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Toedliche Traeume

Toedliche Traeume

Titel: Toedliche Traeume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iris Johansen
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wieder rauszuschmuggeln.«
    »Das ist nicht unbedingt gesagt. Vor allem, wenn das Licht wieder angeht.«
    »Dann lassen Sie sich was einfallen. Ich gehe jedenfalls da rein.«
    Er schwieg einen Moment. »Ich sage Kelly, er soll sich um Viertel vor neun mit uns draußen vor der Fabrik treffen, damit wir uns einen Plan zurechtlegen können.«
    »Das wäre gut. Schließlich weiß ich ja nicht mal, wie der Mann aussieht. Haben Sie ein Foto?«
    »Nein. Aber Kelly sieht aus wie ein rothaariger Fred Astaire.«
    »Okay, das ist ja eine ziemlich brauchbare Beschreibung.«
    »Und er ist ziemlich gut darin, sich aus gefährlichen Situationen rauszutanzen, aber ich möchte nicht, dass er heute Abend dazu gezwungen ist.« Mit einer Kopfbewegung deutete er in Richtung Tisch. »Ich hab uns bei Hardee’s etwas Orangensaft und ein paar Sandwiches besorgt. Setzen Sie sich und essen Sie was.«
    »Ich hab keinen Hunger.«
    »Essen Sie trotzdem was, es wird Ihnen guttun. Dann haben Sie genug Energie, um auf mir rumzuhacken, wenn Ihnen danach ist. – Oder sind Sie immer noch zu sauer auf mich, um sich mit mir an einen Tisch zu setzen?«
    »Ich lasse nicht zu, dass mir meine persönlichen Gefühle in die Quere kommen. So dumm bin ich nicht. Jock hat mich vorgewarnt, er meinte, ich würde mich mindestens einmal am Tag über Sie ärgern.« Sie setzte sich und wickelte das Sandwich aus. »Aber er hat reichlich untertrieben. Offenbar kennt er Sie nicht so gut, wie er glaubt.«
    »Einen Teil meiner Persönlichkeit kennt er sehr gut, über den Rest kann er nur Vermutungen anstellen.«
    »Und welchen Teil kennt er?«
    »Den Teil, der sich an den Ketten wund gescheuert hat, den Teil, den er selbst aus eigener Erfahrung kennt.«
    »Ketten?«
    »Mentale, manchmal auch eiserne. Unterdrückung des freien Willens, das Wissen, dass einem nichts anderes übrigbleibt, als zu spuren.« Er lächelte spöttisch. »Sie sind dermaßen von Schuldgefühlen zerfressen, dass Sie glauben, Jock und ich wären es auch. Ich kann nicht für Jock sprechen, aber ich jedenfalls bin zu egoistisch, um mir wegen der Verbrechen, die ich begangen habe, als ich noch ferngesteuert war, graue Haare wachsen zu lassen. Es war grausam, von diesen Dreckskerlen zum Sklaven gemacht zu werden, so schwach zu sein, dass ich mich weder gegen die Wirkungen und Nebenwirkungen dieses verdammten Mittels wehren noch die Hurensöhne töten konnte, die es mir verabreicht haben.«
    »Ich habe Ihnen das Mittel verabreicht«, flüsterte sie. »Oder zumindest so gut wie.«
    »Blödsinn. Wenn ich das dächte, wären Sie längst tot.« Er setzte sich an den Tisch und öffnete die Saftpackung. »Also hören Sie auf zu lamentieren und gönnen Sie sich einen gesunden Egoismus, so wie ich.« Er füllte zwei Gläser mit Orangensaft. »Wenn Sie nichts mehr über Garwood hören wollen, halte ich die Klappe. Aber ich war schon immer der Meinung, dass Luft und Sonne Wunden heilen.«
    »Und ein bisschen Hass als Zutat kann auch nicht schaden?«
    Er nickte und hob sein Glas, wie um mit ihr anzustoßen. »Jetzt haben Sie’s kapiert.«
    »Aber ich hasse Sanborne doch. Wie können Sie daran zweifeln?«
    »Ich zweifle nicht daran. Aber wir gehen unterschiedlich damit um. Vielleicht liegt es daran, dass Sie einen heilenden Beruf ausüben und mein Job im Prinzip aus dem besteht, was ich in Garwood gelernt habe.«
    »Und Sie müssen das Feuer schüren.«
    »O ja.«
    Sie wechselte das Thema. »Wo werden wir uns mit Kelly treffen?«
    »Ungefähr drei Kilometer von Sanbornes Fabrik entfernt fließt ein Bach. Dort gibt es nirgendwo Überwachungskameras.«
    Den Bach hatte sie gesehen, als sie vor Sanbornes Wachleuten geflüchtet war. »Hat er den Safe schon lokalisiert?«
    »Er hat einen Safe lokalisiert. Der befindet sich in einem Büro in der Nähe des Labors, aber das Büro gehört zu keinem der leitenden Angestellten, sondern zur Personalabteilung.«
    »Es könnte trotzdem Sanbornes Safe sein. Ein Trick, um neugierige Nasen irrezuführen.«
    Royd nickte. »Es würde sich lohnen, dass Kelly das überprüft, aber ich bin mir nicht sicher, ob es sich lohnen würde, Sie da reingehen zu lassen.«
    »Ich schon.« Sie trank ihren Saft aus. »Wenn er diesen Stromausfall provoziert, wird jeder in der Produktionsstätte unter Verdacht geraten. Dann wird er vielleicht keine zweite Gelegenheit mehr bekommen.« Sie stand auf. »Ich gehe da rein, Royd.«
    Er zuckte die Achseln. »Wie Sie wünschen. Warum sollte ich mir deswegen

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