Tödliche Unschuld
entscheiden, inwieweit Sie Ihr Team in diese Sache einbeziehen.« Damit stand er auf. »Falls Peachtree in der Sache drinsteckt, werden wir ihn zur Strecke bringen. Darauf gebe ich Ihnen mein Wort.«
»Wir werden sie alle zur Strecke bringen. Darauf gebe ich Ihnen meins.«
Nachdem die beiden Männer gegangen waren, rief Eve Peabody zu sich ins Büro.
»Setzen Sie sich«, meinte sie und nahm dann wie zuvor Tibble die dominante Position hinter ihrem Schreibtisch ein. »Wir haben neue Informationen, die womöglich in direktem Zusammenhang mit unseren Ermittlungen stehen. Auch wenn ich Ihnen noch nicht alles sagen darf, werden Sie mich heute zu einer Reihe schwieriger Vernehmungen begleiten.
Solange ich Ihnen nicht die Erlaubnis dazu gebe, erzählen Sie den anderen nichts davon.«
»Sie halten das Team aus dieser Sache raus?«
»Vorläufig, ja. Dies ist ein Code fünf. Jede Aufnahme, die Sie auf mein Geheiß hin machen werden, wird umgehend versiegelt.«
Peabody unterdrückte alle Fragen, die ihr auf der Zunge lagen, und nickte. »Zu Befehl, Ma’am.«
»Bevor wir mit den Vernehmungen beginnen, sprechen wir noch mal mit Dukes.
Spitzen ihn noch mal ein wenig an. Und mit Price und Dwier runden wir den Tag dann ab. Wir rahmen die anderen Vernehmungen also mit diesen Gesprächen sozusagen ein.«
»Haben die Vernehmungen dazwischen etwas mit dem Ganzen zu tun?«
»Alles hängt zusammen. Auf dem Weg zu den Dukes werde ich Ihnen so viel erzählen, wie ich kann.«
»Erpressung«, meinte Peabody an der ersten roten Ampel. »Dieser Greene hat seine Finger in allen möglichen dreckigen Sachen drin gehabt.«
»Solange sie für ihn lukrativ gewesen sind. Und die Erpressermasche hat ihm über drei Millionen jährlich eingebracht.«
»Glauben Sie, die Reinheitssucher hätten ihn deshalb infiziert?«
»Allerdings. Die übrigen Opfer hatten sich an Kinder rangemacht. Greene hat zwar auch hin und wieder was mit Teenagern zu tun gehabt, die meisten seiner Kunden und Angestellten aber waren erwachsen.«
»Sie haben gesagt, Sie glauben, die Reinheitssucher würden früher oder später die Kriterien ausweiten, nach denen sie ihre Opfer wählen.«
»Ja, das werden sie sicher tun. Aber nicht so schnell. Schließlich gibt es jede Menge Fitzhughs, an denen sie ihr Mütchen kühlen können. Greene fällt etwas aus dem Rahmen.
Ich glaube, irgendwer, vermutlich mehr als einer, hat Greene aus persönlichen Gründen den Tod gewünscht. Die Eliminierung eines Schweinehundes war dabei ein Faktor, doch ist es bestimmt ein hübscher Bonus, wenn man einen Erpresser nicht länger bezahlen muss und wenn die Gefahr eines Skandals endlich vorüber ist. Aber es war dumm. Es war ein grober Fehler, den Erpresser zu ermorden, bevor man die Beweise, die einen mit ihm in Verbindung bringen, vernichtet hat.«
»Können Sie mir sagen, ob Dukes auf der Erpresserliste stand?«
»Nein. Aber er weiß garantiert Bescheid. Er weiß, wer infiziert wurde oder wer dafür vorgesehen ist. Er ist Teil des Fundaments dieser Gruppe, und deshalb werden wir ihn erschüttern. Oder notfalls seine Frau. Sie ist der schwache Punkt.«
»Glauben Sie, sie würde ihn verraten?«
»Vielleicht, wenn sie genügend Angst bekommt. Sie spielt gewiss nicht mit, aber sie kennt Dukes - kennt seine Gewohnheiten und seine Termine. Wie könnte sie sonst den Haushalt so gestalten, dass er genau seiner Vorstellung entspricht? Und wenn er denkt, dass wir sie in die Zange nehmen, wird er eventuell wütend genug, um zu explodieren. Er ist schließlich ein jähzorniger Kerl.«
Eve suchte einen Parkplatz und lief dann diagonal über die Straße in Richtung des Dukes’schen Heims. Das Erste, was ihr auffiel, waren die welken Blumen in den Töpfen neben der Tür.
»Sie sind nicht mehr da.«
Peabody folgte Eves Blick. »Vielleicht hat sie nur vergessen, sie zu gießen.«
»Nein, das würde ihr hundertprozentig nicht passieren. Wahrscheinlich hat sie sogar eine Liste, auf der ihre täglichen Pflichten stehen. Verdammt. Verdammt, verdammt, verdammt.« Trotzdem drückte sie auf die Klingel, wartete und klingelte erneut.
»Es hängen noch die Vorhänge hinter den Fenstern.« Peabody verrenkte sich in dem Bemühen, ins Hausinnere zu blicken, beinahe den Hals. »Und sämtliche Möbel sind noch da.«
»Sie haben alles zurückgelassen und sind getürmt. Wahrscheinlich hatten sie bereits vierundzwanzig Stunden nach unserem ersten Besuch alles gepackt.«
Sie wandte sich wieder zum Gehen und
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