Toedliche Traeume
aufregend?«
Seine Augen weiteten sich. »Wirklich?«
Michael mochte für sein Alter ziemlich erwachsen wirken, aber ein Geheimgang war für ihn dennoch verlockend. Welchem Jungen ginge es da anders?
»Ja, wirklich. Aber du musst ganz leise sein und genau tun, was ich dir sage.« Auf dem Treppenabsatz warf sie noch einen Blick aus dem Fenster. Die Scheinwerfer waren verdammt nah.
Sie holte Michael ein und nahm ihn an der Hand. Als sie die Eingangstür aufriss, sah sie Joe mit Campbell im Hof stehen.
»Das wurde auch höchste Zeit«, sagte Joe grimmig. »Campbell, halten Sie die Polizei auf. Wir brauchen mindestens fünf Minuten. Ich hoffe, das reicht.«
Nachdem sie Jane nicht erreicht hatte, versuchte Sophie viermal, MacDuff anzurufen.
Auch er meldete sich nicht, verdammt.
»Was zum Teufel geht da vor?« Sie wählte Jocks Nummer. Ebenfalls vergebens.
Panik überkam sie. »Was ist, wenn die Michael abgeholt haben? Warum hab ich Jane nicht gesagt, sie soll ihn sofort da wegbringen?«
»Immer mit der Ruhe«, sagte Royd. »MacDuff und Jock müssten jeden Augenblick hier sein.«
»Und warum geht dann niemand ans Telefon? Verdammte Technik!« Sie wählte noch einmal Janes Nummer. Ihre Hand umklammerte das Handy. »Keine Mailbox, ich kann ihr nicht mal eine Nachricht hinterlassen. Sie hat das verfluchte Ding einfach abgeschaltet!«
»Vielleicht hatte sie einen guten Grund dafür.«
»Mag sein.«
Als MacDuff zwanzig Minuten später in den Wal-Mart-Parkplatz einbog, rannte Sophie dem Wagen entgegen und riss die Beifahrertür auf, ehe Jock und er dazu kamen auszusteigen.
»Warum sind Sie nicht ans Telefon gegangen, MacDuff? Können Sie mir vielleicht erklären, was auf Ihrem Schloss vor sich geht?«
»Die Antwort auf die erste Frage lautet: Ich war beschäftigt und musste einige Anrufe erledigen. Die Antwort auf die zweite Frage: Auf meinem Schloss geht im Moment überhaupt nichts vor sich.« MacDuff stieg aus. »Außer dass es dort gerade von Polizisten wimmelt, die jeden Winkel absuchen, weil sie Ihren Sohn mitnehmen wollen.«
»Aber keine Sorge, sie werden ihn nicht finden«, sagte Jock und klopfte Sophie beruhigend auf die Schulter. »Jane hat ihn aus dem Schloss geschmuggelt und ist mit ihm und Joe unterwegs zum Flughafen in Aberdeen.«
Sophie wurde beinahe schwindlig vor Erleichterung. »Sie hat sich also bei euch gemeldet?«
»Das kann man wohl sagen.« MacDuff verzog das Gesicht. »Kaum hatte sie den Jungen in Sicherheit gebracht, hat sie mich angerufen und beschimpft, weil ich nicht da war, als sie meine Hilfe brauchte, um aus meinem ›alten Steinhaufen‹ zu verschwinden. Dann hat sie mich angefaucht, ich soll ihr gefälligst ein Flugzeug nach Atlanta besorgen und jemanden schicken, der den Jungen beschützt, bis er im Flieger sitzt.«
»Und? War es Ihnen möglich?«
»Deswegen haben wir die ganze Zeit telefoniert«, sagte Jock. »Wir mussten ein paar Beziehungen spielen lassen und ein bisschen organisieren, aber es hat geklappt.« Er warf einen Blick auf seine Uhr. »In ungefähr anderthalb Stunden müssten sie im Flugzeug sitzen. Sobald sie in der Luft sind, erhalte ich einen Anruf.«
»Gott sei Dank.« Sophie hatte so weiche Knie, dass sie sich gegen das Auto lehnen musste. Diese anderthalb Stunden würden ihr wie eine Ewigkeit vorkommen. »Atlanta. Das ist so nah. Könnte ich ihn vielleicht kurz besuchen?«
»Vielleicht, wir werden sehen«, sagte Royd, der hinter ihr stand.
Sophie fuhr zu ihm herum. »Ich will ihn sehen«, sagte sie. »Glaubst du, er ist immer noch in Gefahr?«
Er wich ihrer Frage aus. »Ich glaube nicht, dass Franks aufgibt. Das wird Sanborne nicht zulassen.« Er wandte sich an MacDuff. »Haben Sie dafür gesorgt, dass Devlins Leiche verschwindet?«
MacDuff nickte. »Das war auch einer der vielen Anrufe. Sie schicken die Jungs von der örtlichen Polizei, die kümmern sich darum.«
»Kein Problem?«
»Devlin stand schon auf den Fahndungslisten der Polizei, lange bevor Sanborne ihn nach Garwood geholt hat, und die Behörden sind im Moment ziemlich kooperativ. Die CIA ist sehr daran interessiert zu erfahren, was mit den Männern geschehen ist, die in Thomas Reillys Lager, wo Jock war, ehe er nach Garwood geschickt wurde, einer Gehirnwäsche unterzogen wurden. Die wollen keine potentiellen Selbstmordattentäter in den USA rumlaufen haben.« Er schürzte die Lippen. »Warum wollen Sie Devlins Leiche eigentlich so unauffällig verschwinden lassen?«
»Ich denke, es
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