Toedliche Verfolgung
konzentrierte sich darauf, seinen Truck ohne größere Schäden in den engen Weg zu bugsieren. Tief hängende Zweige kratzten über den Lack und ließen ihn zusammenzucken. Er lenkte den schaukelnden Lastwagen noch einige Meter tiefer in den Wald, dann stoppte er. Das Ticken des abkühlenden Motors klang laut in der plötzlichen Stille. Einen Moment lang saß er regungslos da und lauschte.
Lissa hatte ihre Maschine hinter dem Truck abgestellt und wartete darauf, dass Jack herauskam, doch er rührte sich nicht. Rasch lief sie zur Fahrerseite und blickte durch die Scheibe. Jack war nirgends zu sehen. Laut klopfte sie ans Fenster. Als Jacks Kopf plötzlich erschien, zuckte sie erschrocken zurück. Sein Blick war so intensiv, dass ihr Herz unwillkürlich heftiger pochte. Lissa trat einen Schritt zur Seite, um ihm zu ermöglichen, aus der Fahrerkabine auszusteigen. Während er seine große Gestalt aus dem Truck schwang, glitten ihre Augen über jeden Zentimeter seines Körpers. Erleichtert atmete sie auf, als sie erkannte, dass er anscheinend unverletzt war.
»Was war eben los?«
»Eben?«
»Der Motor ist schon seit mehreren Minuten aus.«
»Ich habe mich umgezogen.« Jack strich mit einem Finger über ihre Wange und hob dann ihr Gesicht an. Seine braunen Augen betrachteten sie besorgt. »Alles in Ordnung mit dir?«
»Es geht mir gut.« Jack erkannte offensichtlich die Lüge, ließ sie ihr aber durchgehen. Deshalb redete sie schnell weiter. »Was machen wir jetzt?«
Jack ließ seine Hand sinken und richtete sich auf. »Am besten laden wir erst einmal das Motorrad ein.«
»Okay.«
Jack schloss die hintere Klappe des Anhängers auf und löste die Riegel, bevor er mit der Steuerung, die seitlich angebracht war, die Klappe herunterfuhr. Das Piepsen und Blinken der Lampen ließ Lissa zusammenzucken.
Unruhig sah sie sich um. »Kann man das nicht abstellen?«
»Nein. Keine Angst, hier ist niemand.«
Trotzdem behielt Lissa auch weiterhin ihren Blick auf das Ende der Schotterpiste gerichtet. Wenn in diesem Augenblick die Verbrecher vorbeikämen … Ruckartig richtete sie sich auf. Sie musste die Polizei anrufen! Während Jack weiterhin die Ladeklappe im Auge behielt, zog Lissa ihr Handy aus der Hose.
Neugierig blickte Jack sie an. »Was tust du da?«
»Ich rufe die Polizei.«
»Das habe ich schon getan, gleich nachdem der Jeep uns nicht mehr gefolgt ist. Mit etwas Glück dürften die Männer schon verhaftet sein.«
»Und warum verstecken wir uns dann hier?«
»Falls die Polizei nicht schnell genug war. Ich werde nachher erneut nachfragen, ob sie gefasst sind, aber vorher werde ich kein Risiko eingehen, den Typen noch einmal zu begegnen. Beim nächsten Mal werden sie sicher nicht zögern, uns zu töten.«
Lissa unterdrückte ein Schaudern. Nein, vermutlich nicht. Sie würden ihre Waffen ziehen und sie einfach erschießen. Schließlich waren sie zwei lästige Zeugen, die ihnen ihre Beute gestohlen und den Mord beobachtet hatten. Aber es brachte nichts, sich deswegen jetzt verrückt zu machen, es war wichtiger, dass sie herausfanden, warum überhaupt so ein Interesse an dem Truck bestand. Was hatte Jack geladen, das so vielen zwielichtigen Typen so wichtig war? Um nicht noch mehr kostbares Tageslicht zu vergeuden, steckte Lissa das Handy zurück in ihre Hose und wandte sich der Laderampe zu, die inzwischen dicht über dem Boden schwebte.
»Alles klar, du kannst drauf, ich fahre dich dann wieder hoch.«
Lissa schob die Harley auf die Metallplatte und beobachtete irritiert, wie Jack zu ihr trat. »Und wer bedient jetzt den Schalter?«
Jack deutete auf die Rampe. Dort war ein kleiner Hebel eingebaut, den man mit dem Fuß bedienen konnte.
»Ich bin beeindruckt. Beam uns hoch, Scotty.«
Fasziniert beobachtete Lissa, wie sich Jacks ganzes Gesicht veränderte, als er lachte. Während er sonst ernst und unnahbar wirkte, umgaben nun Lachfältchen seine Augenwinkel und in seinen Wangen erschienen zwei winzige Grübchen. »Dein Wunsch ist mir Befehl.«
Lissa konnte nicht sagen, ob das seltsame Gefühl in ihrem Magen von der sanften Aufwärtsbewegung der Rampe herrührte oder ein Zeichen dafür war, dass Jack sich immer tiefer in ihr Herz einschlich. Sie befürchtete Letzteres. Schon heute Morgen in der Zelle hatte sie dieser Anziehung nachgegeben und konnte es kaum erwarten, ihn noch näher kennenzulernen. Natürlich war Jack nicht der liebenswürdigste Mann, den sie kannte, und sie wusste nicht, ob er überhaupt zu
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