Tödliche Unschuld
gestorben ist. Zeig ihnen McNab, jung, diensteifrig, verletzt. Du musst die Medien genauso geschickt nutzen wie sie.«
»Ich muss diese Leute finden und sie aufhalten, anstatt mich darin mit ihnen zu messen, wer sich bessere Publicity verschaffen kann.«
»Lieutenant.« Roarke drückte ihr die Schulter. »In diesem Fall musst du beides tun.«
»Ich brauche die Diskette.«
Nadine zog sie aus dem Schlitz des Computers und hielt sie ihr hin. »Dies hier ist das Original. Ich habe mir bereits eine Kopie davon gemacht.« Als Eve ihr die Diskette aus der Hand riss, grinste sie. »Die Zusammenarbeit mit Ihnen wird sicher äußerst amüsant.«
»Sie kriegen nicht eher ein Interview von mir, als bis mir Whitney die Erlaubnis dazu gegeben hat.«
»Los, rufen Sie ihn an. Wahrscheinlich täte uns jetzt allen eine Tasse Kaffee gut.«
»Ich werde Ihnen helfen.« Damit folgte Roarke ihr in die Küche.
Eve brauchte einen Moment, um sich zu beruhigen. Auch wenn sie es nur ungern zugab, hatte Nadine natürlich Recht. Sie würde einen Teil von diesem Kampf über den Äther austragen müssen, ob sie wollte oder nicht.
Schließlich schnappte sie sich Nadines Link und riss damit den Commander aus dem Schlaf.
»Ich frage mich, was sie so lange macht.« Nadine schenkte sich bereits die zweite Tasse Kaffee ein.
»Sie würden die Geschichte jetzt sowieso nicht um diese Uhrzeit bringen.« Da die Journalistin einen ihrer Kräuterstängel paffte, genehmigte sich Roarke ebenfalls eine Zigarette.
Allerdings zog er richtigen Tabak anderen Stoffen vor. »Sie werden mindestens bis sechs Uhr warten, weil dann mehr Leute vor der Glotze sitzen und es immer noch früh genug ist, um die Konkurrenz zu überraschen und ihr damit die ersten Sendungen gehörig zu vermasseln.«
»Sie sind wirklich gut.«
»Ich weiß, wie man Menschen manipuliert.«
»Ich gebe ihr noch zehn Minuten, dann muss ich beim Sender Sendezeit reservieren, ein paar Vorbereitungen treffen und einen Elektronikexperten finden, der was zu dieser Sache sagt. Ich nehme nicht an, dass Sie -«
»Ich glaube nicht. Damit würde ich eindeutig die Grenze überschreiten, die Eve in diesem Fall gezogen hat. Aber ich kann Ihnen ein paar Namen nennen, falls Sie nicht schon an jemand Bestimmten denken.«
»Ich dachte an Mya Dubber.«
»Sie ist exzellent. Leistet nicht nur grundsolide Arbeit, sondern hat obendrein noch eine angenehme Art, komplizierte technische Vorgänge einfach zu erklären.«
»Sie arbeitet für Sie, nicht wahr?«
»Freiberuflich, ja.«
Da sie nicht länger ruhig sitzen bleiben konnte, erhob sich Nadine und lief in der Küche auf und ab. »Sie versucht mir Zeit zu stehlen. Aber ich muss Hintergrundinformationen suchen, meinen Bericht schreiben, Interviews organisieren. Diese Story wird alles andere von den Kanälen fegen. Wer kommt als Nächstes an die Reihe? Das wird eine der Fragen sein. Und die Leute werden meine Berichte so lange sehen, bis es eine Antwort darauf gibt.«
»Und meine Polizistin wird bis zum Umfallen schuften, um dafür zu sorgen, dass es kein weiteres Opfer und deshalb niemals eine Antwort geben wird.«
»Genau dafür müssen Sie sie, auch wenn es Ihnen schwer fällt, respektieren. Und genau deshalb gibt sie pausenlos eine verdammt gute Geschichte ab. Haben Sie beide wegen dieser Sache Streit?«
Er blies lässig etwas Rauch durch seine Nase aus. »Weniger Streit als vielmehr eine unterschiedliche Philosophie. Und es fällt ihr schwerer, meine Philosophie zu akzeptieren, als es mir andersherum fällt. Aber wir werden schon einen Weg finden, damit umzugehen.«
»Ich weiß es zu schätzen, dass Sie mir in diesem Fall den Rücken stärken.«
»Das tue ich nicht für Sie«, erklärte er ihr ruhig, »sondern für Eve.«
»Ich weiß. Trotzdem weiß ich es zu schätzen.« Als sie Eve kommen hörte, fuhr sie gespannt herum. »Und?«
»Die Interviews mit mir und Whitney bekommen Sie noch heute Nacht. Der Bürgermeister wird eine Erklärung aufsetzen, die vermutlich von seiner Stellvertreterin verlesen werden wird. Das ist noch nicht entschieden. Falls die beiden einverstanden sind, beantworten sie Ihnen obendrein eventuell noch einige Fragen. Halloways Familie werden wir um diese Uhrzeit nicht belästigen. Das ist ihnen in ihrer Trauer effektiv nicht zuzumuten.
Falls sie morgen früh bereit sind, mit Ihnen zu sprechen, werden wir es arrangieren. Dasselbe gilt für Feeney. Er hatte einen ziemlich harten Tag«, fuhr sie, bevor die Journalistin
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