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Toedliche Traeume

Toedliche Traeume

Titel: Toedliche Traeume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iris Johansen
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als ich aus Garwood geflohen bin.« Seine Hände umklammerten das Steuerrad. »In letzter Zeit habe ich viel zu viele verdammte Gefühle.«
    Sie spürte, dass sie ihn verletzt hatte. Er war nach außen so abgebrüht, dass sie das nicht für möglich gehalten hätte. Seine Unempfindlichkeit war ihm über die Jahre zur zweiten Natur geworden. Oder vielleicht auch nicht? Jeden Tag entdeckte sie neue Seiten an Royd. »Ich wollte dir nicht unterstellen –«
    »Vergiss es«, sagte er. »Ich hab dir nicht von Franks erzählt, um dir Angst einzujagen, sondern um dir klarzumachen, mit wem wir es zu tun haben.« Er bog in den Wal-Mart-Parkplatz ein. »Ich habe MacDuff gesagt, dass wir hier auf ihn warten. Bis er eintrifft, hast du Gelegenheit, Jane anzurufen.«
    »Du Tyrann.«
    Seine Mundwinkel zuckten. »Das bringt mein Job mit sich.«
    Sie zögerte. Gott, am liebsten würde sie nicht anrufen. Aber sie durfte nicht so ein Feigling sein. Sie musste tun, was für Michael das Beste war. Hastig wählte sie Janes Nummer.
    Nach dem zehnten Läuten meldete sich immer noch niemand.
    Mit klopfendem Herzen und zitternden Fingern wählte sie die Nummer noch einmal.
    Nichts.

17
    DIE SCHEINWERFER MEHRERER Autos, die sich dem Schloss näherten, zerschnitten die nächtliche Dunkelheit. Sie waren noch ziemlich weit entfernt, kamen jedoch schnell näher.
    »Zehn, fünfzehn Minuten«, sagte Joe, als er sich vom Fenster abwandte. »Sieht so aus, als hätte Sophie richtig gelegen mit ihrer Vermutung, dass ein Auslieferungsantrag vorliegt.«
    »Was sollten sie auch sonst mit einem wehrlosen Kind machen?«, fragte Jane. »Außerdem hatte der Mistkerl, der Sophie den Hinweis gegeben hat, eine Kugel in der Brust, weshalb sollte er sie also anlügen?«
    »Stimmt.« Joe stand auf. »Und das bedeutet, dass wir von hier verschwinden müssen.«
    Jane atmete erleichtert auf. »Du bist also einverstanden?«
    »Ich habe oft genug erlebt, wie Gefangene von anderen Gefangenen getötet wurden, daher weiß ich, dass keine Sicherungsverwahrung eine Garantie für Sicherheit ist.« Er zog seine Jacke an. »Und Sanborne hat genug Geld, um Gott zu spielen.« Er ging zur Tür. »Von jetzt an nehmen wir das Heft in die Hand. Ich bin froh, wenn ich wieder auf heimischem Territorium bin.«
    »Danke, Joe.«
    »Du brauchst dich nicht zu bedanken. Ich wollte nicht, dass du dich wieder auf MacDuff einlässt, das weißt du. Ich bin nur mitgekommen, um aufzupassen, dass dir nichts passiert.«
    »Lügner. Du bist mitgekommen, weil du aufpassen wolltest, dass dem Jungen nichts passiert.«
    Er zuckte die Achseln. »Das auch. Und Eve hätte es mir nie verziehen, wenn ich einen von euch beiden im Stich gelassen hätte. Wir treffen uns in einer Viertelstunde im Hof. Hol Michael. Ich rede mit Campbell und sage ihm, er soll die Polizisten aufhalten.«
    Jane rannte die Treppe hoch und riss Michaels Zimmertür auf. »Michael, aufwachen.« Sie schüttelte ihn sanft. »Wir müssen los.«
    Schläfrig öffnete er die Augen. »Mom?« Als er Jane erkannte, erstarrte er. »Ist alles in Ordnung mit meiner Mutter?«
    »Ja, es geht ihr gut. Ich habe eben erst mit ihr telefoniert. Aber wir müssen von hier verschwinden.« Sie ging an seinen Schrank und warf ihm Jeans und ein T-Shirt zu. »Beeil dich. Joe sagt, wir müssen auf der Stelle abhauen.«
    »Warum denn?«, fragte er, während er sich hastig anzog. »Ich dachte, wir würden noch länger –«
    »Ja, das dachte ich auch.« Sie stopfte die notwendigsten Sachen in seinen Rucksack. Das musste reichen. Dann warf sie einen Blick aus dem Fenster. Die Scheinwerfer waren schon näher gekommen. Sie konnte nur hoffen, dass Joe mit seiner Einschätzung richtig lag. »Aber jetzt hat sich die Lage geändert. Wenn wir wollen, dass deiner Mutter nichts zustößt, müssen wir dafür sorgen, dass du in Sicherheit bist. Und deswegen müssen wir jetzt ganz schnell von hier verschwinden.« Sie öffnete die Tür und bedeutete ihm mit einer Kopfbewegung, ihr zu folgen. »Komm. Es geht los. Joe wartet schon.«
    Michael rannte die Treppe hinunter. »Wartet Joe im Auto auf uns?«
    Jane lief hinter ihm her. Sie musste sich anstrengen, um nicht zurückzufallen. Sie hatte schon ganz vergessen, wie schnell ein kleiner Junge sein konnte. »Nein, wir fahren nicht mit dem Auto.«
    Verdutzt warf er einen Blick über die Schulter. »Nein? Wie wollen wir denn von hier wegkommen?«
    »Das wirst du gleich sehen«, flüsterte sie. »Durch einen Geheimgang. Ist das nicht

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