Toedliche Verfolgung
sitze.«
Wie auf dem Motorrad. Deshalb war er nur so schwer von der Maschine heruntergekommen! Und sie hatte sich auch noch über ihn lustig gemacht. Scham stieg in ihr auf. »Wie ist das passiert?«
»Ein Unfall.«
Jack hatte wieder zu seiner wortkargen Art zurückgefunden. Aber diesmal würde sie ihn nicht damit davonkommen lassen. Sie musste einfach wissen, was geschehen war. »Mit dem Truck?«
»Nein, die Verletzung hatte ich schon davor.«
»Bist du deshalb nicht mehr beim Militär?«
Jack seufzte hörbar auf. »Das hatte ganz andere Gründe.«
Die er Lissa allerdings auch nicht erzählen wollte. Zumindest nicht, solange sie noch hier waren und sie halb nackt vor ihm stand. Später vielleicht, irgendwann einmal. Die Wunde war noch zu frisch, um darin herumzustochern. Dabei hatte er nur seine Pflicht getan, oder vielmehr das, was er dafür hielt. Seine Vorgesetzten hatten es dagegen als Befehlsverweigerung angesehen, als er gegen ihren ausdrücklichen Wunsch anfing, gegen Kollegen zu ermitteln, die nachweislich geheime Informationen weitergegeben hatten. Nestbeschmutzer war noch einer der freundlicheren Ausdrücke gewesen, die seine Kollegen für ihn übrig gehabt hatten. Nicht alle, aber die meisten. Schließlich war ihm von oberster Stelle nahegelegt worden, sich entweder versetzen zu lassen oder dem Militär ganz den Rücken zu kehren. Erst hatte er überlegt, aus Prinzip zu bleiben, denn sie konnten ihn gar nicht entlassen, da er nichts Unrechtes getan hatte. Aber dann hatte er erkannt, dass er sich damit nur selbst das Leben schwer machen würde und war gegangen. Bis heute hatte er diesen Schritt keinen Moment bereut.
Sein Blick fiel auf Lissa, die ihn mit besorgter Miene beobachtete. Er bedauerte, dass ihre vorherige Fröhlichkeit verschwunden war. Langsam trat er auf sie zu und zog sie in seine Arme. »Ich erzähle es dir später, okay?«
Lissa legte ihre Hände um seine Wangen und blickte forschend in seine Augen. Schließlich nickte sie. »In Ordnung. Sag mir Bescheid, wenn du so weit bist.«
Mit geschlossenen Augen lehnte Jack seine Stirn an ihre. Er wusste nicht, womit er jemanden wie Lissa verdient hatte, aber er war sehr dankbar dafür, dass sie bei ihm war. Widerstrebend löste er sich von ihr. Die kalte Nachtluft drang langsam in den Truck vor, sie sollten sich ankleiden. Jack beobachtete, wie Lissa sich schweigend anzog und dann in ihrer Gepäcktasche wühlte. Bedauerte sie es, mit ihm geschlafen zu haben? Nein, das konnte er sich nicht vorstellen, dazu war sie zu … befriedigt gewesen. Er lehnte sich an die Wand und sah zu, wie Lissa mit einem Handtuch über das Motorrad wischte. Mit Mühe unterdrückte er ein Grinsen. Irgendwie hatte er erwartet, dass Lissa sich zuerst um ihre geliebte Maschine kümmern würde.
Ihr Kopf zuckte zu ihm herum, anklagend blickte sie ihn an. »Ich werde nie wieder auf dieser Maschine fahren können, ohne daran zu denken, was wir darauf getan haben.«
»Gut.« Die fast animalische Befriedigung in seinem Tonfall sandte einen Schauer über Lissas Rücken. Ihre Augen weiteten sich, als er sich von der Wand abstieß und panthergleich auf sie zukam. »Ich werde es sicher auch nicht vergessen.« Er schob eine Haarsträhne hinter ihr Ohr. Sein Atem streifte ihre Wange. »Niemals.«
Er war wirklich gut. Sie glaubte ihm, dass er sie in Erinnerung behalten würde. Am liebsten hätte sie sich sofort wieder auf ihn gestürzt, aber es wurde Zeit, ein wenig Distanz zu schaffen. Auch wenn das nur körperlich der Fall sein konnte, denn aus ihrem Herzen würde sie ihn nicht wieder vertreiben können. Wie hatte er das nur so schnell geschafft? Sicher hatten auch die entsetzlichen Ereignisse dazu beigetragen, dass ihre Gefühle viel intensiver geworden waren, aber im Grunde lag es an Jack selbst. Schon von Anfang an hatte sie etwas in ihm gespürt, das sie nicht mehr losließ. Sie konnte nur hoffen, dass es ihm ähnlich ging.
Lissa strich ein letztes Mal über die Harley und warf dann das Handtuch auf die Gepäcktasche. Es brachte nichts, weiter darüber nachzugrübeln. Die nächsten Tage würden zeigen, wie viel Jack für sie empfand und ob sie eine gemeinsame Zukunft hatten. Resigniert verzog Lissa den Mund. Sie hatte die letzten Tage so getan, als wäre sie jemand anders, frei und ungebunden, aber jetzt holte ihre Sehnsucht nach einer richtigen Beziehung sie wieder ein. Vermutlich war sie nicht dafür geschaffen, ohne tiefere Gefühle mit einem Mann zu schlafen. Im
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