Toedliche Traeume
auseinandersetzen, der den Mord an Dermot untersucht. Lassen Sie sich nicht blicken. Er soll nicht mitbekommen, dass sich Fremde im Schloss aufhalten.«
»Das wäre mir auch lieber«, sagte Sophie trocken. »Wahrscheinlich würden die mich auch verdächtigen, diese Morde begangen zu haben.« Sie verließ die Bibliothek und schloss die Tür hinter sich. Sie war sich nicht sicher, was genau sie von MacDuff erwartet hatte, aber er überraschte sie immer wieder. Mal war er arrogant und herrisch, mal war er charismatisch. Eins allerdings war ihr mittlerweile klar: Mit dem Mann war nicht zu spaßen, und sie würde sich vorsehen müssen, wenn sie nicht von ihm niedergewalzt werden wollte.
»Was ziehst du denn die Stirn so kraus?«
Als sie aufblickte, stand Jock in der Eingangstür. Ein Lächeln umspielte seine Lippen, aber es erreichte seine Augen nicht. Er wirkte erschöpft und traurig. Wer konnte ihm das verdenken?, dachte Sophie mitfühlend. Er hatte die ganze Nacht über Totenwache gehalten. »Bist du gerade erst zurückgekommen?«
Er nickte. »Ich musste bleiben, bis der Inspektor von Scotland Yard kam. Der Chef der örtlichen Polizei wollte mich nicht gehen lassen.« Er verzog das Gesicht. »Dabei hat MacDuff die halbe Nacht mit ihm telefoniert und ihm geschworen, dass ich ein Alibi habe.«
»Du hättest gar nicht erst dortbleiben sollen. Bei deiner Geschichte ist es doch kein Wunder, dass der Polizeichef –«
»Ja, ich weiß. MacDuff war auch nicht gerade begeistert davon. Aber Mark Dermot war mein Freund.« Er wechselte das Thema. »Warum warst du eben so nachdenklich? Ich hab dich aus der Bibliothek kommen sehen.«
»Dann weißt du ja, warum ich nachdenklich bin. Dein MacDuff ist verdammt arrogant. Ich hab ihm gesagt, dass er genauso ist wie Royd.«
»Hm, es gibt gewisse Ähnlichkeiten. Sie sind beide unnachgiebig und unbeirrbar. Womit hat MacDuff dich denn so aufgebracht?«
»Er hat mir mehr oder weniger erklärt, dass er sich um Michael kümmern wird, ob es mir gefällt oder nicht, denn er möchte nicht, dass ich meine Energie auf meine Mutterpflichten vergeude, wo ich ihm doch so wichtige Dienste erweisen kann.«
Jock lachte. »Er muss sehr müde sein. Normalerweise ist er wesentlich diplomatischer. Wenn es sein muss, kann MacDuff mit seinem Charme Steine erweichen.«
»Also, diesmal war von seinem Charme jedenfalls nicht viel zu merken. Er hat mir gesagt, ich soll mich verziehen und mich nicht blicken lassen, solange der Inspektor von Scotland Yard hier ist, er würde sich später mit mir unterhalten.«
»Und? Wirst du das tun?«
»Nein, verdammt.« Sie seufzte. »Ja, natürlich werde ich mich verziehen, ich bin ja nicht blöd. Scotland Yard im Nacken zu haben hätte mir gerade noch gefehlt. Aber ich lasse mir nicht von MacDuff vorschreiben, was ich zu tun und zu lassen habe. Meine Entscheidungen treffe ich immer noch selbst.« Sie schüttelte den Kopf. »Auch wenn ich in letzter Zeit weiß Gott hin und her geworfen werde wie ein betrunkener Matrose in einem Sturm.«
»MacDuff ist sehr gut zu Michael, Sophie«, sagte Jock ruhig.
»Ja, das weiß ich. Nicht jeder Junge hat das Vergnügen, mit einem Schlossherrn Fußball zu spielen. Und Michael hat mir was von einer Schatzsuche erzählt. Hat MacDuff sich das ausgedacht, um ihn bei Laune zu halten?«
Jock zuckte die Achseln. »Hier in der Gegend erzählt man sich so manche Geschichte. Auf jeden Fall hat Michael sich nicht gelangweilt. Er ist immerhin ein kleiner Junge und weit weg von zu Hause.«
»Und ich bin MacDuff sehr dankbar für seine Mühe. Aber das heißt noch lange nicht, dass ich mich von ihm bevormunden lasse.«
»Ich werde mit ihm reden.«
»Tu, was du willst.« Sie wandte sich ab und ging zur Treppe. »Ich muss nach Royd sehen. Er war ziemlich schwach. Er hätte gestern Abend nicht zu Fuß zum Schloss zurückgehen sollen.«
»Ich habe ihm angeboten, einen Wagen zu besorgen.«
»Ich mache dir ja keinen Vorwurf. Es war seine Entscheidung. Der Idiot hält sich für Superman.«
»Sie waren anscheinend nicht sehr taktvoll«, sagte Jock zu MacDuff, als er die Bibliothek betrat. »Und Sophie kann es nicht leiden, wenn man ihr Vorschriften macht. Sie können von Glück reden, wenn sie nicht mit Michael die Flucht ergreift.«
MacDuff blickte auf. »Im Moment bin ich zu aufgebracht, um taktvoll zu sein. Ich habe ihr gesagt, was Sache ist, und sie gebeten, sich nicht blicken zu lassen, solange sich der Inspektor von Scotland Yard noch
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