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Tödliche Unschuld

Tödliche Unschuld

Titel: Tödliche Unschuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. D. Robb
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Wirklich attraktiv.« Roarke verzog den Mund zu einem Grinsen, als sie ihn mit großen Augen ansah. »Ich sage mal, es ist Zeit fürs Bett. Wir sind beide hundemüde.«
    »Wenn du anfängst, davon zu reden, dass ein Kerl in einem kurzen Schwarzen hübsch ist, musst du mehr als müde sein.«
    »Ich habe gesagt, attraktiv«, verbesserte er sie. »Und damit habe ich das Kleid gemeint.
    Übrigens hätte ich nichts dagegen, dich auch einmal in einem solchen Hemdchen, mit hochhackigen Schuhen und Strumpfhaltern zu sehen.«
    »Ja sicher.« Gähnend trat sie durch die Tür des Fahrstuhls, der ihre Arbeitsstätte mit dem Schlafzimmer verband. »Nur dass das nie passieren wird.«
    Fünf Minuten später lag sie bereits im Bett, und zehn Minuten später schlief sie tief und fest.
    Sie hatte keine Ahnung, wann der Traum begann.
    Ein weißes Zimmer voller Blut. Sie konnte sich selber durch das Zimmer laufen sehen, konnte sehen, wie sie in die grauenhaften Pfützen trat, sodass das Blut an ihre Stiefel spritzte und dort kleben blieb.
    Selbst im Schlaf konnte sie es riechen.
    Das Mädchen lag mit dem Gesicht nach unten auf einem weißen, blutgetränkten Teppich. Sie hatte einen ihrer Arme ausgestreckt und die Finger gespreizt, als wollte sie nach etwas greifen.
    Aber es war dort nichts mehr.
    Doch, dort war das Messer.
    In dem Traum ging sie in die Hocke und hob das Messer hoch.
    Sie spürte die eklig warme Flüssigkeit, die von dem Griff des Messers über ihre Finger lief.
    Als sie nochmals hinsah, lag dort nicht mehr das Mädchen, sondern ein kleines Baby.
    Älter als ein paar Monate konnte es nicht sein. In Stücke gehackt lag es zusammengerollt auf dem leuchtend weißen Teppich und starrte sie aus toten Puppenaugen an.
    Sie konnte sich erinnern. Sie wusste es noch ganz genau. So ein kleines Ding. So viel Blut für einen derart kleinen Körper. Und der Mann, der es getan hatte, der Vater, wahnsinnig vom Zeus. Das Baby hatte ohne Unterlass geschrien, als Eve die Treppe hinaufgestürmt war.
    Zu spät. Sie war zu spät gekommen. Sie hatte das Baby nicht mehr retten können. Obwohl sie den Vater getötet hatte, hatte sie das Kind verloren.
    Sie hatte sie nicht retten können, das Baby und das Mädchen. Und ihrer beider Blut klebte an ihren Händen.
    Sie hielt das Messer weiter in der Faust.
    Der Raum war nicht mehr weiß. Er war klein, schmutzig und kalt. So entsetzlich kalt.
    Er war in rotes Licht getaucht. Auch ihre Hände waren rot. Kleine Kinderhände, in denen ein Messer lag.
    Als er zur Tür ging, fiel das rote Licht wie ein Schatten des noch nicht vergossenen Bluts auf sein Gesicht.
    »Eve.« Als sie hilflos um sich schlug, zog Roarke sie eng an seine Brust. Ihre Haut war eisig. Als sie anfing im Schlaf zu weinen, zerbrach es ihm das Herz. »Eve, wach auf.
    Komm zurück. Es ist nur ein Traum.« Er presste seine Lippen erst auf ihre Brauen und dann auf ihre Wangen. »Es ist nur ein Traum.«
    »Töte den Vater, rette das Kind.«
    »Pst.« Er streichelte beruhigend ihren Rücken und glitt mit seiner Hand unter das alte weiße T-Shirt, in dem sie am liebsten schlief. »Ich bin bei dir. Du bist in Sicherheit.«
    »So viel Blut.«
    »Gott.« Er richtete sich auf, zog sie in seinen Schoß und wiegte sie im Dunkeln hin und her.
    »Schon gut.« Sie schmiegte ihr Gesicht an seine Schulter. Irgendwie genügte bereits sein Geruch, damit sie wieder zu sich fand. »Tut mir leid. Aber jetzt bin ich wieder okay.«
    »Ich nicht, also halt mich bitte noch ein wenig fest.«
    Sie schlang ihm die Arme um die Taille. »Etwas an Hannah Wade, an der Art … an der Art, wie sie gestorben ist. Sie hat mich an dieses kleine Mädchen erinnert. Eigentlich eher noch ein Baby. Das kleine Mädchen, das von seinem eigenen Vater in Stücke geschnitten worden ist. Ich kam damals zu spät.«
    »Ja, ich kann mich erinnern. Das war kurz, bevor wir uns zum ersten Mal begegnet sind.«
    »Sie verfolgt mich immer noch in meinen Träumen. Ich konnte sie nicht retten. Habe es nicht rechtzeitig bis zu ihr geschafft. Und ich denke, wenn du nicht kurz danach in mein Leben getreten wärst, hätte mich diese Sache unter Umständen zerstört. Sie verfolgt mich nach wie vor. Ein kleiner Geist neben all den anderen Geistern, neben dem Geist des Kindes, das ich selber einmal war.«
    »Du hast sie nicht vergessen, Eve.« Er strich mit seinen Lippen über ihr wild zerzaustes Haar. »Vielleicht bist du die Einzige, die sie noch nicht vergessen hat.«
    Am nächsten Morgen stand sie

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