Tödliche Unschuld
Formulierungen übernähmt. Es ist wichtig, den Menschen zu zeigen, dass wir alle uns in dieser Sache völlig einig sind. Nadine kann die Interviews hier führen, wenn ihr wollt.«
Sie wandte sich ihren Leuten wieder zu. »Und jetzt sollten wir endlich mit der eigentlichen Arbeit weitermachen. Wir müssen rausfinden, von was für einem Virus die Kisten befallen sind, aber das können wir erst, wenn es eine Art Schutzschild gegen diesen Virus gibt.«
»Ich habe mir ein paar Gedanken darüber gemacht«, erklärte Roarke. »Und ich habe mir die Freiheit genommen, einen technischen Berater zu dem Fall hinzuzuziehen.« Er trat vor das hausinterne Telefon. »Summerset, schicken Sie ihn bitte rauf.«
»Darüber hättest du vorher mit mir sprechen müssen«, begann Eve.
»Man braucht besondere Fähigkeiten, um einen solchen Schutzschild zu entwickeln.
Feeney, McNab und ich alleine würden es eventuell nicht schaffen. Und ich habe jemanden in der Forschungs- und Entwicklungsabteilung eines meiner Unternehmen, über dessen Loyalität und Zuverlässigkeit du dir sicher keine Gedanken machen musst.«
Eve blickte zur Tür.
Und ihr fiel die Kinnlade herunter …
»Meine Güte, Roarke. Ich kann unmöglich ein Kind in diesen Fall miteinbeziehen.«
8
» G enialität hängt nicht vom Alter ab.«
Erklärte Jamie Lingstrom und kam in ausgetretenen Airboots in ihr Büro gelatscht.
Seine kurzen, sandfarbenen Haare standen wie die Stachel eines Igels in alle Richtungen von seinem Kopf, und nur eine lange Strähne fiel ihm in die Stirn. Das - anscheinend - einzige Piercing, das er hatte, war ein kleiner Silberring, der von seiner linken Braue hing.
Sein Gesicht war nicht mehr ganz so rundlich wie beim letzten Mal, als sie ihn gesehen hatte, und er grinste sie breit an.
Er hatte schon immer etwas Vorlautes gehabt.
Sein Großvater war Polizist gewesen und hatte seine inoffiziellen Ermittlungen gegen eine Sekte, die Jamies Schwester getötet hatte und deren Opfer auch Eve beinahe geworden wäre, mit dem Leben bezahlt.
Jamie war mindestens fünf Zentimeter gewachsen. Wann hörten Kinder damit eigentlich auf? Er war sechzehn - nein, wahrscheinlich siebzehn Jahre alt. Und er sollte das tun, was immer ein Junge seines Alters tat, statt hier mit kecker Miene in ihr Büro zu platzen.
»Warum bist du nicht in der Schule?«
»Die meisten Sachen mache ich von zu Hause oder von der Arbeit aus. Wenn der Arbeitgeber einen Vertrag mit einer Schule hat, ist das erlaubt.«
Eve wandte sich an Roarke. »Eine deiner Firmen?«
»Es haben sogar mehrere meiner Firmen derartige Verträge abgeschlossen. Schließlich ist die Jugend von heute die Hoffnung von morgen.«
»Also.« Jamie sah sich um und schob die Daumen in die Vordertaschen seiner schlabberigen, löcherigen Jeans. »Wann fangen wir an?«
»Du.« Eve piekste Roarke den Zeigefinger in die Brust. »Komm mit.« Sie wies auf sein Büro, marschierte vor ihm in den angrenzenden Raum und warf krachend die Tür hinter ihnen beiden zu.
»Was zum Teufel bildest du dir ein, was du hier tust?«
»Ich habe einen Experten engagiert.«
»Er ist ein Kind.«
»Ein brillantes Kind. Kannst du dich daran erinnern, wie er mit einem selbst gebauten Störsender die gesamte Alarmanlage dieses Anwesens ausgehebelt hat?«
»Da hat er eben Glück gehabt.«
»Glück hatte damit nichts zu tun.« Inzwischen hatte eines seiner Unternehmen diesen selbstgebauten Sender ein wenig verfeinert und auf den Markt gebracht. »Er hat nicht nur profunde Kenntnisse auf dem Gebiet der Elektronik, sondern er hat ein Gefühl dafür, einen äußerst seltenen Instinkt.«
»Es wäre mir lieber, wenn sein Hirn in seinem Schädel bliebe, zumindest, bis er einundzwanzig ist.«
»Ich habe nicht die Absicht, ihn irgendetwas tun zu lassen, das ihn in Gefahr bringt.«
»Das wollten wir im letzten Herbst genauso wenig, aber trotzdem wurde es am Ende ziemlich knapp. Und er ist, nun, für Feeney ist er fast so etwas wie ein Sohn.«
»Genau. Es wird Feeney gut tun, mit ihm zu arbeiten. Und vor allem, Eve, brauchen wir jemanden wie ihn. Jemanden, der nicht nur über eine schnelle Auffassungsgabe verfügt, sondern der allem Neuen gegenüber aufgeschlossen ist. Er wird nicht automatisch denken, dass etwas nicht gehen kann, nur weil es bisher niemals ging.« Er spreizte seine Hände. »Er wird völlig neue Möglichkeiten sehen. Und er will später mal zur Polizei«, fügte er, bevor Eve widersprechen konnte, schmeichlerisch
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