Tödliche Unschuld
dass ihnen nicht bewusst war, dass sie aufgenommen wurden, denn der Inhalt der Disketten fällt eindeutig unter das Pornografiegesetz. Einige der Aufnahmen wurden an einem bisher unbekannten Ort gemacht, andere im Gästezimmer von Greenes Wohnung. Auf diesen Videos sind eine Reihe äußerst prominenter Bürger in kompromittierenden, illegalen und/oder peinlichen sexuellen Situationen zu sehen. Unter diesen Leuten sind eine Richterin vom Strafgericht, die Frau eines Universitätsprofessors und aktiven Mitglieds der Konservativen Partei, der, wie ich glaube, in Kontakt zu Clarissa Price vom Jugendamt Manhattan steht, ein bekannter Fernsehjournalist und der Bürgermeister von New York.«
»O Gott.« Tibble starrte volle fünf Sekunden reglos vor sich hin, drückte sich dann die Finger an die Schläfen und fragte gepresst: »Sind Sie völlig sicher, dass es Peachtree ist?«
»Ja, Sir. Ich habe ihn nicht nur erkannt, sondern sein Bild zusätzlich mit dem Foto in der Datenbank verglichen.«
»Verdammter Mist.« Er ließ die Hände wieder sinken. »Also gut, dann hat dieser Idiot seine Frau betrogen und sich dabei filmen lassen …«
»Sir. Es geht um etwas mehr als einen … bloßen Seitensprung.«
»Nun spucken Sie’s schon aus«, wies Whitney sie ungeduldig an. »Schließlich sind wir erwachsene Menschen.«
»Er hatte Frauenkleider an und hatte eine schweißtreibende Runde Sex mit einem anderen Mann, in der es nicht nur um Beherrschung und Bestrafung, sondern auch um orale Befriedigung ging.«
»Das wird ja immer besser.« Tibble lehnte sich erschöpft auf seinem Stuhl zurück, legte den Kopf nach hinten und starrte die Decke an. »Bürgermeister Steven Peachtree ist also ein Transvestit, der sich von einem Sexund Drogenhändler erpressen lassen hat, der inzwischen tot ist, und dessen Tod einer Terrororganisation, die die Verantwortung für sieben Morde trägt, zugeschrieben wird.«
»So könnte man zusammenfassend sagen«, stimmte Eve ihm zu.
»Wenn die Presse Wind davon bekommt …« Er schüttelte den Kopf, stand auf und stapfte durch den Raum. »Die Sache ist für ihn gelaufen, egal, wie man es dreht. Nicht mal der talentierte Chang wird es noch schaffen, ihn wieder aus diesem Sumpf herauszuziehen. Dabei ist die Stadt auch ohne diese Geschichte schon in Aufruhr. Und deshalb werden wir darüber Stillschweigen bewahren, bis ich mir überlegt habe, wie man sie am günstigsten verpackt.«
»Ich muss mit ihm und mit den anderen Leuten, die aufgenommen wurden, reden.«
Tibble blickte über seine Schulter und studierte ihr Gesicht. »Sie glauben, dass Peachtree etwas mit diesen Reinheitssuchern zu tun hat? Dass der Bürgermeister eine Terrororganisation auf seine eigene Stadt loslässt? In einer privaten Angelegenheit hat er eine schlechte Urteilskraft bewiesen, aber er ist bestimmt nicht blöd genug und pisst in seinen eigenen Pool.«
Warum eigentlich nicht?, fragte sich Eve. Wenn man sich eines Sexdealers bediente, um sich sexuelle Träume zu erfüllen, war man anfällig genug für alles. »Das kann ich erst sicher sagen, nachdem ich ihn vernommen habe.«
»Sie wollen ihn in Ihre Mordermittlungen hineinziehen, nur weil er einen gottverdammten BH getragen hat?«
Sie merkte, dass sie langsam die Geduld verlor. »Sir, im Grunde wäre es mir völlig egal.
Selbst, wenn er sich in seiner Freizeit wie eine Schäferin verkleiden und es mit einer Schafherde treiben würde. Nur hat sein Treiben ihn mit meinen Fällen in Verbindung gebracht. Ich denke, dass Leute mit Macht, mit Autorität und mit Einfluss unter den Reinheitssuchern sind. Meinem Antrag auf Einsicht in versiegelte Akten ist gegen jede Vernunft bis heute nicht stattgegeben worden, genau wie meinem Antrag auf Einsicht in bestimmte Akten des Jugendamts. Dadurch wird meine Arbeit erheblich behindert.«
»Bei Dukes haben Sie eine Möglichkeit gefunden, sich die Akten trotzdem anzusehen.«
Sie atmete tief durch. »Ja, Sir, das habe ich. Und ich werde auch weiter Wege finden, widersinnige Verbote zu umgehen. Sieben Menschen, darunter ein Polizeibeamter, sind inzwischen tot. Deshalb werde ich unter allen Umständen Möglichkeiten finden, die Wahrheit zu enthüllen, bis ich Antworten auf alle meine Fragen habe und bis die Gerechtigkeit gesiegt hat. Selbst wenn Ihnen das wahrscheinlich nicht gefällt, zählt der Bürgermeister von New York ab heute zu den Verdächtigen in diesem Fall.«
»Chief Tibble.« Whitney stand jetzt auf und musste sein Verlangen
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