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Toedliche Traeume

Toedliche Traeume

Titel: Toedliche Traeume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iris Johansen
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kniete Royd neben ihr. »Alles in Ordnung?«
    Nein, nichts war in Ordnung. Sie sah immer noch Devlins Gesichtsausdruck vor sich, und sie würde ihn wahrscheinlich ihr Leben lang nicht vergessen.
    Sie nickte zitternd. »Ich bin nicht verletzt. Ich habe ihn in die Brust geschossen, aber das hat ihn überhaupt nicht aufgehalten. Ich kam mir vor wie in einem Frankenstein- Film . «
    »Das hätte dich nicht zu wundern brauchen. Ich hatte dir ja gesagt, dass Devlin schmerzunempfindlich war. Und du weißt ja selbst, was er auf diesem Gehöft in Schottland angerichtet hat.«
    »Aber ihn so direkt vor mir zu sehen war … anders.« Sie musste aufhören zu zittern, sie durfte nicht so schwach sein. Devlin war tot. Sie musste sich zusammenreißen.
    »Beruhige dich«, sagte Royd barsch, doch seine Umarmung war wunderbar zärtlich und liebevoll. »Er kann dir nichts mehr anhaben. Er kann niemandem mehr etwas tun.« Er drückte ihren Kopf an seine Schulter. »Und Devlin war kein mythisches Frankensteinmonster, das dich von jetzt an im Schlaf verfolgen könnte. Ich habe ihn getötet, und wenn ich nicht zur Stelle gewesen wäre, dann hättest du diesen Dreckskerl eigenhändig erschossen.«
    Sie klammerte sich an ihn. »Ja, das hätte ich. Es musste sein. Er hat von Michael geredet …« Plötzlich erstarrte sie. »Ich glaube, er hat gesagt, Sanborne hätte jemanden geschickt, um Michael zu entführen. Einen Mann namens Franks. Devlin meinte, dieser Franks würde Michael vor der Nase der Polizei wegschnappen. Devlin war an Franks’ Stelle hierher geschickt worden.«
    »Die Polizei …«, murmelte Royd nachdenklich. »Die Polizei könnte höchstens ins Spiel kommen, wenn aus den USA ein Auslieferungsantrag vorliegt.«
    »Aber der Inspektor von Scotland Yard hat keine Anstalten gemacht, das Schloss durchsuchen zu lassen, als wir dort waren.«
    »MacDuff kann sehr überzeugend sein. Aber womöglich hat Sanborne einen guten Draht zu jemandem in der obersten Etage, der das veranlasst hat.«
    Sie löste sich aus seiner Umarmung. »Ich muss unbedingt Jane anrufen und sie warnen.«
    »Jane und Joe haben diese Möglichkeit von vornherein einkalkuliert, Sophie. Sie sind auf alles vorbereitet.«
    »Red keinen Scheiß«, fauchte sie. »Sie können nicht wissen, dass jemand auf dem Weg nach Schottland ist, um Michael zu entführen.«
    »Da hast du auch wieder recht.« Er zog sie auf die Beine. »Komm, wir gehen in die Küche, da kannst du anrufen, ohne Devlin dauernd vor dir zu sehen. Ich werde in der Zwischenzeit Gorshanks Schreibtisch durchsuchen.«
    Gorshank. In dem ganzen Chaos hatte sie den Mann fast vergessen. »Ist er tot?«
    Royd nickte. »Ich glaube fast, wir haben Devlin gestört.« Er schob sie vor sich her ins Haus. »Erledige deinen Anruf. Wir müssen uns beeilen, durchaus möglich, dass jemand die Schüsse gehört hat.«
    »Dann wird die Polizei schon unterwegs sein.«
    »Nicht unbedingt. Du würdest dich wundern, wie oft es vorkommt, dass Leute sich einfach nicht darum kümmern, wenn in ihrer Nachbarschaft ein Verbrechen verübt wird. Die wollen nicht in so was reingezogen werden und reden sich ein, dass irgendwelche Jugendlichen Kracher abgeschossen haben.« Er ging in die Diele. »Aber für den Fall, dass sich doch eine verantwortungsbewusste Seele unter den Nachbarn befindet, beeilen wir uns lieber.«
    Er verließ das Zimmer.
    Sophie ließ sich auf einen Küchenstuhl sinken und holte tief Luft. Vielleicht sollte sie das Licht einschalten. Es war so dunkel in der Küche. Aber draußen, wo jetzt der tote Devlin lag, war es noch düsterer gewesen. Ein Toter hinterm Haus. Ein Toter im Wohnzimmer. Sie schob den Gedanken weg. Sie musste sich auf das konzentrieren, was jetzt wichtig war.
    Nein, lieber kein Licht einschalten. Sie konnte genug sehen, um MacDuffs Nummer einzugeben. Sie nahm ihr Handy aus der Tasche.
     
    »Beruhigen Sie sich. Ich weiß, dass Sie Angst haben, das ist verständlich.« Jane hatte Sophie zugehört, ohne sie zu unterbrechen. »Scheißkerle.«
    »Sagen Sie Campbell, er soll wachsam sein. Ich komme, sobald ich kann.«
    »Moment, lassen Sie mich nachdenken.« Jane schwieg einen Moment. »Nein, kommen Sie nicht her. Ich fliege mit Michael in die Staaten.«
    »Wie bitte?«
    »Falls es Sanborne gelungen ist, einen Auslieferungsantrag durchzusetzen und dafür zu sorgen, dass die Polizei Michael in Gewahrsam nimmt, dann wird er auch eine Möglichkeit finden, ihn entführen zu lassen, und dann können wir ihn nicht

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