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Tödliche Unschuld

Tödliche Unschuld

Titel: Tödliche Unschuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. D. Robb
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»Sieh sie dir noch genauer an.«
    Stirnrunzelnd verfolgte Eve die Szene auf dem Bildschirm. Der Mann strich mit der Gerte über den Bauch der Frau. Sie erschauderte, machte auf dem Absatz kehrt, wie, um vor ihm zu fliehen, doch er zog sie zurück. Dann gab es jede Menge feuchter Küsse und jede Menge wilder Grabscherei.
    Eve starrte auf die Hände und richtete sich plötzlich kerzengerade auf. »Das ist gar keine Frau.« Abgelenkt verfolgte sie, wie der Kerl mit dem nackten Oberkörper der ›Frau‹
    das Kleid mit einem Ruck bis auf die Taille zog. Darunter trug sie ein schwarzes Spitzenleibchen, und auch wenn die vollen Brüste nahezu über den Rand des Hemdchens quollen, hegte Eve nicht den geringsten Zweifel, dass der makellose Busen Teil der Kostümierung war.
    Jetzt bekam die sich windende ›Frau‹ ein paar Schläge auf den Po.
    Sie fing leise an zu stöhnen und den Mann um Gnade anzuflehen, während das Kleid zu Boden glitt.
    »Ziemlich hübsch für einen Kerl«, bemerkte Eve. Er hatte lange, schlanke Beine, die Schultern allerdings waren etwas zu breit und unter der hell glitzernden Kette hüpfte ein Adamsapfel auf und ab.
    Sie entfernte in Gedanken die blonde Perücke, den roten Lippenstift und das übrige Make-up und versuchte, den Mann hinter den Frauen-Accessoires zu sehen. Sie kannte das Gesicht.
    Und als es mit einem Mal in Großaufnahme auf dem Monitor erschien, machte es bei ihr klick.
    »Oh, gütiger Himmel.«
    »Hast du ihn erkannt? Ich bin noch nicht so weit. Gib mir noch eine Minute.« Als jedoch der barbrüstige Mann seine Gefangene vor sich auf die Knie zwang und seine Hose öffnete, zuckte Roarke zusammen. »Egal, diesen Teil des Films lasse ich lieber aus. Er - aber hallo.«
    Als er das Gesicht mit den vor Verlangen blitzenden, leuchtend blauen Augen erneut in Großaufnahme sah, atmete er nochmals hörbar aus.
    »Ja, wirklich, es wäre mir lieber, nicht mit ansehen zu müssen, wie unser ehrenwerter Bürgermeister unserem Freund in Leder einen bläst.«
    Er wandte sich vom Bildschirm ab und legte eine Hand unter Eves Kinn. »Okay, deshalb bist du die Polizistin. Weil du niemals irgendwelche Zeit unnötig vergeudest. Das hier wird mir eine Lehre sein, je noch mal an dir zu zweifeln.«
    »Ich muss mir noch den Rest ansehen.«
    »Musst du wirklich?«
    »Wenn ich morgen mit dieser Sache zu meinen Vorgesetzten gehe, muss ich wissen, womit ich es zu tun habe. Das hier ist kein durchschnittlicher, kleiner Transvestit. Das hier ist unser Bürgermeister Peachtree, der nicht nur in einen Sexskandal, sondern darüber hinaus in Ermittlungen zu mehreren Mordfällen verwickelt ist.«
    »Ich hole uns erst mal noch etwas zu trinken.« Damit griff Roarke nach ihrem leeren Glas und wandte sich zum Gehen.
    »Wirklich clever«, stellte Eve wenig später fest. »Greene hat nur einen kleinen Kundenkreis versorgt - lauter reiche Leute mit ungewöhnlichem Geschmack. Und aus diesem exklusiven Zirkel hat er sich eine noch kleinere Gruppe ausgewählt. Eine Hand voll Leute, die seine Dienste in Anspruch genommen und ein gewisses Vertrauen zu ihm entwickelt haben, und die es sich nicht leisten können, dass man nur den Hauch eines Skandals mit ihren Namen in Verbindung bringt. Die Zahlungen sind hoch, aber nicht so hoch, dass diese wenigen Erwählten sie sich nicht leisten können. Wenn auch nur ein Dutzend Leute durchschnittlich fünfundzwanzigtausend monatlich bezahlen, kommt man auf …«
    »Zusätzliche drei Komma sechs Millionen jährlich. Niemand wird so sehr ausgequetscht, dass er dabei kaputtgeht, und trotzdem ist einem ein Leben in Luxus garantiert.«
    »Und so wie es aussieht, sind die meisten von denen, die erpresst wurden, weiter seine Kunden geblieben.«
    »Ich frage mich wirklich, wie diese Leute ticken«, meinte Roarke. »Glaubst du, dass der Bürgermeister Mitglied bei den Reinheitssuchern ist?«
    »Ich habe keine Ahnung. Aber ich habe auf jeden Fall genug gegen ihn in der Hand, um ihn danach zu fragen.«
    »Du könntest dir die Finger bei der Sache verbrennen.«
    »Das ist mir bewusst.« Sie kniff sich in die Nasenwurzel, damit der Druck des Kopfwehs, das sich hinter ihrer Stirn zusammenbraute, vorübergehend nachließ. »Ich muss unbedingt unter vier Augen mit ihm sprechen. Wenn die Medien Wind davon bekämen, wäre das eine Katastrophe. Scheiße, ich habe diesen Typen tatsächlich gewählt.«
    »Vielleicht hätte er sogar noch mehr Stimmen bekommen, wenn er in dem kurzen Schwarzen aufgetreten wäre.

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