Toedliche Verfolgung
über, aus dem Fenster zu starren. Als könnte sie es nicht ertragen, ihn anzusehen. Der Druck in seiner Brust verstärkte sich. Bisher hatte er gedacht, dass er das Geschehene und auch Erin mit der Zeit würde vergessen können. Dass das Schuldgefühl und auch die Sehnsucht nach ihr geringer werden würden. Aber das war eine Illusion gewesen. Es gab nur eine Möglichkeit: Er musste seinen Frieden mit Erin und dem, was er getan hatte, schließen, bevor er wieder zu seinem normalen Leben zurückkehren könnte.
Lissa wachte auf, weil irgendetwas fehlte. Sie hatte in der Nacht wie ein Stein geschlafen, gut behütet zwischen Jacks warmen Körper und der gepolsterten Schlafbank. Genau, das war es: Kälte drang an ihren Rücken. Eilig drehte sie sich um und blickte in das düstere Innere der Fahrerkabine. Wo war Jack? Lissa zog die Decke enger um sich und setzte sich langsam auf. Durch Schlitze in den Vorhängen drang ein wenig Licht herein. Wie spät war es?
»Jack?«
Keine Antwort. War er abgehauen? Sofort verwarf sie diesen idiotischen Gedanken. Jack würde seinen Truck nie verlassen – und sie auch nicht. Zumindest nicht, ohne vorher Bescheid zu sagen. Rasch zog sie ihre Shorts aus und schlüpfte in ihre Jeans. Ihre Zähne klapperten, als der kühle Stoff ihre Haut berührte. Lissa schob sich auf den Vordersitz und öffnete den Vorhang. Unter dem Blätterdach war es noch relativ dunkel, nur wenige Sonnenstrahlen drangen bis zum Boden vor. Gerade als Lissa die Tür aufmachen wollte, erschien Jack. Er lächelte, als er sie durch das Fenster sah. Sie versuchte, mit den Fingern ihre wirr abstehenden Haarsträhnen zu glätten, aber wie sie aus jahrzehntelanger, leidvoller Erfahrung wusste, war das unmöglich. Sie gab es auf, als die Tür sich öffnete und Jack seinen Kopf hereinsteckte.
»Guten Morgen.«
Sein Lächeln ließ ihren Puls in die Höhe schnellen. Ihre Augen wanderten über sein Gesicht, nahmen gierig jedes Detail in sich auf. Die Art, wie seine Lachfältchen sich vertieften, die winzigen Grübchen, die in seinen Wangen aufblitzten. Das belustigte Funkeln in seinen Augen. Langsam streckte sie die Hand aus und fuhr über sein Kinn.
»Du hast dich rasiert.«
Jack trat einen Schritt näher und beugte sich zu ihr hinunter. »Für dich.« Er rieb seine Wange an ihrer. »Gut so?«
»Perfekt.« Lissa umfasste sein Gesicht mit beiden Händen. »Aber ich mochte dich auch unrasiert.«
Jack genoss es, als sie ihn an sich zog und mit ihren Lippen seinen Mund berührte. Seine Daumen strichen über ihre Wangenknochen, während seine Finger sich in ihre Haare wühlten. Sachte strich er mit der Zunge über ihre Oberlippe, fuhr den Umriss ihres Mundes nach. Leider hatten sie keine Zeit für weitere Zärtlichkeiten, sie mussten aufbrechen. Er lehnte seine Stirn für einen Moment an ihre, bevor er sich widerwillig aus ihren Armen löste.
»So leid es mir tut, es wird Zeit, dass wir aufbrechen.« Lissas lauter Seufzer brachte ihn zum Lachen. »Du machst es mir wirklich nicht leichter.«
»Das hatte ich auch nicht vor.« Lissa sprang aus dem Truck, als Jack einen Schritt zurücktrat. »Aber ich weiß, dass es jetzt erst einmal wichtiger ist, die Datenspeicher in gute Hände zu übergeben.« Sie blickte in die Fahrerkabine zurück. »Wo sind sie überhaupt?«
»Ich habe sie eben in der Mine versteckt.«
Lissa nahm ihren Rucksack und eine Wasserflasche. »Bin sofort fertig.«
Damit verschwand sie den Weg hinunter. Jack blickte ihren schwingenden Hüften nach, bis sie hinter dem Lastwagen verschwunden war. Kopfschüttelnd machte er sich daran, ihre Abfahrt vorzubereiten. Er stopfte frische Kleidung in Lissas Rucksack, genauso wie sein Portemonnaie, das Handy und die Papiere für den Truck. Die Decken verstaute er zusammengefaltet wieder hinter der Rückbank. Gerade als er aussteigen wollte, trat er gegen etwas Hartes. Was war das? Jack beugte sich vor und tastete den Kabinenboden ab. Seine Finger schlossen sich um den Lauf der Schrotflinte, die der Dieb hier liegen gelassen hatte. Er zog sie hervor und legte sie auf den Sitz. Sollte er sie mitnehmen, um sich notfalls damit verteidigen zu können, oder sie lieber hier lassen, damit er nicht mit der vermutlich illegalen Waffe erwischt werden würde?
»Wo hast du die denn her?«
Lissas Stimme hinter ihm ließ ihn zusammenzucken. »Sie gehörte dem Dieb, ich habe sie gerade gefunden.«
»Was machen wir damit?«
Jack drehte sich zu Lissa um. Ihre Haare waren wieder
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