb an der Hintertür stehen und lauschte, während er mit den Augen den Garten absuchte. »Und ich glaube nicht, dass die Erfahrungen des heutigen Abends mich etwas anderes lehren werden.«
    Sie spürte seine extreme Anspannung. »Was stimmt denn hier nicht?«
    »Wenn Gorshank für Sanborne wichtig ist, weil er mit REM-4 zu tun hat, müsste eigentlich jemand hier sein, der über ihn wacht. Hast du jemanden gesehen? Ich nicht, und das kommt mir äußerst verdächtig vor.« Er schürzte die Lippen. »Oder Sanborne hat die Wache abgezogen,

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