Tödliche Unschuld
eingelassen hast.
»Na ja, dadurch wird er nicht weniger pervers. Danach geht sie nach Belieben in dem Gebäude aus und ein. Vor dem frühen Mittag allerdings ist sie niemals zu sehen. Und wenn sie tagsüber aus dem Haus geht, ist sie stets vor Einbruch der Dunkelheit zurück.
Normalerweise hat sie dann ein paar Einkaufstaschen in den Händen. Ausschließlich von teuren Läden. Also hat wahrscheinlich er die Rechnungen bezahlt. Sie hat sich bestimmt eingebildet, das große Los gezogen zu haben.«
»Hmm. Sie sind doch sicher auch gemeinsam ausgegangen.«
»Ja.« Er ging die Disketten durch. »Wollten sich wohl öfter einen schönen Abend machen. Sahen bereits beim Fortgehen halb betrunken aus und hatten sich ständig sorgfältig gestylt. Bis vor sechs Tagen waren sie jeden Abend unterwegs. Und in derselben Zeit sind drei Besucher, alle männlich, in der Wohnung aufgetaucht.«
Er wechselte zu den Aufnahmen vor der Tür von Greenes Apartment. »Der erste war ganze sechzehn Minuten dort. Ich gehe jede Wette ein, dass der Inhalt seiner Brieftasche während dieses kurzen Freundschaftsbesuchs den Besitzer gewechselt hat.«
»Die Zeit hätte gereicht, um die Ware zu testen und das Geld zu zählen«, stimmte Eve ihm zu. »Wissen wir, ob die Drogenfahndung diesen Typen im Visier hat?«
»Ich habe sie bisher noch nicht gefragt.« Unbewusst spannte McNab die Finger an, da das leichte Kribbeln noch nicht ganz verflogen war. »Aber ich habe dort ein paar Kontakte. Soweit ich bisher sagen kann, hat dieser Perversling nur im kleinen Stil gedealt und sich dabei hinter seinen legalen Geschäften versteckt.«
»Und der zweite Besucher?«
»Bei ihm ging es um etwas anderes. Er blieb achtundneunzig Minuten und hatte, als er die Wohnung verlassen hat, keine Tüte in der Hand.«
Eve studierte das Gesicht des zweiten Mannes, als er das Apartment erst betrat und dann verließ. »Sex«, stellte sie tonlos fest. »Und was ist mit dem dritten?«
»Er ist vierzig Minuten geblieben und hatte sowohl beim Betreten als auch beim Verlassen des Apartments eine Diskettenmappe in der Hand. Hat möglicherweise eine Vorliebe für Sexvideos.«
»Ich kenne diesen Typen. Den habe ich schon mal gesehen. Tripps. Handelt mit Raubkopien. Hat ein paar kleine Angestellte, die die Sachen für ihn auf der Straße verticken. Ja, ich kenne ihn. Wenn nötig, mache ich mich auf die Suche nach ihm, um zu gucken, ob er mir was über Greene erzählen kann. Finden Sie zugleich die Namen der beiden anderen Männer raus für den Fall, dass wir sie brauchen.«
Eve sah, dass er sich den rechten Schenkel massierte, während er den Befehl in den Computer eingab. »Nein, nicht jetzt sofort. Morgen früh reicht auch noch. Machen Sie für heute Abend Schluss. Warum drehen Sie und Peabody nicht ein paar Runden im Pool oder gehen einfach aus?«
»Ach. Haben Sie vielleicht Mitleid mit dem Krüppel in der Rehabilitation?«
»Nutzen Sie es besser aus. Mein Mitgefühl hält garantiert nicht allzu lange an.«
Er sah sie grinsend an. »Ich hätte nichts dagegen, wieder mal in irgendeinen Club zu gehen und ein bisschen Live-Musik zu hören. Zum Tanzen ist es noch etwas zu früh.
Wissen Sie, was wirklich super wäre? Eine virtuelle Club-Szene. Das heißt, falls wir den Holo-Raum benutzen dürfen.«
»Falls Sie irgendwelche perversen sexuellen Fantasien dort ausleben wollen, will ich nichts davon hören.«
»Kein Problem.«
Sie kehrte zurück in ihr eigenes Büro und brachte die nächste Stunde mit dem Auseinanderpflücken von Nick Greenes jämmerlichem Leben zu.
Er hatte am College Betriebswirtschaft studiert, war aber bereits zu dieser Zeit auf die schiefe Bahn geraten. Kleinere Geldstrafen wegen Drogenbesitzes, Einbruchs und dem Vertrieb von Raubkopien belegten seinen unrühmlichen Werdegang. Aber zumindest hatte er von Anfang an einen gewissen Unternehmergeist.
Eine Zeit lang hatte es sich tatsächlich für ihn gelohnt. Außer einer schicken Wohnung in einer noblen Gegend hatte er einen ganzen Schrank voll schicker Designerklamotten gehabt.
Stirnrunzelnd ging sie seine Finanzen durch. Er hatte zwei teure Fahrzeuge in der Garage seines Hauses abgestellt, ein dritter Wagen sowie ein teures Rennboot waren an seinem Zweitwohnsitz in den Hamptons auf seinen Namen registriert. Und er hatte eine Versicherungspolice für Kunstgegenstände und Schmuck im Wert von über drei Millionen Dollar.
»Irgendwie passt das alles nicht.«
Sie griff nach ihrem Link und rief bei ihrem
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