Toedliche Verfolgung
weiterhin mit der Pistole in Schach. Es sah nicht so aus, als wollten die Herren ihnen einfach nur Fragen stellen und dann wieder verschwinden. Es schien eine längere, unangenehmere Sitzung zu werden. Würde seine Haushälterin Rosetta die Polizei benachrichtigen, wenn er nicht pünktlich nach Hause kam? Wahrscheinlich nicht, es war schon öfter vorgekommen, dass er länger gearbeitet und einfach vergessen hatte, sich zu melden. Aber Arthurs Frau würde ihn doch sicherlich vermissen, oder? Sein Blick glitt hinüber zu seinem Partner, der inzwischen so aussah, als stünde er kurz vor einem Herzinfarkt. Nun ja, vielleicht wäre sie auch froh, wenn er nicht so früh wiederkam. Oder überhaupt jemals.
Karl Hoppes hatte Schwierigkeiten, Luft zu bekommen. Die gebrochene Nase war zugeschwollen, und in seinem Mund hatten sich so viel Blut und Schleim angesammelt, dass er beim Schlucken jedes Mal fast ertrank. Durch seine Augenschlitze versuchte er seinen Partner anzuschauen, aber seine Sicht war zu unscharf, um mehr von dessen Gesicht erkennen zu können als eine blutende, geschwollene Masse. Wahrscheinlich war das auch besser so, denn er hatte schon mit sich selbst genug zu tun. Er zuckte zusammen, als ein weiterer dumpfer Schlag Arthur Bell aufstöhnen ließ. Leider hatte er eine ziemlich genaue Vorstellung davon bekommen, wie es sich anfühlte, wenn die Fäuste der Männer auf Magen, Nieren oder Leber trafen. Es tat höllisch weh. Das war es doch alles nicht wert, es war an der Zeit, dem ganzen Theater ein Ende zu bereiten. Sein erster Versuch, etwas zu sagen, endete in einem erstickten Gurgeln. Karl spuckte Blut und Zahnsplitter auf den teuren beigefarbenen Teppich.
»Hören Sie auf, wir … sagen Ihnen … was Sie wissen … wollen.«
Der Verbrecher, der neben ihm stand, beugte sich zu ihm hinunter und entblößte sein mit Goldzähnen gespicktes Gebiss. »Warum denn nicht gleich so? Also, was ist mit dem Lastwagen passiert?«
Karl fuhr mit der Zunge über seine aufgeplatzte Lippe. »Er … wurde gestohlen.«
Ohne Vorwarnung versank die Faust des Mannes in seinem gut gepolsterten Bauch.
»Umpf.« Husten schüttelte Karls lädierten Körper. »Halt! Ich … sagte doch, ich erzähle alles.«
»Der Diebstahl ist nicht gerade eine Neuigkeit. Sie sollten sich ein bisschen mehr bemühen.«
Arthur saß wimmernd vornübergebeugt in seinem Stuhl, er würde ihm sicher nicht helfen. »Wir … brauchten Geld, deshalb haben wir … einen Dieb beauftragt, den Truck zu stehlen.«
»Die zusätzliche Versicherung zahlt einen ganzen Batzen, wenn die Ladung verloren geht«, ergänzte der Verbrecher.
Karl wollte nicken, überlegte es sich dann aber anders, als ein scharfer Schmerz durch seinen Kopf fuhr. »Ja. In letzter … Zeit lief … das Speditionsgeschäft … nicht so gut.«
»Und da dachten Sie, dass auch ruhig die Pakete von Mr Fellini verschwinden könnten.«
»Nein! Das war nicht … so geplant. Er hat die Lieferung erst ziemlich spät in Auftrag gegeben.«
Wie beiläufig schlug der Mann seine Faust gegen Karls Kinn. »Aber immerhin noch früh genug, um auch darauf eine Versicherungspolice abzuschließen.«
Halb bewusstlos hing Karl in den Fesseln, sein Kopf dröhnte, sein Kiefer pochte. Er hatte keinen Zweifel mehr, dass die Männer es ernst meinten. Und vor allem schienen sie bereits alles zu wissen. »Ja.«
»Gut, wir kommen der Sache anscheinend näher. Wer hat den Truck gestohlen?«
»Den …« Karl hustete und spuckte erneut aus. »… ganzen Namen weiß ich nicht, wir haben in einer Bar den Tipp bekommen, dass José der Richtige für so etwas wäre. Den Kontakt … haben wir per Telefon hergestellt. Als er den Truck hatte, hat er uns angerufen.«
»Und wo ist er jetzt?«
»Das weiß ich nicht.«
Der zweite Mann nahm seine glühende Zigarette aus dem Mund und drückte sie an Arthurs Hals. Karls Augen weiteten sich, als er die Schmerzensschreie seines Partners hörte. »Hören Sie auf!«
»Was möchten Sie uns erzählen?«
»Ab morgen Mittag wird er in Gunnison stehen.« Kein Grund, von dem Peilsender zu erzählen, mit dessen Hilfe sie jede Bewegung des Trucks verfolgen konnten und der es José und auch Richards ermöglicht hatte, ihn zu finden. Vielleicht hatten sie Glück und konnten ihn verschwinden lassen, bevor die Kerle Gunnison erreichten.
»Gunnison, wo?«
»Co … Colorado. Auf einem Abstellplatz am Rand der Stadt.«
»Inhaber des Trucks ist ein gewisser Jack S. Tease, stimmt das?«
»Ja.
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