Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tödliche Versuchung

Tödliche Versuchung

Titel: Tödliche Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janet Evanovich
Vom Netzwerk:
sie sehr gern, aber die Schwerkraft war nicht freundlich mit ihr umgegangen.
    »Im Seniorenklub ist ein Mann, auf den habe ich schon länger ein Auge geworfen«, sagte Grandma. »Er ist eine echte Schönheit. Ich glaube, wenn ich rote Haare hätte, würde er von mir endlich Notiz nehmen.«
    Meine Mutter klappte den Mund auf, um etwas zu entgegnen, besann sich aber eines Besseren und nahm noch etwas Hühnchensalat.
    Ich wollte mir die Details von Grandmas Eroberung lieber ersparen, deswegen kam ich gleich zur Sache. »Habt ihr von dem Brand in der Stadt gehört?«
    Grandma schmierte dick Majonäse auf eine Brötchenhälfte. »Meinst du das Haus an der Adams Ecke Third? Heute Morgen habe ich Esther Moyer beim Bäcker getroffen, die hat mir erzählt, bei dem Einsatz hätte ihr Sohn Bucky am Steuer des Feuerwehrwagens gesessen, und Bucky hätte gesagt, es wäre ein riesiges Feuer gewesen.«
    »Sonst noch was?«
    »Esther hat noch gesagt, bei der Durchsuchung des Gebäudes gestern hätte man im zweiten Stock eine Leiche entdeckt.«
    »Wusste Esther, wer der Tote war?«
    »Homer Ramos. Esther meinte, er wäre zu feinem Krümel verbrannt. Und dass er erschossen worden wäre. Er hatte ein großes Loch im Kopf. Ich habe heute in die Zeitung geguckt, wann er bei Stiva aufgebahrt wird, aber es stand nichts drin. Das wäre doch endlich mal was. Bei dem könnte Stiva wohl nicht mehr viel ausrichten. Höchstens das Einschussloch mit Balsamierwachs stopfen, wie bei Moogey Bues, aber bei den krümeligen Körperteilen wäre er mit seinem Latein auch am Ende. Eigentlich könnte sich die Familie Ramos das Geld für die Beerdigung auch sparen, weil, Homer ist ja praktisch schon verbrannt – wenn man es mal von der positiven Seite nimmt. Wahrscheinlich brauchen sie ihn nur auf ein Kehrblech zu fegen und in ein Glas zu stecken. Das heißt, der Kopf muss ja noch übrig geblieben sein, woher hätten sie sonst gewusst, dass ein Loch drin ist. Den Kopf würden sie bestimmt nicht in das Einmachglas reinkriegen, es sei denn, sie würden mit einem Spaten draufhauen. Ein paar kräftige Schläge, und er wäre zerbröselt. Wetten?«
    Meine Mutter tupfte sich mit der Serviette den Mund ab.
    »Ist dir nicht gut?«, fragte Grandma sie. »Hast du wieder eine von deinen Hitzewallungen?« Grandma beugte sich zu mir. »Das sind die Wechseljahre!«, flüsterte sie.
    »Das sind nicht die Wechseljahre«, erwiderte meine Mutter.
    »Weiß man, wer Ramos erschossen hat?«, fragte ich Grandma.
    »Davon hat Esther nichts gesagt.«
    Um ein Uhr war ich abgefüllt mit Hühnchensalat und Reispudding. Ich schleppte mich aus dem Haus zu meinem Honda Civic und entdeckte, einen halben Häuserblock weiter, Mitchell und Habib in ihrem Wagen. Mitchell winkte mir freundlich zu, als ich zu ihnen hinübersah. Ohne den Gruß zu erwidern, stieg ich ins Auto und fuhr zurück zu Moon Man. Ich klopfte an die Tür und Moon sah mich mit der gleichen Entgeisterung wie vorhin an. »Ach, ja«, sagte er nach einer Weile. Dann hob er zu einem Kifferlachen an, schüttelte sich gicksternd.
    »Räum deine Taschen aus«, sagte ich zu ihm.
    Er kehrte die Hosentaschen nach außen, ein Haschischpfeifchen fiel heraus. Ich hob es auf und warf es in den Hausflur. »Sonst noch was?«, fragte ich. »Irgendwelche Trips? Marihuana?«
    »Nein, ej. Und du? Hast du was dabei?«
    Ich schüttelte den Kopf. Sein Gehirn sah wahrscheinlich so aus wie die kleinen toten Korallen für Heimaquarien, die man in Zoogeschäften kaufen kann.
    Er drückte sich an mir vorbei und ging zu dem Honda Civic. »Ist das dein Auto?«
    »Ja.«
    Er schloss die Augen und streckte die Arme nach vorne. »Keine Energie«, stellte er fest. »Ich spüre überhaupt keine Energie. Das ist nicht das richtige Auto für dich.« Er schlug die Augen wieder auf, schlenderte über den Gehsteig und zog seine schlabbernde Hose hoch. »Was bist du für ein Sternzeichen?« »Waage.«
    »Siehst du! Das habe ich mir gedacht. Du bist Luft. Und das Auto hier ist Erde. Oh, Mann, ej, das ist kein Auto für dich. Deine Kreativität, und dann dieses Auto – das kann nicht gut gehen.«
    »Stimmt«, sagte ich, »aber was anderes kann ich mir im Moment nicht leisten. Steig ein.«
    »Ich habe einen Freund, der kann dir das passende Auto besorgen. Er ist Dealer, so eine Art jedenfalls. Er dealt mit Autos.« »Ich komme bei Gelegenheit darauf zurück.«
    Moon Man lümmelte sich auf den Beifahrersitz und kramte seine Sonnenbrille hervor. »Schon besser, ej«,

Weitere Kostenlose Bücher