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Toedliche Traeume

Toedliche Traeume

Titel: Toedliche Traeume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iris Johansen
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nicht, dass Vorsicht geboten war. Sie wirkten –«
    »Geistig gesund?«
    »Beherrscht«, sagte sie.
    »Ich bin beherrscht.« Er verdrehte die Augen, als er ihren skeptischen Blick bemerkte. »Okay, außer wenn ich es nicht bin.«
    »Haben Sie schon mal versucht, was zu nehmen?«
    »Nein, ich werf nichts ein, niemals«, erwiderte er knapp. »Ich will doch nicht die Pest mit der Cholera bekämpfen.«
    Sie zuckte zusammen. »Ich wollte Ihnen nicht vorschlagen – In manchen Fällen ist es förderlich, sich vor dem Einschlafen mit einem Hilfsmittel zu entspannen.«
    »Richtig. Das habe ich festgestellt, als die Träume anfingen. Ich habe es mit allen möglichen Hilfsmitteln probiert. Mit Poker, Kreuzworträtseln, Schach. Aber mentale Stimulation half nicht. Ich musste mich körperlich erschöpfen, irgendwie. Eine Zeitlang bin ich jeden Abend zehn Kilometer gelaufen.«
    »Das sollte eigentlich ausreichen, um einen zu erschöpfen.«
    »Manchmal.« Er schaute sie an. »Mit Sex funktioniert es noch besser.«
    »Das glaube ich Ihnen aufs Wort.« Sie musterte ihn argwöhnisch. »War das ein Versuch, mich in Verlegenheit zu bringen?«
    »Nein, nur eine Klarstellung. Sie haben mich gefragt, was mir hilft.«
    »Und Sie wollten nur meine Frage beantworten.«
    Er lächelte. »Nein, eigentlich war es ein Versuch, Sie zu verführen. Aber es stimmt. Es gibt keine bessere Entspannungsmethode als Sex. Meinen Sie nicht?«
    »Wenn ich Ihnen zustimme, heize ich damit nur dieses Gespräch an, und daran bin ich nicht interessiert. Wollen Sie mir erzählen, wovon Ihr Traum gehandelt hat?«
    »Nein. Nicht jetzt. Vielleicht, wenn wir uns ein bisschen besser kennen.«
    Sein anzügliches Grinsen ließ keinen Zweifel daran, wie er das meinte. Er stand auf.
    »Scheren Sie sich zum Teufel. Ich wollte Ihnen helfen, aber ich hätte mir denken können, worauf es hinauslaufen würde.«
    Sein Grinsen verschwand. »Ich möchte nicht Ihr Patient sein, Sophie. Ich bin nicht Ihr Sohn. Dass Sie meine Hand halten und mich trösten ist das Letzte, was ich will. Und mir liegt auch nichts daran, gänzlich von meinen Alpträumen geheilt zu werden.«
    »Dann müssen Sie verrückt sein.«
    »Was für ein Ausdruck. Wie außerordentlich unprofessionell von Ihnen.«
    »Ich erlebe immer wieder, wie sehr Michael leidet, und ich weiß, wie schrecklich diese Alpträume sein können. Wissen Sie, dass nightmare, das englische Wort für Alptraum, von mara kommt? Und mara kommt aus dem Altsächsischen und bedeutet ›Dämon‹. Alpträume können einen genauso quälen wie die Dämonen, nach denen sie benannt sind. Sie mögen nicht so gefährlich sein wie Pavor nocturnus, aber sie sind schlimm genug. Warum zum Teufel wollen Sie sie nicht loswerden?«
    Er schwieg einen Augenblick. »Weil sie meine Erinnerung wach halten. Weil sie das Feuer meiner Wut schüren. Weil sie dafür sorgen, dass ich mein Ziel nicht aus den Augen verliere.«
    Allmählich bekam sie eine Vorstellung von diesem Feuer der Wut, das unter seiner harten Oberfläche glühte. »Mein Gott, dass Sie sich so etwas antun. Ich weiß, was für Qualen solche Träume bedeuten.«
    »Das haben Sanborne und Boch mir angetan. Es war ihr Geschenk an mich. Und ich werde es noch eine Weile behalten, damit ich es gegen meine Wohltäter einsetzen kann. Also vergeuden Sie Ihr Mitleid nicht an mich.«
    »Tu ich nicht.«
    »Doch, das tun Sie. Sie können ja gar nicht anders. Sie sind ein Gutmensch, der versucht, die ganze Welt auf den Schultern zu tragen.« Er ging zum Bett. »Sie würden nicht bis über beide Ohren in diesem Schlamassel stecken, wenn Sie nicht versucht hätten, Ihrem Vater zu helfen. Sie leiden, weil Sie Ihrem Sohn nicht helfen können. Und jetzt glauben Sie, ich würde Sie auch noch brauchen, dabei könnte ich Sie nach Strich und Faden manipulieren, wenn ich wollte.« Er legte sich ins Bett und deckte sich zu. »Aber das will ich nicht. Also gehen Sie zurück in Ihr Bett und lassen Sie mich schlafen.«
    »Das werde ich, Sie Scheißkerl.« Sie ging zur Tür. »Und ich wünsche Ihnen, dass Ihre Alpträume sich zu Schlafterror auswachsen und dass Sie Ihr Leben lang –« Sie sprach den Satz nicht zu Ende. »Nein, das wünsche ich Ihnen nicht. Das nicht.«
    »Sehen Sie?«, sagte Royd leise. »Sie trauen sich nicht mal, mich zu verfluchen.«
    »Diese schrecklichen Alpträume haben für mich eine ganz persönliche Bedeutung. Aber es gibt noch andere Schrecken, die ich Ihnen an den Hals wünschen könnte, und einige

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